Weltpremiere VW ID.7: VW will auf die Langstrecke

Volkswagen hat mit der fast fünf Meter langen Limousine ID.7 sein vorläufiges Elektro-Flaggschiff vorgestellt. Mit neuem Antrieb und einer neuen Batterie-Größe soll der auf Reichweite und Komfort getrimmte ID.7 in Europa die Passat-Kundschaft bedienen – die bis zu 700 Kilometer Reichweite sollen aber auch in den USA und China überzeugen.

Bei jener Variante mit den viel zitierten 700 Kilometern Reichweite handelt es sich um den ID.7 Pro S. Möglich wird diese Reichweite – die Angabe ist übrigens nur eine interne Prognose, nicht eine offizielle WLTP-Messung – unter anderem dank des neuen, effizienteren E-Antriebs mit der Bezeichnung APP550. Die Details zu dieser 210 kW starken Antriebseinheit haben wir hier zusammengefasst.

Ein weiterer Faktor für die 700-Kilometer-Reichweite ist die bisher größte Batterie eines Elektroautos der Marke VW. Der Stromspeicher im ID.7 Pro S bietet einen nutzbaren Netto-Energiegehalt von 86 kWh (91 kWh brutto). Dabei handelt es sich aber nicht um einen weiterentwickelten Ersatz für den bekannten 77-kWh-Akku: Dieser bleibt im ID.7 Pro weiter im Angebot – mit bis zu 615 Kilometern Reichweite.

Ebenfalls wichtig ist natürlich die Aerodynamik. Die flache Limousinen-Karosserie gleitet besser durch den Wind als ein höherer ID.4. Und auch die Länge von satten 4,96 Metern (2,97 Meter Radstand) hilft in Kombination mit dem geschwungen auslaufenden Heck, die Luft besser um die Karosserie herumzuführen. Zahlreiche Details an Front und Heck (etwa Air Curtains vorne oder die prägnante Abrisskante am Kofferraumdeckel) sollen zu einem besseren Luftstrom beitragen. Das Ergebnis beim ID.7 ist ein cW-Wert von „ungefähr“ 0,23. Genau will es VW nicht beziffern, da der Luftwiderstand auch ausstattungsabhängig ist. Die Stirnfläche liegt bei 2,45 Quadratmetern.

Zurück zu den Antrieben: Beide Batterien werden mit dem neu entwickelten Antriebssystem kombiniert. Ob aber beide Versionen auch mit 210 kW Leistung kommen, wird in der Mitteilung nicht explizit bestätigt – möglich ist, dass der ID.7 Pro mit 77 kWh etwas weniger Leistung erhält, bisher waren es bei dieser Batterie mit der alten Antriebseinheit 150 kW. Klar ist aber, dass die Ladeleistung des 77-kWh-Akkus bei den bekannten 170 kW in der Spitze bleibt, beim neuen 86-kWh-Akku sollen es bis zu 200 kW in der Spitze sein. Die Ladedauer nennt VW hier noch nicht, allerdings soll sie unter möglichst vielen Bedingungen konstant sein: Der ID.7 erhält endlich auch eine Batterie-Vorkonditionierung, die den Akku vor einem Ladestopp automatisch ins optimale Temperaturfenster bringen soll.

ID.7 wird auf Langstrecken-Komfort getrimmt

Der erwähnte Radstand von 2,97 Metern schafft nicht nur Platz für die etwas größere Batterie, sondern sorgt auch für mehr Raum im Inneren – egal, ob man diesen mit fünf Erwachsenen samt Gepäck voll ausnutzt oder nur das luftiger Raumgefühl genießt. Und was natürlich nicht vergessen werden darf: Ein langer Radstand verbessert den Geradeauslauf, was wiederum ein stabiles und angenehmes Fahrverhalten auf der Langstrecke bieten soll.

Und genau darauf will VW seine E-Limousine optimiert haben, auch über den effizienteren Antrieb und die größere Batterie hinaus. Die Assistenzsysteme mit dem bekannten „Travel Assist mit Schwarmdaten“ (z.B. automatisierte Spurwechsel auf der Autobahn) sollen den Fahrer entlasten. Die neu entwickelten Vordersitze bieten optional eine „adaptive Sitz-Climatronic“, die selbstständig Sitzheizung und -kühlung steuert. Zudem soll eine „aufwändige, neue Massagefunktion“ für weitere Entspannung sorgen.

Da auch das in anderen ID.-Modellen optionale Augmented-Reality-Head-up-Display im ID.7 ab Werk verbaut ist, haben die Designer auch das Cockpit neu gestaltet. Das bisher auf der Lenksäule platzierte Tacho-Display ist jetzt in das Armaturenbrett integriert – es soll in der Logik der Designer ohnehin weniger benötigt werden, da der Fahrer alle wichtigen Informationen in der Windschutzscheibe ausgespielt bekommt.

Das so reduziertere Armaturenbrett mit integriertem Lüftungsschlitz wird nur durch den freistehenden 15-Zoll-Touchscreen unterbrochen. Auf diesem läuft das Infotainmentsystem der nächsten Generation mit neuer Grafik-Oberfläche und weiterentwickelter Menüführung. „Ziel war es, die Bedienung aller Funktionen so einfach, selbsterklärend und individualisierbar wie möglich auszuführen. Dazu wurde das Display in zwei permanent sichtbare Touchleisten und den Home-Screen gegliedert“, so VW in der Mitteilung. Und: Die Touch-Slider unter dem Display (u.a. Innenraum-Temperatur und Lautstärke) sind nun beleuchtet.

Neu im Vergleich zu anderen ID.-Modellen ist auch das optionale Panoramadach „Smart Glas“. In die Glasfläche ist eine Schicht aus speziellen Flüssigkristallen integriert. Wird an diesen Kristallen eine Spannung angelegt, richten sie sich entlang dieser aus und das Licht kann sie durchdringen. Liegt keine Spannung an, ordnen sich die Kristalle so an, dass das Glas blickdicht wird. Aktiviert wird der Schaltvorgang per Touchbedienung in der Dachkonsole oder via Sprachassistent. Mercedes hatte vor einigen Jahren eine ähnliche Lösung in das Glasdach seines Roadster-Modells SLC integriert.

ID.7 startet mit 77-kWh-Akku, neue Batterie-Option folgt später

Unabhängig vom Glasdach, den automatisch je nach Temperatur oder Feuchtigkeit heizenden und kühlenden Sitzen steht bereits fest, dass der ID.7 zum geplanten Europa-Verkaufsstart im Herbst (Vorverkauf ab Sommer) vorerst nur als ID.7 Pro auf den Markt kommen wird – also mit der 77-kWh-Batterie. Wann genau der ID.7 Pro S mit 86 kWh folgen wird, gibt VW noch nicht an. Ab 2024 wollen die Wolfsburger das Modell auch in Nordamerika anbieten – wie die Europa-Fahrzeuge sollen auch die US-Varianten im Werk Emden gebaut werden. Das heißt: Sollte es keine Einigung zwischen der US-Regierung und der EU über die Förderfähigkeit von E-Autos geben, die außerhalb von Nordamerika montiert werden, könnte dem ID.7 in den USA die dortige EV-Steuergutschrift von bis zu 7.500 Dollar entgehen.

Nochmals anders ist die Lage in China: Dort wird der ID.7 wie üblich lokal von den VW-Joint-Ventures gebaut und vertrieben. Laut ersten Anmeldungen beim zuständigen Ministerium wurde in China übrigens vorerst nur eine Variante des ID.7 registriert – mit 150 kW starkem Antrieb und einem 77-kWh-Akku von FAW-CATL. Ob der neue 210-kW-Motor mit dem größeren Akku auch nach China kommt, ist noch nicht bekannt.
volkswagen-newsroom.com

14 Kommentare

zu „Weltpremiere VW ID.7: VW will auf die Langstrecke“
JK
18.04.2023 um 07:20
Dieses 700km Märchen sollte echt verboten werden. Bei WLTP oder anderen Tests weiß man zumindest, dass es Papierwerte sind und die bieten immerhin grob eine Vergleichbarkeit. Wobei auch bei WLTP keine km als Einheit verwendet werden dürfte, weil dieser eben nichts mit der Praxis zu tun hat. Na klar kann man 700km mit einem Auto fahren. Bei 25km/h Hypermiling im Kreis sogar noch deutlich mehr. Stellt euch vor auf eine Flasche Bier steht "nach internen Schätzungen 0,0% Alkohol" tatsächlich sind es aber 10%, oops, "haben wir uns wohl verschätzt, ärgerlich". Ob jetzt VW oder Mercedes oder auch 600km+ beim Tesla model 3. Es sind Fantasiewerte die den Kunden in die irre führen. In anderen Branchen ist das verboten und wird bestraft...
Egon Kohler
25.08.2023 um 14:15
Ich würde es mal so sagen:* ES GIBT KEINEN "REALEN" VERBRAUCH * Punkt.Der Verbrauch hängt massivst vom Lastprofil (aka Fahrprofil + Zusatz-Lasten) ab. Die Mär vom "realen Verbrauch" stammt aus den Zeiten der Uralt-Verbrenner, wo der Verbrauch mehr oder weniger konstant war, weil die Effizienz im unteren und untersten Teillast-Bereich derart extrem schlecht wurde, dass der Sprit-Verbrauch trotz geringer Last nicht wesentlich abnahm.Es bräuchte also zumindest 2 Reichweiten-Angaben: 1) Autobahn bei Richtgeschwindigkeit 2) Überland bei Geschwindigkeit 50-100km/hWomit dann Zusatz-Lasten wie Heizung/Kühlung, erhöhte Fahrwiderstände durch Schnee/Wasser etc noch nicht abgedeckt wären, aber zumindest könnte sich dann jeder leicht ausrechnen, wie weit er bei Autobahnreisen normalerweise kommt, und wie viel weniger Energie er brauchen würde wenn er die Abkürzung über Land nimmt welche etwas länger dauert ;-)
Kayaba
20.04.2023 um 22:54
Ich will es mal anders ausdrücken, aber auf denselben Punkt kommen: Die Reichweite bei eAutos reduziert sich genau dann, wenn man sie braucht, nämlich bei hohen Reisegeschwindigkeiten auf der Autobahn. Bei vielen Autos bleibt ca. 1/3 von der angegebenen Reichweite selbst bei der Richtgeschwindigkeit von 130km/h übrig, bei den aerodynamischeren etwas mehr. Bei noch höheren Geschwindigkeiten wird das ganz schnell noch weniger. Das ist beim Verbrenner nicht so schlimm, weil das Tanken da nur 5min dauert. An der Ladesäule ist man mit einem eAuto erstmal min. 30min aufgehalten. Die angegebene Reichweite stellt sich nur dort ein, wo ich sie eigentlich nicht beötige, nämlich im Stadtverkehr oder kurzen Landstraßenetappen.Ich bin Interessierter und war Begeisterter von der E-Mobilität schon lange bevor Tesla das Model S auf den Markt brachte. Bin aber enttäuscht, dass die Industrie nicht resourcenschonendere Fahrzeuge auf den Markt gebracht hat. Eisenschweine mit 2to Leergewicht und Leistungen wie ein Supersportwagen für Fahrer, die das im Ernstfall gar nicht beherrschen können, nur weil die wegen der geforderten Reichweite großen Batterien eine sehr hohe Leistung abgeben können und ein leistungsstarker E-Motor nicht viel kostet. Das Resultat: die halbe Erde muss nach den genötigten Rohstoffen umgegraben werden und wieder werden indigene Bevölkerungen verdrängt und ihrer Lebensgrundlage beraubt z.B beim Lithium-Abbau.
Autojoe
19.04.2023 um 13:10
Wer's glaubt dem ist nicht zu helfen!
Markus
18.04.2023 um 19:47
Wie kann man einen solchen Nonsens von sich geben...
Matthias
18.04.2023 um 09:18
Kein Grund sich aufzuregen. Die Batteriegröße ist ja exakt angegeben. Damit weiß JEDER, der 1 und 1 zusammenzählen kann, dass der ID 7 bei 120 km/h auf der Autbahn ca. 400 km weit kommen wird. und im Stadtverkehr sind ggf. tatsächlich knapp 700 km drin.
Gunter Seke
19.04.2023 um 09:01
Wer sich bisher nicht oder wenig mit Elektromobilität beschäftigt hat, und das ist der Großteil der Bevölkerung, hat keinerlei Vorstellung zu realen Reichweiten. Und die meisten Autofahrer sind auch wenig technikaffin und -interessiert und wollen und werden sich auch in Zukunft mit so etwas nicht beschäftigen. Sie wollen fahren und ankommen.
NIKB
19.04.2023 um 09:50
Grundsätzlich weiß aber jeder, dass Normreichweiten / -verbräuche noch nie etwas mit der Realität zu tun hatten. Es war übrigens früher weniger schlimm. Meinen Corolla BJ 1996 konnte man problemlos mit den angegebenen 7,x l Benzin bewegen.
Peter
20.04.2023 um 17:12
1996 wurden Fahrzeuge (in Deutschland) üblicherweise noch mit 3 unterschiedlichen Verbäuchen für Stadt/Land/Autobahn angegeben.
eMobilitätsberatung-Berlin K.D. Schmitz
18.04.2023 um 18:40
Immer nur meckern, das hält ja kein (VW Fan) aus. Zum Glück bin ich Kia Fan, aber die auch vieles falsch.
JK
18.04.2023 um 19:02
Das Auto wird niemals 12.2 kWh/100km benötigen, auch in der Stadt nicht. Hinterm LKW auf der Autobahn ggf. Aber... Und nein - nicht jeder der 1 und 1 zusammenzählen kann, versteht wie die 700km zustande kommen sollen. Die Leute verstehen nicht mal den Begriff kWh. Somit ist da auch keine Transferleistung der Dreisatz von der Brutto oder Netto Angabe der Akkugröße zu den 700km auch nicht drinne. Hier wird ja offensichtlich mit falschen, unrealistischen Daten geworben für ein Produkt, was es so nicht gibt. Aber mit so genauen Angeben hat die Automobilindustrie ja nie sooo gehabt.
Kayaba
20.04.2023 um 23:04
Die Angaben werden bei einem genormten Zyklus ermittelt, der eben hohe Geschwindigkeiten nur in sehr geringem Umfang enthält. Und da sich der Luftwiderstand bei doppelter Geschwindigeit vervierfacht, steigt eben der Energieverbrauch entsprechend. Es gibt eine Seite im Internet für e-Autos, wo man in einem Online-Rechner für sehr viele Fahrzeuge die Reichweite bei Geschwindigkeiten von 0-130km/h sich anzeigen lassen kann. Damit muss sich jeder eAuto-Interessent beschäftigen für die Auswahl des geeigneten Typs für das eigene Fahrprofil.
Peter
19.04.2023 um 11:38
Bei Spritmonitor findet man ID.4 im Bereich 13kWh.
Bernhard Leopold
27.08.2023 um 09:43
Erstaunlich wie nahe am Tesla Model 3 aus 2016 der VW ID.7 im Jahre 2023 liegt.

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