VW-Markenchef Schäfer plant E-Golf frühestens für 2028

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Volkswagen hat einige Einblicke in seine Modellplanung für die kommenden (Elektro-)Modelle gegeben. Laut Marken-CEO Thomas Schäfer sind dabei viele Punkte noch offen – da die Produktion neuer E-Autos auch von der Nachfrage bei den Verbrennern abhängen wird. Und diese wird auch in Brüssel entschieden.

Das grundsätzliche Ziel, dass die Marke VW in Europa nur noch Batterie-elektrische Fahrzeuge verkaufen will, bekräftigte Schäfer in dem Interview mit der „Automobilwoche“. Darin stellte der Vorstandsvorsitzende der Marke VW klar, dass es einen neuen elektrische Golf erst auf Basis der kommenden Elektro-Plattform SSP kommen wird. Und die sei – nach aktuellem Stand – für das Jahr 2028 geplant. Davor wird es also keinen ID. Golf geben.

Dass der elektrische Golf die SSP benötigt, begründete Schäfer mit den „Golf-Genen“, die in dem Fahrzeug stecken sollen. So soll das Modell „etwa ein flacheres Dach gegenüber dem ID.3“ erhalten, was auf Basis des MEB oder der Weiterentwicklung MEB+ offenkundig nicht möglich ist. „Einfach irgendein Fahrzeug so zu nennen, geht nicht“, so Schäfer. „Den Fehler machen wir nicht.“

Ein zusätzlich zum ID.4 angebotenes E-SUV in der Größe eines Tiguan (bisher teilweise als ID. Tiguan bezeichnet) könnte hingegen bereits 2026 debütieren: „Bei einem hohen Modell wie dem Tiguan geht das schon. Das kriegen wir sehr gut mit der MEB+-Plattform hin. Da sind wir deutlich flexibler. Ob es Sinn macht, das jetzt schon zu machen oder erst später, müssen wir sehen“, wird Schäfer zitiert.

Entscheidung zu Trinity-Produktion noch 2023

Wie ihre aktuellen Verbrenner-Pendants könnten der ID. Golf und ID. Tiguan in Wolfsburg gebaut werden. Dort soll bekanntlich auch das verzögerte Flaggschiff-Modell Trinity (ebenfalls auf SSP-Basis, also nicht vor 2028) vom Band laufen. Den ursprünglich unter dem damaligen Konzernchef Herbert Diess geplanten Neubau in Wolfsburg-Warmenau hat die neue VW-Spitze um Konzernchef Oliver Blume und Schäfer vorerst gestoppt.

In dem Interview gibt Schäfer nun einige Hintergründe zum genauen Standort der Trinity-Produktion: „Das hängt davon ab, wieviel Platz im Stammwerk ist. Wenn der Bau von Verbrennern bis dahin so weit heruntergefahren ist, wie wir erwarten, dann haben wir dort voraussichtlich genug Platz und können das Fahrzeug ins Werk integrieren. Wenn nicht, müssen wir neu bauen“, so der Markenchef. „2026 wäre das sicher nicht gegangen. 2028 könnte es nach jetziger Prognose funktionieren.“ Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen.

Die künftige Verbrenner-Nachfrage (und damit indirekt die Trinity-Produktion) wird auch von den neuen Euro-7-Regelungen abhängen – die Details der Abgasnorm werden derzeit noch in Brüssel diskutiert. Wenn Euro-7 mit den Vorgaben kommt, die letztes Jahr im November genannt wurden, dann wird es laut Schäfer „extrem schwierig, gerade für kleinere Fahrzeuge“. „Sie brauchen dann auf jeden Fall eine Hybridisierung, einen Rundum-Kameragürtel, wahrscheinlich Wolframcarbid-Bremsen. Und ohne Automatik geht gar nichts“, so der Manager. „Bei größeren Fahrzeugen ist das nicht ganz so schlimm. Aber einen preiswerten Handschalter für unter 20.000 Euro, wie beim Polo, wird es dann nicht mehr geben.“

VW plant keinen Golf 9

Ein Verbrenner-Polo würde damit „fast so teuer wie die Serienversion des ID. 2all“. Das Aus für den Polo will Schäfer zwar nicht bestätigen, er deutet aber an, dass es ein Euro-7-konformer Kleinwagen deutlich schwerer auf dem Markt haben würde – für die günstigeren Varianten des Golfs dürfte Ähnliches gelten.

Vor diesem Hintergrund plant VW derzeit auch keinen Golf 9. Für den aktuellen Golf 8 soll es im kommenden Jahr eine große Produktaufwertung, also ein umfangreiches Facelift, geben. „Damit ist er prima bis Ende der Dekade aufgestellt. Dann müssen wir schauen, wie sich das Segment entwickelt“, so Schäfer. „Wenn sich die Welt bis 2026 oder 2027 ganz anders entwickelt als erwartet, dann können wir auch noch mal ein komplett neues Fahrzeug auflegen. Das glaube ich aber nicht. Bisher ist das nicht vorgesehen.“

Noch vor dem Golf 8 Facelift werden in diesem Jahr der neue Passat und Tiguan vorgestellt, später sollen der Tayron und 2025 der Nachfolger des T-Roc kommen. Der T-Roc wird dann „nach heutigem Stand“ der letzte neue VW-Verbrenner sein. „Der T-Roc ist vorerst der letzte neue Verbrenner in Europa, den wir am Horizont sehen“, sagt der VW-Markenchef. „Die anderen bekommen natürlich noch größere Produktaufwertungen. Aber komplett neue Fahrzeuge sind danach nicht im Plan, zumindest bisher nicht.“

Bis zu einem weiteren E-Kleinwagen unterhalb des ID.2, den Schäfer kürzlich in Aussicht gestellt hatte, dürfte es aber noch etwas dauern. Er spricht zwar „vielversprechende Ansätze“ an, etwa eine Kooperation mit einem anderen Hersteller, ein abgespecktes Bestandsmodell oder eine komplette Neuentwicklung. Aber: „Stand heute ist so ein E-Auto zu den aktuellen Batterie- und Rohstoffkosten preislich noch nicht darstellbar. Es wäre schön, wenn wir das in diesem Jahrzehnt hinbekommen könnten. Je früher, desto besser. Aber noch sind wir nicht so weit.“

Der aktuelle E-Up wird aber definitiv Mitte 2024 auslaufen, da dann die neuen UNECE-Regeln zur Cybersecurity in Kraft treten. „Wir müssten da sonst noch einmal eine komplett neue Elektronik-Architektur integrieren. Das wäre schlichtweg zu teuer. Da ist es besser, lieber gleich ein neues Auto zu entwickeln“, so Schäfer.
automobilwoche.de

2 Kommentare

zu „VW-Markenchef Schäfer plant E-Golf frühestens für 2028“
Andreas
03.04.2023 um 10:23
Es gibt da doch dieses Sprichwort: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
William Tahil
04.04.2023 um 12:40
So the ID3 has been a flop then? 2028 makes it practically ten years since the launch of the ID3 - so basically Volkswagen have managed to delay putting a mainstream ordinary everyday EV on the market for yet another 10 years. Ordinary people in America have been converting cars to EVs since the 1970s wihtout any fancy software and gizmos - without them, there would have been no "Tesla Motors" in fact. All I want is a car - not an electronic Christmas Tree on wheels running millions of lines of totally irrelevant software.

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