Q1: Teslas Preisstrategie drosselt die Profitabilität

Bild: Tesla

Tesla hat die Geschäftszahlen für das erste Quartal 2023 vorgelegt. Mit Spannung wurde erwartet, wie sich die massiven weltweiten Preissenkungen des Unternehmens auf die eigene Bilanz auswirken. Die Antwort: Der Umsatz sinkt leicht, der Gewinn dagegen beträchtlich.

Zwischen Januar und März erwirtschaftete Tesla insgesamt 23,33 Milliarden Dollar Umsatz, davon stammen 19,96 Milliarden Dollar aus der Automobilsparte. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2022 lag dieser Wert um ein Viertel niedriger bei 18,76 Milliarden Dollar, seinerzeit verhinderten noch Corona-bedingte Einschränkungen ein besseres Ergebnis. Im Schlussquartal 2022 kam Tesla auf seinen bisherigen Umsatz-Bestwert von 24,32 Milliarden Dollar.

Noch deutlicher wird die gedrückte Rentabilität im ersten Quartal bei der GAAP-Überschuss-Statistik. Das US-Unternehmen verbuchte zwischen Januar und März nur 2,51 Milliarden Dollar Gewinn. Das sind 24 Prozent weniger als in Q1/2022 (3,32 Milliarden Dollar) und 32 Prozent weniger als im Vorquartal (3,69 Milliarden Dollar). Nur das durch Corona-bedingte Werksschließungen in Shanghai besonders unterdurchschnittliche Q2/2022-Ergebnis fiel noch niedriger aus. Dabei nahm Tesla im jetzigen Auftaktquartal mit 521 Millionen Dollar eine verhältnismäßig große Summe durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten (regulatory credits) ein. Lediglich in Q1/2022 waren es mehr.

Interessant ist natürlich der Blick auf die operative Marge. Diese sackte zwischen Januar und März deutlich auf 11,4 Prozent ab. Zuvor lag sie recht konstant um die 15 Prozent. Ausreißer nach oben gab es in Q1/2022 mit 19,2 Prozent und im Q3/2022 mit 17,2 Prozent. Nun folgt also der durch die mehrfachen, weltweiten Preissenkungen erwartete Einbruch der Marge. 

Tesla selbst nennt als Gründe für die gedrosselte Profitabilität neben dem reduzierten durchschnittlichen Fahrzeugpreis auch höhere Kosten für Rohstoffe, Logistik und Garantien. Außerdem investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben aktuell stark in den Ramp-up der 4680-Zellfertigung.

Die in der Branche global stark widerhallenden Preissenkungen kommentiert Tesla dennoch verhältnismäßig ausgiebig: „Während viele Automobilhersteller mit den Herausforderungen der Wirtschaftlichkeit ihrer EV-Programme zu kämpfen haben, wollen wir unsere Position als Kostenführer ausbauen“, so der O-Ton im Geschäftsbericht. Die kurzfristige Preisstrategie berücksichtige eine langfristige Sicht auf die Rentabilität pro Fahrzeug, die Preise würden sich weiter nach oben oder unten entwickeln, abhängig von einer Reihe von Faktoren. Und: „Obwohl wir im ersten Quartal bei vielen Fahrzeugmodellen in allen Regionen Preissenkungen vorgenommen haben, sind unsere operativen Margen überschaubar gesunken.“ An anderer Stelle im Geschäftsbericht heißt es, man glaube weiterhin, dass die operative Marge unter den höchsten in der Branche bleiben werde.

Erst vor wenigen Tagen hatte Tesla in einer seiner seltenen Mitteilungen geäußert, dass die Preisreduktion „vor allem durch die exponentiell skalierten und verbesserten Fertigungskapazitäten in den Fabriken weltweit“ erreicht worden sei. Und schon in der Bilanz zu 2022 kündigte der Hersteller vielsagend an: „Um ein millionenschwerer Fahrzeughersteller zu werden, muss die Erschwinglichkeit verbessert werden.“

Das mit der Skalierung verbundene Volumen-Wachstum ist jedenfalls unbestreitbar. Dafür stehen die Produktions- und Auslieferungszahlen für das erste Quartal, die bereits seit einigen Wochen bekannt sind: Von Januar bis März hat Tesla demnach 440.808 Elektroautos hergestellt und weltweit 422.875 Exemplare ausgeliefert. Beides sind neue Bestwerte. Auffällig ist aber: Vor allem bei den Auslieferungen läuft es runder als zuvor. Im bisherigen Rekordquartal Q4/2022 hatte Tesla nur geringfügig weniger Fahrzeuge gefertigt, aber nur 405.278 Fahrzeuge geliefert. Das spricht dafür, dass bei Tesla inzwischen die Neustrukturierung der Logistik Früchte trägt, denn die Diskrepanz zwischen gefertigten und ausgelieferten Einheiten wird kleiner.

Aufgeschlüsselt nach den Baureihen hat Tesla im Q1 19.437 Model S/X gebaut und 10.695 Exemplare an Kunden übergeben. Beide Werte liegen unter denen des Vorquartals (Q4/2022: 20.613 gebaut, 17.147 ausgeliefert). Die beiden Premium-Modelle werden seit Dezember auch wieder in Europa ausgeliefert. Auf das Model 3 und Model Y entfielen 421.371 gebaute und 412.180 gelieferte Fahrzeuge. Also sind es vor allem diese beiden Volumenmodelle, auf die die neuen Rekorde aufbauen. Lag die Diskrepanz zwischen Herstellung und Lieferung im Q4/2022 noch bei gut 30.000 Fahrzeugen, reduziert sich die Anzahl der Exemplare im Transit auf nun etwa 9.000.

Auch produktionsseitig geht es voran: In seiner Fabrik in Texas hat Tesla jüngst eine wöchentliche Produktionsrate von 4.000 Model Y erreicht. Für die deutsche Fabrik vermeldete Tesla kürzlich 5.000 Model Y in einer Woche. Den letztgenannten Wert für Grünheide bestätigt Tesla nun auch im Geschäftsbericht. Bei der Werksübersicht fällt zudem auf, dass das Unternehmen das deutsche Werk nun mit einer Jahreskapazität von 350.000 Einheiten angibt – 100.000 mehr als noch vor drei Monaten. Bei den restlichen Produktionsstätten bleibt es bei 250.000 Einheiten in Texas, 650.000 in Fremont und 750.000 in Shanghai.

Die künftigen Modelle Cybertruck, Semi, Roadster 2, „Robotaxi und andere“ sind darin noch nicht berücksichtigt. Beim Cybertruck, den das Unternehmen explizit noch für dieses Jahr bestätigt hat, sollen die Vorbereitungen im Zeitplan liegen. Laut Tesla laufen in Texas bereits Alpha-Versionen des Modells vom Band. Der Semi ist zwar bereits in Pilotproduktion, offenbar aber in noch irrelevanter Stückzahl. Jedenfalls nennt Tesla zum jetzigen Zeitpunkt keine Kapazitäten für den E-Lkw, der in Nevada hergestellt wird.

Zu den im sogenannten Masterplan 3 veröffentlichten Ankündigungen wie dem geplanten Werk in Mexiko, den neuen Modellen und der Plattform der nächsten Generation erwähnt Tesla übrigens keine Silbe. Fast jedenfalls: Man mache „weiterhin Fortschritte bei der Next-Generation-Plattform“, schreibt der Hersteller an dieser Stelle eher schmallippig. Immerhin: Das bereits vor drei Monaten publik gemachte Produktionsziel von 1,8 Millionen Einheiten für 2023 bestätigen die Amerikaner: Mit knapp 441.000 in Q1 gebauten Elektroautos haben sie auch bereits annähernd ein Viertel dieser Marke erreicht.

Tesla baut zwar sowohl sein Supercharger-Ladenetz als auch die stationären Standorte weiter aus, kann beim Wachstum aber nicht ganz mit den Auslieferungen mithalten. Im Jahresvergleich wurden 36 Prozent mehr Autos ausgeliefert, die Zahl der Supercharger legte aber nur um rund 33 Prozent zu (auf 4.947 Standorte weltweit mit 45.169 Ladepunkten), die Zahl der Service Center stiegt um 27 Prozent auf exakt 1.000 Standorte laut Geschäftsbericht und die „Mobile service fleet“ legte um 23 Prozent auf 1.692 Fahrzeuge zu.

Zum Abschluss noch der Blick auf die weiteren Geschäftsbereiche von Tesla: Das Solar-Geschäft ist im ersten Quartal aufgrund des Wetters gewohnt etwas schwächer, da im Winter kaum Dach-Sanierungen vorgenommen werden. Mit 67 MW installierter Leistung konnte Tesla das Ergebnis aus dem Q1/2022 um 40 Prozent übertreffen, aber nicht das Niveau der anderen Quartale aus 2022 erreichen. Das Geschäft mit stationären Speichern erlebte hingegen mit 3.889 MWh installierter Kapazität einen Boom und das bis dazu beste Quartalsergebnis. Gegenüber dem Q1/2022 entspricht das einem Wachstum von 360 Prozent und selbst das beste Quartal aus dem Vorjahr (Q4 mit 2.462 MWh) konnte deutlich übertroffen werden.
tesla.com

2 Kommentare

zu „Q1: Teslas Preisstrategie drosselt die Profitabilität“
Sepp Mayr
20.04.2023 um 06:21
Schön wenn Preise für Verbraucher auch mal nach unten angepasst werden! Gut für die Mobilitätswende. Maximal Gewinn für die Aktionäre ist nicht das wichtigste.
Andreas
20.04.2023 um 12:15
Laut insideevs.com erzielte Tesla eine Marge von 19,3%. Das ist besser als Porsche bei viel mehr verkauften Fahrzeugen.https://insideevs.com/news/662983/tesla-q1-2023-earnings/

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