VW baut eMobility-Entwicklungszentrum in China

Um neue Elektroautos in China schneller und gemäß den Anforderungen der chinesischen Kunden auf den Markt bringen zu können, wird der VW-Konzern ein neues Entwicklungszentrum für E-Autos bauen. In die Anlage in Hefei soll rund eine Milliarde Euro fließen.

Es handelt sich aber nicht um ein klassisches F&E-Zentrum, in dem vor allem Ingenieure arbeiten, sondern ein „neues Zentrums für Entwicklung, Innovation und Beschaffung für vollvernetzte Elektroautos“. In der neuen Gesellschaft mit Projektnamen „100%TechCo“ sollen Fahrzeug- und Komponenten-Entwicklung sowie Beschaffung zusammengeführt werden. Auf diese Weise will Volkswagen nach eigenen Angaben die Entwicklungszeiten neuer Produkte und Technologien um rund 30 Prozent reduzieren.

Mit der Zusammenführung der Beschaffung in die neue Einheit sollen auch lokale Zulieferer bereits in der Frühphase in die Projekte einbezogen werden, „um modernste Technologien und Anwendungskonzepten in neue Produkte zu integrieren“, wie VW mitteilt. Das ist im Konzern nicht ohne Vorbild: Auch im neuen Campus Sandkamp in Wolfsburg werden in das Entwicklungszentrum Mitarbeiter der anderen Geschäftsbereiche tätig sein – etwa aus dem Einkauf, der Produktion, Qualitätssicherung. Für das neue China-Zentrum kündigt VW zudem an, dass die neue Gesellschaft die Entwicklungsprojekte aller Joint Ventures des Volkswagen-Konzerns in China – SAIC-Volkswagen, FAW-VW und Volkswagen Anhui – enger miteinander verzahnen werde.

Die neue Einheit soll voraussichtlich Anfang 2024 an den Start gehen und über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Beschaffung und Entwicklung umfassen. Genauer aufgeschlüsselt wird die Personal-Verteilung zwischen Entwicklung und Beschaffung nicht. CEO wird Marcus Hafkemeyer, Chief Technology Officer der Volkswagen Group China. Laut Hafkemeyer werden im ersten Schritt für Volkswagen Anhui Modelle auf der MEB-Basis entwickelt. Bei der Entwicklung eines zukünftigen Modells der Marke Volkswagen, das 2024 auf den Markt kommt, soll das Unternehmen bereits eine wesentliche Rolle spielen. Zudem werde die neue Einheit „für die Entwicklung von China-spezifischen Plattformanforderungen und Modulen mit dem Fokus auf Elektromobilität verantwortlich sein“.

In China ist VW mit seinen ID.-Modellen bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben – auch weil spezielle Anforderungen der chinesischen Kundschaft nicht rechtzeitig erkannt wurden. So wurde zum Beispiel immer wieder das im Vergleich zu E-Autos von Nio oder Xpeng veraltet wirkende Infotainment mit dem für dortige Verhältnisse kleinen Touchscreen kritisiert. Solche Entwicklungen will der Konzern mit der 100%TechCo nicht mehr verpassen und besser bedienen können – oder wie es offiziell in der Mitteilung ausgedrückt wird: „Die Gründung ist ein weiterer wichtiger Meilenstein in der ‚In China, für China‘-Strategie des Volkswagen-Konzerns. Sie knüpft an weitere strategische Maßnahmen des Unternehmens an, um marktbestimmende Trends in China frühzeitig zu adressieren und die Innovationsgeschwindigkeit vor Ort deutlich zu erhöhen.“

Volkswagen hatte sein China-Geschäft mit der Berufung des bisherigen Markenvorstands der Kernmarke VW, Ralf Brandstätter, zum Konzernvorstand für die Region China im vergangenen Jahr neu aufgestellt. Das neue eMobility-Zentrum dürfte also auch entscheiden auf Brandtstätter zurückgehen.

„Die Gründung der 100%TechCo ist ein wichtiger Schritt unserer ‚in China, für China’-Strategie“, sagt der China-Vorstand laut der Mitteilung. „Durch die konsequente Bündelung der Entwicklungs- und Beschaffungs-Kapazitäten sowie die frühzeitige Integration von lokalen Zulieferern werden wir unser Entwicklungstempo deutlich beschleunigen. Damit stärken wir auch die Effizienz in der Zusammenarbeit unserer Joint Venture und steigern unsere Profitabilität.“

100%TechCo-CEO Hafkemeyer ergänzt: „Mit der 100%TechCo schlagen wir ein neues Kapitel in der Zusammenarbeit mit unseren Joint-Venture-Partnern in Changchun, Shanghai und Hefei sowie den Marken des Konzerns auf. Wir reduzieren Schnittstellen und werden so noch schneller und effizienter maßgeschneiderte Produkte auf den chinesischen Markt bringen.“
volkswagen-newsroom.com

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