Nissan plant wohl eigene EV- und Software-Entwicklung ohne Renault
Der japanische Autobauer Nissan treibt laut einem Agenturbericht seine Wachstumspläne in Bereichen wie Software und Elektrofahrzeuge unabhängig von Allianz-Partner Renault voran. Dabei hatten die beiden Unternehmen zuletzt offiziell eine engere Zusammenarbeit vereinbart.
Die Ausgangslage: Anfang Februar 2023 hatte die Hersteller-Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi noch eine Neuausrichtung der bestehenden Partnerschaft verkündet. Geplant sind einige gemeinsame eMobility-Aktivitäten in Lateinamerika, Indien und Europa, wohl auch mit einer gemeinsamen 800-Volt-Plattform. Und: Die Renault Group wird ihre Beteiligung an Nissan deutlich reduzieren – von aktuell rund 43 Prozent auf 15 Prozent. Die Kreuzbeteiligung läge damit bei jeweils 15 Prozent, zudem gibt es eine Stillhalteverpflichtung.
Doch während die detaillierten Bedingungen dieser (im Vergleich zur früheren Zusammenarbeit stark eingeschränkten) Allianz final ausgearbeitet werden, gaben insgesamt sieben Personen mit Kenntnis der Angelegenheit gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, dass Nissan bereits neue Pläne schmiedet und die Fühler nach neuen Partnern ausstreckt.
So soll Nissan etwa nach einem Partner außerhalb der Autoindustrie suchen, um neue Software für die Fahrzeuge und Cloud-basierte Dienste zu entwickeln. Laut einer der Reuters-Quellen wolle Nissan damit eine Schwäche beheben, da das Unternehmen versuche, Autos „intelligenter und vernetzter“ zu machen. Die Software war auch einer der Punkte, den wie bei unserem Test des aktuellen Elektro-Flaggschiffs Ariya kritisiert haben.
Auch in einem anderen Bereich will sich Nissan dem Bericht zufolge unabhängiger von Renault machen – bei den Elektroantrieben. So soll zwar an der angekündigten Beteiligung von 15 Prozent an Renaults Elektroauto-Sparte Ampere festgehalten werden. Allerdings habe Nissan laut zwei der Informaten keine Pläne, „Ampere technische Unterstützung zu gewähren“. Auch die Nissan-eigene Hybridtechnologie „e-Power“ (ein serieller Hybrid) soll nicht dem Joint Venture von Renault, Geely und Aramco zur Verfügung gestellt werden.
Hintergrund des Unabhängigkeitsstrebens von Nissan ist offenbar die aus Sicht der Japaner ausgereizte Allianz – man sehe zwar noch Vorteile bei einer gemeinsamen Teilebeschaffung. Allerdings ist man im Nissan-Management zunehmend der Meinung, dass „Renault nicht seinen gerechten Anteil an den Kosten für Innovation und Entwicklung“ trage. „Selbst wenn Renault etwas von Nissan bekommt, ist es schwer, Vorteile in die andere Richtung zu ziehen“, sagte einer der Informanten. „Die Beschränkungen von Renault sind weg, und wir können uns frei bewegen.“
In einer gemeinsamen Erklärung gegenüber Reuters gaben die beiden Autobauer an, dass man weiter auf die „endgültige Partnerschaftsbedingungen“ hinarbeite, die beide Unternehmen wettbewerbsfähiger machen würde – was das genau heißen soll, wurde aber offen gelassen. Laut den Informationen der Nachrichtenagentur könnte Nissan noch im Laufe diesen Jahres einen Plan vorstellen, der von dem neuen „Go-it-alone“-Denken geprägt sein soll.
reuters.com
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