Brühl stellt Stadtbuslinien auf Wasserstoff um

In Brühl bei Köln sind sechs neue Wasserstoffbusse in den Linienbetrieb gegangen. Es handelt sich um sechs Solaris Urbino 12 Hydrogen. Betankt werden die H2-Busse an einer mobilen Wasserstofftankstelle der Westfalen Gruppe. 

Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um eine containerbasierte Fast-Fill-Lösung für Betankungen mit 350 bar, die in Zusammenarbeit mit dem britischen Unternehmen NanoSun entwickelt wurde. Zudem sei es „die deutschlandweit erste mobile Wasserstofftankstelle im Dauerbetrieb“. Die Tankstelle steht übrigens auf dem Parkplatz des Eisenwerks, „da auf dem dortigen Parkplatz ein idealer und zum momentanen Zeitpunkt ungenutzter Raum für die Aufstellung der mobilen Tankstelle zur Verfügung steht“, wie es in der Mitteilung heißt.

Somit sind in Brühl nun insgesamt sieben Wasserstoffbusse unterwegs. Der A330 FC von Van Hool ist sogar bereits seit 2014 im Einsatz. Damit sei der öffentliche Stadtverkehr dort nun „nahezu vollständig emissionsfrei“. Dieselbusse kommen nur noch in Stoßzeiten während der morgendlichen Schülerverkehre zum Einsatz.

„Wir freuen uns, dass wir mit den neuen Wasserstoffbussen einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten können“, sagt Thomas Isele, Geschäftsführer der Stadtwerke Brühl GmbH. „Mit den neuen wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenbussen im Brühler Stadtverkehr sowie unserem e-Carsharing haben wir zukunftsweisende Technologien im Einsatz für eine emissionsfreie Mobilität.“

Und weil die Solaris-Busse eine vergleichbare Reichweite gegenüber der „derzeit eingesetzten Dieselbussen“ haben und „fast ebenso schnell getankt werden“, wird es im Betriebsablauf keine Anpassungen geben. Die Befüllung eines Brennstoffzellen-Busses dauert damit weniger als 20 Minuten, so der RVK. Da der Tankstellen-Container bis zu 230 Kilogramm Wasserstoff aus mehreren Flaschen abgeben kann, seien etwa zehn Vollbetankungen von Brennstoffzellen-Bussen in einem Turnus möglich. Ist ein Container leer, wird dieser neu befüllt oder einfach durch einen vollen Container ausgetauscht. Zur Quelle des Wasserstoffs gibt es in der Mitteilung keine Angaben.

Der Verkehrsdienstleister Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) setzt auch in anderen Gebiete auf die Brennstoffzelle. Ende Mai 2022 hatte der RVK deswegen 100 Brennstoffzellen-Busse bei Solaris und Wrightbus bestellt. So wurden beispielsweise Anfang 2022 auch in Hürth fünf neue Solaris Urbino 12 Hydrogen eingeflottet – zusätzlich zu den elf Brennstoffzellen-Busse von Van Hool, die dort bereits im Einsatz waren. Und in Wesseling bei Köln hat der RVK die Stadtbuslinien zum Jahresbeginn komplett auf Wasserstoff umgestellt. Auch dort sind die 12-Meter-Busse von Solaris im Einsatz.
rvk.de

12 Kommentare

zu „Brühl stellt Stadtbuslinien auf Wasserstoff um“
Nico
19.04.2023 um 13:06
"Damit sei der öffentliche Stadtverkehr dort nun „nahezu vollständig emissionsfrei“.""Zur Quelle des Wasserstoffs gibt es in der Mitteilung keine Angaben."Zwei sehr entlarvende Aussagen. Der Wasserstoff wird sehr wahrscheinlich zu 100% aus Erdgas hergestellt und ist damit null komma null emissionsfrei.
Markus Müller
19.04.2023 um 20:40
In fast allen H2-E-Mobility-Projekten europaweit wird explizit nur grüner Wasserstoff eingesetzt. Selbst wenn es hier nicht so wäre, kann man das in einem Tag ändern.
Robert
20.04.2023 um 07:26
Nein das kann man nicht #ndern gesetzlich vieleicht aber daür müssten in Deutschland auch mal die dazu benötigtne anlagen gebaut werden derzeit ist nur 1% des Wasserstoffs in Deutschland grün aus Versuchsanlagen. einer der gründe warum in der schweiz der Hyundai LKWs eingestellt wurde war meines Wissens der Mangel am grünen Wasserstoff
Bernd
19.04.2023 um 14:36
Ich lese hier schon eine Weile mit und habe den Eindruck, dass das die Art und Weise von Electrive ist, genau auf so etwas hinzuweisen. Nach dem Motto: Wir geben 1:1 wider, wie die Stadt oder der Betreiber die Dinge sehen, kommentieren das aber nicht direkt. Sie weisen aber auch darauf hin, dass die Stadt/der Betreiber eben nicht sagen, wo der Wasserstoff herkommt. Sie schlagen sich also nicht auf eine Seite, aber jedem mit etwas Sachverstand wird sofort klar, dass es Zweifel gibt. Es wird nicht dramatisiert, aber dennoch wie Sie sagen „entlarvt“, was da schief läuft.
Frank
20.04.2023 um 10:40
Electrive ist tendenziell batteriefreundlich und H2 skeptisch. Wie ein anderer Leser schrieb, wird nie nachgehakt, aus welcher Quelle der Strom stammt, der in den ganzen Batteriebusprojekten benötigt wird. Jedenfalls schon mal nicht aus PV, denn die Quelle ist tot, wenn die Busse wie üblich nachts im Depot geladen werden. Und auch Wind ist in den Abendstunden eher mau. Anstatt mit solchen Sätzen wie "zur Quelle des H2 wird keine Aussage gemacht" zu wilden Spekulationen Anlass zu geben, könnte die Redaktion ja auch mal den Hörer in die HAnd nehmen und bei der Pressetelle der RVK nachfragen. In der Region wird z.B. oft Nebenprodukt-H2 verwendet. Der ist zwar nicht grün, aber würde ansonsten in die Luft abgelassen werden. Da ist es schon besser, ihn in Bussen einzusetzen, um Diesel zu ersetzen. Denn auch grauer H2 senkt die CO2-Emissionen i. Vgl. zum Diesel um mind. 30 %, wenn auch nicht auf Null. So ist die Aussage per se nicht falsch, dass die H2 Busse einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Bernd
20.04.2023 um 11:28
So wie in Wuppertal und Düsseldorf, wo der Wasserstoff für die Busse aus der nicht gerade sauberen, aber von der Politik als grün deklarierten Müllverbrennung kommt? Die Müllverbrennungsanlage läuft auch nachts und kann BEV-Busse laden. Oder kommt die Nebenverwertung aus der sehr sauberen Rheinland-Raffinerie von Shell? Wenn der Wasserstoff sauber wäre, warum schreibt das RVK nicht dazu? Ach ja… Im Fernverkehr und anderen Anwendungen wie Schifffahrt und Luftfahrt und vor allem der Industrie hat Wasserstoff seine Anwendungen, keine Frage! Aber im Pkw und auch im Stadtbus (erst recht im flachen Rheinland) ist es Energieverschwendung. Selbst wenn der Wasserstoff aus 100 Prozent Ökostrom kommt, könnte man mit der Energiemenge weit mehr als 6 Busse betreiben. Ja zu Wasserstoff! Aber sinnvoll!
Bernd
20.04.2023 um 13:43
@Frank Ok, da sie ansonsten ja ganz seriös wirken, glaube ich Ihnen die Aussage mit dem Elektrolyseur und Grünstrom. Danke für die Info! Das macht den Einsatz in der Tat besser, aber noch nicht gut. Denn der RVK weist seine Fahrzeuge Städten zu, wenn ich mich nicht irre. Und rund um Brühl ist es seh wohl flach genug. In der Eifel mag es anders aussehen, aber die paar Steigungen rund um Brühl sind weit weg von alpinen Bedingungen.Aber da wir hier sicher nicht mehr auf einen grünen Zweig kommen und auch nicht alle Zahlen und Fakten zur Entscheidung in Brühl und beim RVK allgemein kennen, belasse ich es hiermit dabei.
Frank
20.04.2023 um 13:04
Nein, das Nebenprodukt kommt aus einer Chlor-Alkali-Elektrolyse. Die nutzt den deutschen Strommix, so wie die meisten Batterieautos auch. In der Zwischenzeit habe ich mal nachgefragt: tatsächlich kommt der H2, den die mobile Tankstelle in Brühl nutzt, aus einem Elektrolyseur, der bilanziell grünen Strom nutzt. Im übrigen ist das Bedienungsgebiet der RVK alles andere als flach: das geht von der Eifel bis ins Bergische Land, und die Umlauflängen sind dadurch deutlich länger als z.B. bei der KVB. Für die RVK sind daher Bz Busse der einzig sinnvolle Weg.
Ganzjahresreichweite
20.04.2023 um 08:32
Ich lese hier auch schon eine Weile mit und wundere mich, dass in der BEV Bubble genüsslich über pinken und grauen Wasserstoff gelästert und kein Wort über pinken und grauen Ladestrom verloren wird.
Bernd
20.04.2023 um 09:28
Das stimmt, das wird oft außen vor gelassen. Wie auch die Tatsache, dass der Strom als Ladestrom ungleich effizienter genutzt wird wie im Elektrolyseur und somit ein deutlich geringerer Zubau nötig ist.
Mehjahr
21.04.2023 um 09:15
Der Wasserstoff kommt aus den Chemieparks in der Nähe (Hürth & Wesseling). In Wesseling unter anderem von Shell. Emissionsfrei oder grün ist er nicht:"Derzeit kommt noch überwiegend Nebenproduktwasserstoff sowie grauer Wasserstoff zum Einsatz kommt, der nach Möglichkeit zukünftig durch grünen Wasserstoff ersetzt wird." - https://www.rvk.de/fileadmin/images/Null_Emissio/Factsheet_Projekt_Null_Emission.pdf
Frank
21.04.2023 um 18:44
Mit irgendwas muss man mal anfangen. Wenn man wartet, bis alle Randbedingungen stimmen, kommt man nicht voran. Der NP Wassserstoff war mit 3,8 €/kg spottbillig und hat den Einstieg in die Bz Busse, die damals noch erheblich teurer waren, ermöglicht. Wie gesagt, dieser H2 ist immer noch deutlich umweltfreundlicher als Diesel. Die Battbusse bekommen auch nur den DE Strommix, der nachts nur wenig grün ist

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