Batteriezellen: Volkswagen startet Werksbau in Valencia und plant Drittverkauf

Bild: PowerCo

Volkswagen hat in Valencia nun offiziell den Startschuss für den Bau der zweiten Batteriezellenfabrik des Tochterunternehmens PowerCo gegeben. Außerdem soll Volkswagen Beteiligungen an Rohstoff-Minen und den Verkauf seiner Batteriezellen an andere Abnehmer ins Auge fassen.

Zunächst nach Valencia: Die Eckdaten des dortigen Gigafabrik-Entwurfs waren schon zuvor bekannt – und bestätigen sich jetzt. Der Bau des Batteriewerks startet wie geplant im ersten Quartal 2023, die jährliche Produktionskapazität zur Herstellung der „Einheitszelle“ soll sich auf 40 Gigawattstunden belaufen, der Standort mehr als 3.000 direkte Arbeitsplätze schaffen und die Produktion 2026 anlaufen. Erstmals erwähnt Volkswagen anlässlich des Baubeginns nun aber, dass die Fertigungsstätte „perspektivisch“ auf 60 GWh ausgebaut werden könne und bis zu 30.000 indirekte Arbeitsplätze bei Zulieferern und Partnern in Spanien initiiert würden.

Die Zellfabrik selbst wird in Sagunt ansässig – in unmittelbarer Nähe von Valencia auf einer Fläche von rund 130 Hektar. Zusammen mit dem geplanten Zulieferpark, der parallel zur PowerCo-Fabrik errichtet wird, beläuft sich die Fläche nach Angaben Volkswagens auf 200 Hektar. Die Energieversorgung der Zellfabrik will die Volkswagen-Tochter vollständig mit Grünstrom aus Sonne und Wind bewerkstelligen. Dazu entsteht in der Nähe des Werks unter anderem ein 250 Hektar großer Solarpark. Außerdem gibt Volkswagen an, dass wiederum „perspektivisch“ der Rohstoffkreislauf direkt auf dem Gelände der Zellfabrik geschlossen werde. Heißt: Es sollen vor Ort auch Kapazitäten zum Recycling und Wiederaufbereiten geschaffen werden.

Seit ihrer Gründung im Juli 2022 hat Volkswagen-Tochter PowerCo mit Salzgitter, Valencia und St. Thomas in Ontario/Kanada drei Standorte für Zellfabriken festgelegt. Zwei davon befinden sich bereits im Aufbau, nämlich die in Salzgitter und nun auch die bei Valencia. In der Lieferkette für die E-Auto-Produktion soll das Valencia-Werk eine wichtige Lücke schließen. Es wird künftig „unter anderem die Fahrzeugwerke in Martorell und Pamplona mit Einheitszellen beliefern“, teilen die Wolfsburger mit.

Die lokale Zellfertigung ist bekanntlich Teil einer 10-Milliarden-Euro-Investition von Volkswagen, Seat und weiteren Partnern in Spanien, die im Gegenzug mit einer großen staatlichen Förderung einhergeht. Zur Grundsteinlegung kam ergo auch Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez. „Die Fabrik, die hier gebaut wird, ist ein Beispiel für das Engagement der spanischen Regierung für Innovation und nachhaltige Mobilität. Sie ist ein Zeichen unseres Engagements für die Industrie, aber auch für die Merkmale, die eine unternehmerische Nation auf dem globalen Markt ausmachen: Innovation, territorialer Zusammenhalt und öffentlich-private Zusammenarbeit“, wird er zitiert.

Unterdessen lassen Statements von Thomas Schmall, Volkswagen-Konzernvorstand Group Technology und Aufsichtsratsvorsitzender der PowerCo, gegenüber Reuters aufhorchen. Demnach plant Volkswagen Beteiligungen an Rohstoff-Minen und den Drittverkauf seiner Batteriezellen. Dadurch sollen allen voran die Kosten gesenkt werden. Das passt zu Volkswagens Präsentation eines 25.000-Euro-Elektroautos, das ab 2025 in Europa verkauft werden soll und das diese Woche weltweit Aufmerksamkeit erlangte.

Volkswagens Pläne für die Tochter PowerCo gehen aber weiter. Ziel sei es, über die Eigenfertigung die Hälfte des eigenen Bedarfs zu decken und parallel an Drittkunden zu verkaufen, wird Schmall zitiert. Als Kunden feststeht offenbar Ford: PowerCo werde damit beginnen, Zellen an Ford für die 1,2 Millionen Fahrzeuge zu liefern, die der US-Autobauer in Europa auf der elektrischen MEB-Plattform von Volkswagen baut, heißt es im Reuters-Bericht.

Außerdem äußert Schmall die Absicht Volkswagens, direkt in Minen zu investieren – ohne jedoch nähere Details zu nennen. Man habe bisher die Rohstoffversorgung bis 2026 gesichert und werde in den nächsten Monaten entscheiden, wie man seinen Bedarf von da an decken will, so der Technikvorstand. Volkswagen wolle „ein globaler Batterielieferant werden“. Und: „In Zukunft wird es eine ausgewählte Anzahl von Batteriestandards geben. Mit unserem großen Volumen und dem Drittvertrieb wollen wir einer dieser Standards sein“. Die Produktion soll 2025 in Salzgitter, 2026 in Valencia und 2027 in Ontario starten. Vier weitere Batteriezellenwerke sollen allein in Europa entstehen.

Von Volkswagen selbst gibt es zu den letztgenannten Sachverhalten keine offizielle Stellungnahme. In der Mitteilung zur Grundsteinlegung nahe Valencia sind aber Passagen enthalten, die in Kenntnis von Schmalls Interviewaussagen in anderem Licht erscheinen: So geben die Wolfsburger bekannt, dass PowerCo bis 2030 über 20 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaften solle – unwahrscheinlich, dass darin das oben angerissene Geschäftsmodell mit dem Drittverkauf nicht eingepreist ist.

Außerdem wird Schmall auch in der offiziellen Mitteilung dahingehend zitiert, dass „wir mit der PowerCo auf die Überholspur gehen. (…)“. Und: „Unser Ziel steht: Wir wollen die PowerCo zu einem Global Player im Batteriegeschäft machen und mit nachhaltig gefertigten Batteriezellen den Weg für eine bessere Mobilität ebnen.“
volkswagen-newsroom.com, handelsblatt.com, reuters.com

2 Kommentare

zu „Batteriezellen: Volkswagen startet Werksbau in Valencia und plant Drittverkauf“
Frank W.
17.03.2023 um 17:32
Volkswagen hatte angekündigt standardisierte Fabriken zu bauen. Die 40GWh/a Presseankündigung und die abgebildete Fabrik stimmen nicht ganz überein wie mir scheint. In Salzgitter werden zwei Blöcke mit jeweils 20GWh/a gebaut, in Valencia nun 4 Blöcke mit jeweils 10GWh/a?
Jean Pierre
21.03.2023 um 06:12
VW baut neben der Fabrik einen 250 ha großen Solarpark um die Fabrik mit grünem Strom zu versorgen. Damit kann VW wirklich Batterien ohne CO2-Rucksack herstellen und sichert sich gleichzeitig günstige Strompreise über 25 Jahre.

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