Lilium und Customcells bereiten sich auf die Zertifizierung des eVTOL vor
Das E-Flugtaxi-Startup Lilium und das Batterieunternehmen Customcells fahren die Produktion von Batteriezellen mit hohem Siliziumgehalt hoch. Zunächst soll Customcells wöchentlich neue Batteriezellen produzieren und plant künftig tausende Zellen im Jahr an seinem Standort in Tübingen zu fertigen.
Lilium setzt auf die Siliziumanoden-Zellentechnologie von Ionblox. Die Bayern hatten Anfang des Jahres ihre Beteiligung an dem kalifornischen Unternehmen erhöht. Ionblox entwickelt Batteriezellen mit Silizium-dominanten Anoden für die elektrische Luftfahrt und will das frische Kapital nutzen, um seine Technologie zu skalieren.
Für die Produktion hatten Lilium und Customcells bereits im Jahr 2021 eine Kooperation angekündigt. Damals wurde Customcells als einer der als einer der Hauptlieferanten auserkoren, um die bestehende Lilium-Batterietechnologie serienreif zu machen.
Customcells nutzt eine Kombination aus standardisierten Produktionsprozessen und einem gemeinsam mit Lilium entwickeltem Prä-Lithiierungsprozess für Zellen mit hohem Siliziumgehalt. Letzterer wird derzeit für die Serienproduktion am Standort Tübingen vorbereitet.
Zudem ist Customcells nach eigenen Angaben kurz davor, die Luftfahrtstandards für Rückverfolgbarkeit und Prozesskontrolle zu erfüllen. Das wiederum ist eine Voraussetzung dafür, dass auch Lilium die Zertifizierung für sein elektrisches Flugzeug erhält.
„Wir freuen uns sehr über die Fortschritte, die wir mit Customcells erreicht haben. Sie sind ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Industrialisierung“, sagt Lilium-CEO Yves Yemsi.
In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres soll das eVTOL-Fluggerät, der nach Unternehmensangaben erste vollelektrische, senkrecht startende und landende Jet, seinen ersten bemannten Flug absolvieren. Lilium hat bereits damit begonnen, die Formen für sein Serienflugzeug herzustellen. Insgesamt sechs Flugzeuge sollen für die Zertifizierungsphase gebaut werden.
Hierfür benötigt das Unternehmen allerdings noch Kapital. „Uns fehlen circa 300 Millionen Dollar bis zum bemannten Erstflug“, erklärt Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand gegenüber dem „Handelsblatt“.
In einem Brief an die Aktionäre sagte das Unternehmen, dass Ende 2022 noch 206 Millionen Euro in der Kasse waren. Aber allein im ersten Halbjahr 2023 rechnet Lilium mit Ausgaben in Höhe von 125 Millionen Euro, womit klar ist, dass das Geld nicht bis zur Zertifizierung reichen werde.
customcells.de, handelsblatt.com, lilium.com (Brief an Aktionäre)
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