LiCORNE: EU will eigene Lithium-Lieferketten aufbauen

Das EU-finanzierte Projekt LiCORNE („Lithium Recovery and Battery Grade Materials Production from European Resources“) soll die erste Lithium-Lieferkette in Europa aufbauen. Ziel ist es, die europäischen Kapazitäten zur Verarbeitung und Veredlung von Lithium zu steigern.

So soll die Produktion von Batterie-tauglichen Chemikalien aus Erzen, Solen, Bergbauabfällen und Batteriekathodenmaterialien außerhalb der Spezifikation gefördert werden, wie es in einer Mitteilung der EU-Kommission heißt. Die European Climate Infrastructure and Environment Executive Agency fördert das Projekt mit insgesamt rund 6,8 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre.

Diese geplante Lieferkette umfasst demnach „fünf große Primärrohstoffbesitzer“ mit Ressourcen, die allein in Europa 2,7 Millionen Tonnen Lithiumkarbonatäquivalent (LCE) umfassen sollen. Schließt man auch die Vorkommen dieser fünf Unternehmen ein, die außerhalb Europas liegen, steigen die LCE-Ressourcen auf 7,8 Millionen Tonnen. Allerdings will sich die EU mit dem Projekt auf die europäischen Vorkommen konzentrieren, auch wenn theoretisch auf anderen Kontinenten abgebautes Material immer noch in Europa verarbeitet werden könnte. Mit den in Europa verorteten 2,7 Millionen Tonnen LCE könnte man etwa 3.000 GWh Batteriezellen herstellen.

Auf der Homepage des Projekts wird unter anderem der chilenische Chemiekonzern Sociedad Química y Minera als Projektpartner genannt, der in der Batterie-Branche unter seinem Kürzel SQM als einer der größten Lithium-Förderer Chiles bekannt ist.

LiCORNE soll zudem verschiedene Technologien für die Verarbeitung und Rückgewinnung von Lithium untersuchen. Da zu der geplanten Wertschöpfungskette auch ein Kathodenhersteller gehört, sollen Lithium, Kobalt und Nickel, das aus Kathodenmaterial-Abfällen recycelt wird, wieder verwendet werden können. Laut der Projekt-Website dürfte es sich dabei um Umicore handeln.

Aus Deutschland ist zum Beispiel das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an LiCORNE beteiligt. Das KIT spezifiziert, dass die Lithiumvorkommen nicht nur mineralische Vorkommen umfassen, sondern auch die Lithium-haltige Sole von Thermalwasser, aber auch Altbatterien werden als Lithium-Quelle gesehen.

„Am KIT untersuchen wir die Lithium-Gewinnung mithilfe elektrochemischer Methoden aus geothermalen Tiefenwässern im Oberrheingraben“, sagt Fabian Jeschull vom Institut für Angewandte Materialien des KIT. „Hierfür nutzen wir unter anderem bereits vorhandene eisenbasierte Batteriematerialien, dank derer wir die Ionen aus lithiumhaltigen wässrigen Salzlösungen effektiv filtern können. Das Funktionsprinzip ähnelt dabei dem einer Lithium-Ionen-Batterie.“

Außerdem untersuchen die Forschenden ausgediente Lithium-Ionenspeicher. „Diese könnten eine wichtige zukünftige Quelle sein, um zentrale Rohstoffe für die derzeit stark wachsende Batterieindustrie wiederzugewinnen“, so Jeschull. „Durch neue Recyclingverfahren wollen wir so zusätzlich eine ‚neue alte‘ Rohstoffquelle erschließen.“

Weitere deutsche Partner sind die EnBW und das Fraunhofer ICT.
europa.eu, kit.edu, licorne-project.eu (Liste der Projektpartner)

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