Tesla-Kompaktwagen könnte 53-kWh-Batterie bekommen

Tesla hat vor einigen Tagen den vollständigen Masterplan 3 veröffentlicht. Darin enthalten sind einige neue Infos zu kommenden Modellen. Zudem gibt es eine erneute Preissenkung in den USA sowie Änderungen im Top-Management.

In Auszügen hatte Tesla über den Masterplan 3 bereits beim „Investors Day“ Anfang März berichtet – das kommende Kompaktmodell aus der ebenfalls an diesem Tag angekündigten Giga Mexico war einer der wichtigsten Punkte. Inzwischen liegt das komplette Dokument vor. Darin geht es unter anderem um bisherige Modelle, eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und einen Überblick zu benötigten Batteriekapazitäten zur Elektrifizierung.

Doch auch drei Modelle, darunter das erwähnte Kompaktmodell, teasert Tesla in dem Bericht an. Was allerdings auffällt: Der Roadster 2 ist nicht mehr enthalten. Ob Tesla das bereits zur Präsentation des E-Lkw Semi enthüllte Modell nun gar nicht mehr auf den Markt bringt oder ob das Projekt nur pausiert, ist derzeit nicht bekannt. Elon Musk hat bekanntlich bereits in der Vergangenheit seine Meinung zu einzelnen Projekten immer wieder geändert. So galt ein neuer „Baby-Tesla“ lange Zeit als oberste Priorität, bis Musk in einem Quartals-Call angab, dass man derzeit nicht mehr an dem Fahrzeug entwickle. Inzwischen wurde aber eine eigene Plattform samt enormen Einsparzielen bei den Produktionskosten vorgestellt. Von Pausieren ist keine Rede mehr, stattdessen plant Tesla bis zu vier Millionen Einheiten seines Kompaktmodells – pro Jahr.

In einer Tabelle im Masterplan 3 (in der der Roadster eben nicht mehr enthalten ist) gibt Tesla für ein offiziell noch zu definierendes Kompaktmodell an, dass es eine 53 kWh große LFP-Batterie erhalten solle. Darüber rangiert das „Midsized“-Segment mit dem Model 3 und Model Y, das künftig wohl auch in den Long-Range-Modellen auf LFP-Zellen wechseln dürfte – genannt werden 75 kWh. Nur noch die „Large Sedans, SUVs & Trucks“ erhalten eine rund 100 kWh große NMC-Batterie mit hohem Nickelanteil. In dieser Tabelle werden auch ein „Commercial/Passenger Van“ (ein schon im Masterplan 2 angeteasertes Modell) sowie ein Tesla Bus genannt. Der Van soll die gleiche Batterie wie die „Large Sedans, SUVs & Trucks“ nutzen, für einen Bus wird eine 300 kWh große LFP-Batterie angegeben.

Model Y mit 4680-Batterie wohl frei bestellbar

All zu viel sollte in diese Tabelle allerdings nicht hineininterpretiert werden. Es lassen sich allerhöchstens grobe Trends ableiten, etwa ein wahrscheinlicher Wechsel auf eine ungefähr 75 kWh große LFP-Batterie bei den Mittelklasse-Modellen und dass Tesla nicht in die Regionen von 150 oder gar 200 kWh für seine Oberklasse-Modelle strebt. Zu den neuen Modellen ist – abgesehen von einigen Details zu dem Kompakt-Modell – sehr wenig bekannt. Allerdings überrascht dort, dass Tesla sehr spezifisch 53 kWh angibt – während alle anderen Batterie-Angaben eher in 25er Schritten oder noch größer gehalten sind.

Bis ein solches Kompaktmodell auf den Markt kommt, werden das Model 3 und Model Y die günstigsten Teslas bleiben. In den USA hat Tesla nun die Preise gesenkt – für alle Modelle. Für das Model Y ist im US-Konfigurator zudem eine neue Einstiegsversion erhältlich. Bei dieser wird vermutet, dass sie mit einem Akku aus Tesla-eigenen 4680-Zellen ausgestattet ist. Mit einer Beschleunigung von 5,0 Sekunden auf 60 mph (96 km/h) liegt das neue Basis-Model-Y fast auf dem Niveau eines Long Range. Mit 279 Meilen EPA-Reichweite (449 Kilometer) entspricht die Reichweiten-Angabe genau jenem „Model Y AWD“, das Tesla im März 2022 bei der EPA gemeldet hatte. Der Allradantrieb erklärt auch die Beschleunigungsleistung.

Mit 49.990 Dollar ist das 4680-Modell auch nur 3.000 Dollar günstiger als die Long-Range-Variante des Model Y, die in den USA nach der aktuellen Preissenkung ab 52.990 Dollar erhältlich ist. Offen ist, ob das lange so bleibt: Beim Model 3 gibt Tesla im US-Konfigurator an, dass es ab dem 18. April aufgrund der neuen Förder-Regeln nur noch 3.750 statt 7.500 Dollar Steuergutschrift gibt – da der Akku aus China stammt. Beim Model Y Long Range fehlt dieser Hinweis. Das Model Y mit Tesla-eigenen 4680-Zellen dürfte wohl für die vollen 7.500 Dollar Steuergutschrift qualifiziert sein.

Ob die aktuelle Preissenkung in den USA auf eine sinkende Nachfrage zurückzuführen ist, ist nicht bestätigt. Einigen Berichten zufolge scheint es wahrscheinlicher, dass Tesla sinkende Kosten an die Kunden weitergibt, denn offenbar wird die Produktion des Model Y im Laufe des zweiten Quartals sowohl in der Giga Texas in Austin als auch in der Giga Berlin weiter erhöht. In Grünheide baut Tesla inzwischen 5.000 Fahrzeuge pro Woche, in Texas sind es wohl noch 4.000 Model Y pro Woche – dort soll auch auf 5.000 Fahrzeuge erhöht werden.

Zudem gibt es zwei Neuerungen im Top-Management: China-Chef Tom Zhu, der zwischenzeitlich auch als Kandidat für eine Musk-Nachfolge als CEO gehandelt wurde, wird in dem Material für die im Mai terminierte Hauptversammlung, als Senior Vice President Automotive betitelt – unter den Executive Officers ist Zhu dort als viertes Mitglied der Führungsspitze aufgeführt. Noch beim „Investors Day“ Anfang März hatte sich Zhu als Verantwortlicher für die Produktion, Verkauf und Service vorgestellt. So oder so: Projekte wie der Kompaktwagen und die Pkw-Werke fallen unter seine Verantwortung.

Außerdem soll der Mitbegründer und frühere Chief Technology Officer (CTO) von Tesla, JB Straubel, in das Board of Directors einziehen. Er wurde für diesen Posten nun nominiert, offiziell muss er von der Hauptversammlung in das Gremium gewählt werden. Straubel ist bekanntlich CEO von Redwood Materials und beliefert über die Partnerschaft mit Panasonic Tesla indirekt mit recycelten Kupferfolien für die Anodenherstellung in der Giga Nevada.
insideevs.de, teslamag.de (beide Kompaktmodell), teslamag.de (US-Preise), teslarati.com (Model-Y-Produktion), teslamag.de (Zhu), teslarati.com (Straubel)

3 Kommentare

zu „Tesla-Kompaktwagen könnte 53-kWh-Batterie bekommen“
Markus Müller
11.04.2023 um 11:43
"den vollständigen Masterplan 3" - wie wenn das etwas Definiertes wäre. Tesla hat unter dem Namen 'Masterplan 3' ein paar unverbindliche Splitter von Information (und Desinformation?) publiziert. Und dabei, wie der Rest des Artikels zeigt, fast mehr Fragen aufgeworfen als geklärt.
BlumeFan
12.04.2023 um 09:13
Markus Müller und wie sind genau Deine KONKRETEN Pläne zur Rettung der Welt? Ich meine in eine 99% erneuerbare Energie-Zukunft?Was machst Du genau besser und wie?Oder nur typisch Deutscher (meckern)?
Daniel B
12.04.2023 um 08:56
Der Tesla Roadster ist in der Prio sicher nach unten gerutscht, weil er zum einen von den Stückzahlen vernachlässigbar ist (daher hat er auch im Masterplan 3 nichts als eigene Fahrzeugkategorie zu suchen) und zum anderen in der jetzigen Phase die Mission von Tesla eher bremst, indem Ressourcen von wichtigeren Projekten mit mehr Impact abziehen würde (z.B. Model 2, Megapacks, Wärmepumpe).

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