MCV stößt mit eigenem E-Stadtbus auf deutschen Markt vor

Der ägyptische Hersteller Manufacturing Commercial Vehicles (MCV) kündigt einen Batterie-elektrischen Bus an, der eigens für den deutschen Markt entwickelt wurde. Für Vertrieb, After-Sales und Services hat der OEM mit der MCV Deutschland GmbH auch bereits eine Tochtergesellschaft gegründet.

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Die offizielle Präsentation des integralen, vollelektrischen Zwölf-Meter-Niederflurbusses wird im März am Deutschland-Zentrum in Meschede erfolgen. Erste Details gibt es aber schon vorab: So handelt es sich bei dem Modell für den deutschen Markt nicht um einen bloßen Fahrgestellaufbau. Das ist interessant, denn für den Markt in Großbritannien nutzt MCV beispielsweise die BEV-Basis von Volvo Bus. Laut Marketingleiter Jochen Grau von der MCV Deutschland GmbH ist der Elektrobus für den deutschen Markt vielmehr als ein eigenständiges Produkt komplett neu entwickelt worden.

Kurz ein paar Worte zu der MCV Deutschland GmbH. Diese ist vergangenes Jahr mit Sitz in Bestwig/Meschede in Nordrhein-Westfalen gegründet worden. Die Tochter des ägyptischen Herstellers soll ihr Hauptaugenmerk auf den Vertrieb und die Instandhaltung von Stadt- und Überlandbussen mit elektrischem Antrieb (Batterie und Brennstoffzelle) legen. Weitere internationale Ableger unterhält MCV in Großbritannien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Südafrika und Singapur.

Doch zurück zum Elektro-Solobus namens C127 EV für den deutschen Markt. Marketingchef Jochen Grau liefert im Vorfeld der Premiere Einblicke in das technische Datenblatt des Modells. So können auf dem Dach des neuen Elektrobusses Batteriepakete mit einer Kapazität von 308 kWh, 385 kWh oder 462 kWh verbaut werden. Die flüssigkeitsgekühlten Batterien liefert Forsee Power. Konkret verbaut MCV den Batterie-Typus ZEN Plus LiNMC, mit dem „bis zu 5.000 Ladezyklen möglich sein“ sollen.

MCV verspricht hohe VDV-Richtlinienkonformität

Geladen wird nach Angaben von Grau wahlweise mittels CCS2-Stecker (150 kW) oder mit bis zu 450 kW über die Stromschiene. Auf der Höhe der Zeit ist der Hersteller nach eigenen Angaben zudem mit dem sogenannten „aktiven Balancing“ der Batterien und dem Einbau einer CO2-Wärmepumpe.

Beim Antrieb setzt MCV auf einen elektrischen Zentralmotor von Actia mit einer Peakleistung von 250 kW und einem maximalen Drehmoment von 3.000 Nm. „Von Anfang an haben wir den deutschen Markt mit seinen Bedürfnissen bei der Entwicklung im Blick gehabt“, betont Grau. Der C127 EV habe dementsprechend eine hohe VDV-Richtlinienkonformität und werde die Branche mit interessanten Ausstattungsdetails überraschen. Eher klassisch muten die Ventura-Türen, ZF-Achsen, das VDV-Armaturenbrett und das Spiegelersatzsystem von Orlaco an. Auch die Cantilever-Bestuhlung und damit ein flexibles Innenraumkonzept kennt man vom Wettbewerb.

Bei den Abmessungen bleibt der MCV-Elektrobus ebenfalls innerhalb bekannter Dimensionen: Er misst 12,07 Meter in der Länge, 3,2 Meter in der Höhe und 2,55 Meter in der Breite. Der Radstand beläuft sich auf 5,9 Meter.
Bei einer maximalen Achslast von 11,5 Tonnen und der maximalen Stehplatzkapazität je Quadratmeter können dann beispielsweise beim Zweitürer in Summe 85 Fahrgäste mitfahren – 37 sitzend und 45 stehend. Beim Dreitürer ist wegen der erhöhten Stehplatzzahl sogar die Beförderung von 90 Fahrgästen möglich.

Gut durchdachte Detaillösungen sollen das Produkt vom Wettbewerb abheben, revolutionieren will MCV den E-Bus-Markt aber offenbar nicht – weder mit Leichtbau noch mit Batterien im Boden. Die deutsche MCV-Tochter hat neben der Batterie-elektrischen auch noch eine Brennstoffzellen-Variante angekündigt. Aus diesem Grund werde es eine H2-Tankstelle auf dem Service-Gelände der deutschen Niederlassung begeben, heißt es. Die Planungen sollen bereits abgeschlossen sein. Der neue Standort in Meschede soll grundsätzlich auf die Bedürfnisse von alternativ angetriebenen Nutzfahrzeugen ausgerichtet und in Kürze fertiggestellt werden.

Wurzeln als Generalvertretung von Daimler

MCV ist wie oben erwähnt weltweit aktiv: Mit Werken in Ägypten, Singapur und Südafrika ist der Hersteller am Busmarkt als Global Player vertreten. Die auf Mercedes-Benz-Fahrgestellen basierenden Busse von MCV verkaufen sich gut. Das Betriebsgeheimnis ist schnell entdeckt: Mit durchaus schwäbischer Philosophie wurde MCV im Jahr 1994 als Generalvertretung von Daimler gegründet und hat sich den Marktbedürfnissen seitdem kontinuierlich angepasst. Erfahrung aus der CKD-Montage von Omnibussen waren dabei hilfreich. 2006 begann dann die Produktion unter dem eigenen Markennamen.

MCV fertigt in Ägypten jährlich rund 10.000 Omnibusse und 1.500 Lastkraftwagen. Im Portfolio sind Stadt-, Überland- und Reisebusse sowie Lastkraftwagen für die unterschiedlichsten Anwendungen. MCV beschäftigt weltweit etwa 6.000 Mitarbeiter und ist international in mehr als 50 verschiedenen Ländern rund um den Globus präsent. Nach eigenen Angaben werden rund 60 Prozent der Jahresproduktion exportiert.

Autor: Rüdiger Schreiber

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