Dienstantritt von Hyzons H2-Sattelschlepper bei Mpreis und DB Schenker

Mpreis und DB Schenker setzen in Österreich und Deutschland jetzt erste Wasserstoff-betriebene Sattelschlepper von Hyzon Motors ein. Im Fall von Mpreis ist das erste Exemplar von 70 bestellten Hyzon-Nutzfahrzeugen angekommen. DB Schenker least den H2-Sattelschlepper bei Hylane.

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Bei beiden Kunden kommt der Hyzon Hymax 250 zum Einsatz – ein Sattelschlepper, der als Fahrzeugkombination auf 40 Tonnen kommen kann. Sowohl Mpreis als auch DB Schenker sprechen in ihren jeweiligen Ländern von einer Premiere: In dieser Gewichtsklasse sei der Wasserstoff-Sattelschlepper in Österreich ein Novum, teilt der österreichische Nahversorger mit. „In Deutschland setzen wir die erste für den regulären Betrieb zugelassene Wasserstoff-Sattelzugmaschine ein“, stimmt DB Schenker mit ein. Hintergrund ist, dass zwar schon H2-Lkw wie der Xcient von Hyundai auf der Straße sind, aber der Hyzon Hymax 250 als Sattelschlepper im Schwergewicht mit seinem Brennstoffzellen-Antrieb noch weitgehend konkurrenzlos ist.

Kurz zur Einordnung: Hyzon Motors montiert Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge in den USA und Europa. Das US-Unternehmen konnte nach der Gründung im März 2020 sehr schnell expandieren, da es auf die Technologie von Horizon Fuel Cell Technologies zurückgreifen konnte –  einem Unternehmen für Wasserstoff-Brennstoffzellen, das vor etwa 18 Jahren in Singapur gegründet wurde. Doch in Europa verlief der Start holprig. Für die im Juli 2020 im niederländischen Groning eröffnete Europa-Zentrale holte Hyzon anfangs Holthausen Clean Technology ins Boot. Doch nur zweieinhalb Jahre später übernahm Hyzon im Dezember 2022 die vollständige Kontrolle über sein Europa-Geschäft. Der Schritt hatte sich angedeutet, denn mit dem Joint-Venture-Partner war Hyzon wohl zunehmend unzufrieden.

Hyzon ist kein OEM im klassischen Sinn, sondern die Firma nutzt bestehende Fahrzeuge als Basis für ihren entwickelten BZ-Antrieb. In den Niederlanden bauen die Hyzon-Lkw auf der Sattelzugmaschine XF Space Cab von DAF auf. Übrigens: In Deutschland bekannt wurde Hyzon spätestens mit der im Juni 2022 angekündigte Übernahme des deutschen Umrüst-Spezialisten Orten, die jedoch im Oktober 2022 vor ihrer Vollstreckung schon wieder aufgekündigt wurde.

So viel zur Vorrede. Der Tiroler Lebensmittelhändler Mpreis hatte im Jahr 2021 bei Hyzon eine Bestellung über bis zu 70 Schwerlast-Lkw mit Brennstoffzellen-Antrieb getätigt. Die Auslieferung sollte eigentlich im Mai 2022 beginnen, aufgrund von Lieferengpässen einzelner Komponenten verzögerte sich die Übergabe jedoch. In einer Unternehmensmitteilung bestätigt Mpreis nun jedoch die Ankunft des ersten Exemplars aus Hyzons Montage in den Niederlanden. In den nächsten Jahren soll der gesamte Mpreis-Fuhrpark sukzessive auf Brennstoffzellen-Lkw umgestellt werden.

Der nun in Betrieb genommene H2-Truck beliefert Mpreis-Filialen, die in der Nähe der Inntalautobahn zwischen dem Firmensitz in Völs bei Innsbruck und Kufstein liegen. Den grünen Wasserstoff, mit dem das Modell betrieben wird, stellt Mpreis selbst her. Dafür hat das Unternehmen eine eigene Elektrolyseanlage errichtet. Auch betankt wird der H2-Lkw am Firmensitz in Völs. Mpreis hat dort eine Wasserstoff-Tankstelle gebaut, die die erste Lkw-Tankstelle inklusive Trailerbefüllstation in Österreich und die derzeit leistungsstärkste Wasserstoff-Tankstelle Europas sein soll.

Mpreis gibt an, dass das Fahrzeug vom Typ Hyzon Hymax 250 – den Pressebildern zufolge in der Konfigration 4×2 – an die eigenen Bedürfnisse angepasst wurde, führt aber nicht aus, inwiefern. Der Nahversorger wird das Fahrzeug nicht selbst betreiben, sondern hat dafür den in Innsbruck ansässigen BZ-Spezialisten JuVe AutoMotion ins Boot geholt. Künftig will das erst 2021 gegründete Startup als ein zentraler Importeur von Hyzon-Fahrzeugen in Österreich agieren und als Dienstleister für Brennstoffzellen-Lkw den gesamten österreichischen Markt abdecken.

Der von Mpreis nun eingeflottete H2-Sattelschlepper beherbergt eine 120-kW-Brennstoffzelle, einen 250-kW-Peak-E-Motor, wiegt ohne Auflieger 19 Tonnen und fasst in seinen Tank rund 39 Kilogramm Wasserstoff. Vollgetankt sei er in rund elf Minuten, teilt der Mittelständler mit. Die Reichweite soll etwa 450 Kilometer betragen, wobei die Batterie-Reichweite mit rund 60 Kilometern separat ausgewiesen ist. Den Verbrauch geben die Tiroler circa 10 Kilogramm auf 100 Kilometern an.

„Unsere derzeit noch größtenteils mit Diesel betriebene Lkw-Flotte ist mit rund 4.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr ein großer Treibhausgas-Emittent. Ein H2-Lkw reduziert die Emissionen im Vergleich zu einem herkömmlichen Diesel-Lkw um etwa 65 Tonnen CO2 pro Jahr“, schildert Ewald Perwög, Projektinitiator von Mpreis Wasserstoff. „Mit der schrittweisen Umstellung unseres gesamten Lkw-Fuhrparks auf H2-Lkw kann der ‚Corporate Carbon Footprint‘ stark reduziert werden, womit wir unseren Beitrag zur Klimaneutralität leisten, die Österreich bis spätestens 2040 erreichen will.“

Mpreis bezeichnet sich als Vorreiter im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit. So zählt die Familienfirma zu den größten Photovoltaikbetreibern Österreichs und war nach eigenen Angaben das erste Unternehmen Europas, das einen Passivhaus-Supermarkt gebaut hat. Nun setzt der Lebensmittelhändler auf grünen Wasserstoff, „weil wir die Dekarbonisierung unseres Unternehmens weiter vorantreiben und ‚Teil der Lösung‘ in Bezug auf die Klimawende sein möchten“, so Geschäftsführerin Martina Dutzler.

Konkret treibt Mpreis die Wasserstoff-Idee schon seit 2016 um. Unter der seinerzeit eingerichteten Division Mpreis Sustainable Energy Solutions wurde im März 2020 die Errichtung von einer Single-Stack-Elektrolyseanlage begonnen. Zwei Jahre später ging der PAE-Elektrolyseur in Betrieb. Im Juni 2022 eröffnete der Mittelständler ergänzend am Firmensitz in Völs eine Wasserstofftankstelle speziell für Lkw. An der von Linde Engineering entwickelten Anlage sollen mit den Nfz-üblichen 350 bar in zehn Minuten bis zu 40 Kilogramm Wasserstoff in die Fahrzeuge getankt werden können. Binnen eines Tages sollen an der Zapfsäule bis zu 40 Lkw betankt werden können.

Verwoben ist die Wasserstoff-Initiative des Nahversorgers mit dem Forschungszentrum HyWest am Green Energy Center Europe in Innsbruck: „Der erste H2-Lkw ist der letzte Logistikbaustein für den Wasserstoff Business Case und einer in sich funktionierenden lokalen grünen Wasserstoffwirtschaft bei Mpreis“, äußert Nikolaus Fleischhacker, Leiter des Forschungszentrums HyWest. „Auf regionaler Ebene verbinden wir mit HyWest und weiteren Forschungswettbewerbsprojekten (…) das Mpreis-Projekt mit der H2-Region Zillertal, wo in Zukunft Schwerlastmobilitätsanwendungen wie Züge, Busse und Pistenraupen mit grünem Wasserstoff betrieben werden sollen und mit dem H2-Projekt der TIWAG beim Innkraftwerk Kufstein/Langkampfen, wo ein multifunktionales Wasserstoffzentrum den Bedarf an grünem Wasserstoff im Brenner-Korridor abdecken soll.“

Fürs Erste beliefert der Hyzon-Sattelschlepper wie erwähnt Mpreis-Filialen, die in der Nähe der Inntalautobahn zwischen dem Firmensitz in Völs bei Innsbruck und Kufstein liegen. Wasserstoff-betriebene Solo-Lkw, die den Fuhrpark später ergänzen sollen, werden dann zu den Filialen in Tirols Tälern fahren. „Wir sind unglaublich stolz, dass wir den ersten wasserstoff-betriebenen Brennstoffzellen-Lkw Österreichs offiziell in Betrieb nehmen können“, so Geschäftsführerin Martina Dutzler. Mpreis erhalte regelmäßig Besuch von internationalen Akteuren, um sich zur Umsetzung des Konzepts zu informieren.

Auch in Deutschland ist inzwischen ein Hyzon Hymax 250 unterwegs. DB Schenker setzt den Sattelschlepper als 40-Tonnen-Fahrzeugkombination im täglichen Verkehr zwischen der Geschäftsstelle Köln und dem belgischen Eupen ein. Auch hier handelt es sich den Pressebildern nach um eine 4×2-Anordnung (Hyzon vermarktet auch eine 6×2-Variante des Hymax 250). Im Gegensatz zu Mpreis hat DB Schenker den H2-Truck jedoch nicht gekauft, sondern beim Unternehmen Hylane geleast. Die Zusammenarbeit soll längerfristig bestehen: DB Schenker beabsichtigt, mit dem Leasingunternehmen schrittweise eine Flotte von Brennstoffzellenfahrzeugen aufzubauen. Hyzon Motors wird wiederum wie berichtet 18 Brennstoffzellen-Lkw an Hylane liefern.

Die Reichweite des Hyzon-Lkw gibt DB Schenker mit rund 400 Kilometer an, zugleich sei die maximale Nutzlast höher als bei reinen E-Lkw. Und als weiteren großen Vorteil der Wasserstoff-Technologie im alltäglichen Einsatz bezeichnet der Logistikkonzern den schnellen Betankungsvorgang von etwa 15 Minuten. Und: Der Großraum Köln solle sich sehr gut für den Einsatz der Wasserstoff-Zugmaschine eignen, „vor allem auch dank der gut ausgebauten Tank-Infrastruktur in dieser Region“, heißt es.

„Der Einsatz des ersten Wasserstoff-40-Tonners im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschland und Belgien ist ein großer Erfolg im Rahmen unserer langfristigen Nachhaltigkeitsziele“, äußert Cyrille Bonjean, Executive Vice President Land Transport in Europe bei DB Schenker. „Er zeigt, dass wir technologisch auf der Höhe der Zeit agieren. Und er ist ein gutes Beispiel für die Wichtigkeit der Kooperation mit innovativen und leistungsstarken Unternehmen der grünen Mobilität.“ Weitere Wasserstoff-Zugmaschinen seien geplant.

DB Schenker gehört bei etlichen Lkw-Neuheiten zu den ersten Bestellern, Käufern bzw. Leasern. Das gilt etwa für den Mercedes eActros, den MAN eTruck, den eTrailer von Trailer Dynamics oder den Volta Zero von Volta Trucks, der in 150-facher Ausführung im Laufe des Jahres bei DB Schenker eintreffen soll. Insgesamt sind bei Volta Trucks 1.500 Einheiten bestellt. Bei all diesen Beispielen handelt es sich jedoch um Batterie-elektrische Anwendungen.

Der Wasserstoff-Antrieb im Fernverkehr ist für DB Schenker noch Neuland. Der Konzern nutzt den Hyzon-Lkw ab sofort in einem Pay-per-Use-Modell von Vermieter Hylane, der wiederum zur DEVK gehört und sich auf die Bereitstellung von Wasserstoff-Lösungen im Logistiksektor spezialisiert hat. Die Kooperation beider Unternehmen besteht seit über zwei Jahren und umfasst neben der Mietvereinbarung auch gemeinsame Entwicklungsprojekte: Die Fahr- und Betriebsdaten des nun startenden Regelverkehrs auf der Strecke Köln – Eupen werden von Hylane daher auch zur weiteren Verbesserung ihrer nutzungsbasierten Mietmodelle für CO2-neutrale Mobilität verwendet.

„Gemeinsam mit DB Schenker die erste Wasserstoff-Sattelzugmaschine in Deutschland in den Einsatz zu bringen, ist ein wichtiger Erfolg“, betont Hylane-Geschäftsführerin Sara Schiffer. „Darauf haben wir lange hingearbeitet. DB Schenker nimmt mit der Erprobung der Fahrzeuge eine Vorreiterrolle ein. Zusammen sammeln wir wichtige Erfahrungen für einen Markthochlauf von Wasserstoffmobilität in Deutschland.“

Mitte April wurde bekannt, dass Hylane insgesamt 18 Brennstoffzellen-Lkw bei Hyzon Motors bestellt hat. Die DEVK-Tochhter bietet Kunden zunächst Fahrzeuge von vier Herstellern – neben Hyzon sind das Hyundai, Daimler Truck sowie MAN Truck & Bus beziehungsweise eine Umbaulösung der Firma Framo eTrucks mit Brennstoffzelle der Bosch GmbH. Das Angebot von Hylane sieht eine Mindestmietdauer von 24 Monaten vor.
newsroom.prdbschenker.com

1 Kommentar

zu „Dienstantritt von Hyzons H2-Sattelschlepper bei Mpreis und DB Schenker“
Stefan Keller
09.03.2023 um 14:21
"Der von Mpreis nun eingeflottete H2-Sattelschlepper (...) wiegt ohne Auflieger 19 Tonnen (...)"Ist das tatsächlich das Leergewicht der Zugmaschiene? Das wäre ja verheerend! Oder doch eher das zul. GG?

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