Recharge Industries vollzieht Britishvolt-Aufkauf

Das US-australische Unternehmen Recharge Industries hat das insolvente britische Batterie-Startup Britishvolt übernommen. Der Deal, der sich Anfang Februar bereits abgezeichnet hatte, ist laut einer offiziellen Mitteilung von Recharge Industries nun abgeschlossen.

Damit ist auch die von Britishvolt geplante Batteriezellenfabrik in der nordenglischen Grafschaft Northumberland gerettet. In der offiziellen Mitteilung gibt es darüber hinaus kaum weitere Details. Laut einem Bericht der BBC werden die neuen Eigentümer den Markennamen Britishvolt behalten, aber den Plan für die Fabrik ändern: Statt Batteriezellen für große Autohersteller zu produzieren, beabsichtige das Unternehmen, sich zunächst auf Akkus zur stationären Energiespeicherung zu konzentrieren, heißt es in dem Beitrag. Anschließend sollen vor Ort Batterien für Hochleistungssportwagen produziert werden.

Weder in der offiziellen Mitteilung noch im BBC-Bericht wird die Kaufsumme für die Vermögenswerte von Britishvolt genannt. Bekannt ist dagegen, dass die verbleibenden Mitarbeiter als Teil des Deals zu Recharge wechseln werden. Die Arbeiten an dem geplanten UK-Werk sollen in den kommenden sechs bis zwölf Monaten starten und die ersten Produkte aus der Produktionsstätte bis Ende 2025 auf den Markt kommen.

Kurzer Rückblick: Britishvolt präsentierte sich erstmals 2020 mit Plänen, eine Batteriezellenfabrik in Großbritannien errichten zu wollen. Als Standort wurde in der Folge die Stadt Blyth in Northumberland auserkoren. Berichte über eine schwierige Finanzlage gab es jedoch bereits seit Monaten. Im August 2022 zog sich Gründer und CEO Orral Nadjari zurück – offiziell, um den Weg für die „nächste Phase“ des Projekts freizumachen. Der „Guardian“ berichtete aber bereits im Sommer 2022 unter Berufung auf eine interne Präsentation, dass die Bauarbeiten auf dem Gelände in Blyth bis Februar stark eingeschränkt werden sollen, um wegen fehlender Finanzmittel die Ausgaben zu minimieren. Als dann die britische Regierung Ende Oktober einen Finanzierungsvorschuss über 30 Millionen Pfund ablehnte, verdichteten sich die Hinweise, dass Britishvolt bald Insolvenz anmelden müsse.

Mitte Januar 2023 kam es zur Insolvenz. Ein Bieterverfahren weckte aber umgehend die Hoffnung, dass die Werkspläne weiter verfolgt werden könnten. Die Baugenehmigung für das Grundstück ist bekanntlich bereits erteilt. Bereits Anfang Februar berichteten mehrere Medien und Agenturen unter Berufung auf eine Publikation der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, dass Recharge Industries unter mehreren Bietern das beste Angebot gemacht habe und deshalb als Käufer für das Pleite gegangene britische Batteriezellen-Startup Britishvolt ausgewählt worden sei.

Bei Recharge Industries handelt es sich um ein australisches Batterie-Startup, das sich im Besitz der US-Investorengruppe Scale Facilitation befindet. Das Unternehmen plant wie berichtet bereits eine eigene Batteriezellenfabrik in Australien mit einer Jahreskapazität von bis zu 30 GWh. Die BBC schreibt, dass Recharge Industries in vielerlei Hinsicht ein ähnliches Profil aufweise wie Britishvolt. So handele es sich ebenfalls um ein Startup mit wenig Produktionserfahrung.

David Collard, Gründer und CEO von Scale Facilitation, wird in dem Bericht mit den Worten zitiert, dass „wir eine validierte Technologie einbringen“, die vom US-Verteidigungsindustrie verifiziert worden sei und bereits über einen Unterauftragnehmer an die britische Marine geliefert werde. Die Technologie, die Recharge Industries über eine Lizenz nutzen will, stammt von US-Technologiepartner Charge CCCV oder kurz C4V.

In der offiziellen Mitteilung lautet Collards Statement wie folgt: „Unser Vorschlag kombinierte unsere finanziellen, kommerziellen, technologischen und produktionstechnischen Fähigkeiten mit einem äußerst glaubwürdigen Plan, um schnell mit der Ausrüstung vor Ort zu beginnen.“ Im Endausbau könnte die Fabrik direkt und indirekt bis zu 8.000 Arbeitsplätze vor Ort schaffen.

Großbritanniens Bemühungen um die Ansiedlung von Batteriezellherstellern, die die lokal ansässigen Volumenhersteller der Autoindustrie versorgen können, müssen derweil offenbar weitergehen. Sollte sich bewahrheiten, dass Recharge Industries eher den stationären Speichermarkt und automobile Nischenanwendungen anpeilt, sieht es auf der Insel für die lokale Zelllieferung an britische Fahrzeugwerke von Ford, General Motors, Jaguar Landrover, BMW und andere noch immer mau aus. Entsprechende Pläne gibt es aktuell nur von Envision AESC in Nachbarschaft des Nissan-Werks im englischen Sunderland.
rechargeindustries.com, bbc.com

 

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