VW-Tochter PowerCo baut 90-GWh-Batteriefabrik in Kanada

Bild: Volkswagen

Volkswagen hat weitere Details zu der im März angekündigten Batteriefabik im kanadischen St. Thomas vorgestellt. Dort wird die bislang größte Zellfabrik von PowerCo entstehen. 3.000 Angestellte sollen dort künftig bis zu 90 GWh Batteriezellen pro Jahr herstellen.

Die Investition von bis zu 4,8 Milliarden Euro bis 2030 unterstreiche die ambitionierte Wachstumsstrategie des Volkswagen-Konzerns in der Region Nordamerika, wie es in einer Mitteilung der Wolfsburger heißt. Der Spatenstich soll im Jahr 2024 erfolgen, der Produktionsbeginn wie im März verkündet im Jahr 2027 folgen.

Mit welcher Produktionskapazität die Batteriefabrik in St. Thomas dann in Betrieb gehen soll und für welches Jahr der Endausbau mit den erwähnten 90 GWh geplant ist, gibt VW in der Mitteilung nicht an. Die Investition in Höhe der 4,8 Milliarden Euro bzw.7 Milliarden kanadischen Dollar ist bis zum Jahr 2030 vorgesehen, was ein Hinweis für den Planungshorizont sein könnte.

Die 90 GWh sollen laut der VW-Mitteilung übrigens für rund eine Million E-Fahrzeuge ausreichen. Das heißt, dass die Wolfsburger im Schnitt mit 90 kWh je Fahrzeug rechnen. MEB-Modelle wie der VW ID.4 (82 kWh verbaut) oder der kürzlich vorgestellte ID.7 Pro S mit verbauten 91 kWh bewegen sich bereits heute in dieser Größenordnung. Die geplanten E-SUV und E-Pickups der US-Marke Scout könnten auch im dreistelligen Bereich liegen, andere Modelle etwas darunter.

Kanada bietet IRA-konformen Zugang zum US-Markt

Wie in den beiden bestätigten europäischen Zellfabriken in Salzgitter und Sagunt wird PowerCo in St. Thomas die Einheitszelle für den VW-Konzern fertigen – also eine prismatische Zelle mit global einheitlichen Abmessungen, aber jeweils an den Einsatzzweck angepasstem Inhalt. Details hierzu gibt es aber noch nicht. Da über das NAFTA-Freihandelsabkommen der Zugang zum US-Markt sichergestellt ist, wird mit den Förderregeln des US Inflation Reduction Act aber nicht nur der Ort der Herstellung der Batterie eine wichtige Rolle spielen, sondern auch die Herkunft der Rohstoffe. In der Absichtserklärung, die VW und die kanadische Regierung im August 2022 unterzeichnet hatten, ging es nicht nur im die mögliche Zellfertigung, sondern auch um Rohstoffprojekte – laut Medienberichten strebt VW auch als erster westlicher Autobauer direkte Beteiligungen an kanadischen Minen und Minenbetreibern an. In diesem Bereich wird es spannend bleiben.

Fest steht: Die Zellfabrik wird auf einer Fläche von rund 370 Acres (150 Hektar) errichtet, was mehr als 210 Fußballfeldern entspricht. Der gesamte Industrie- und Zulieferpark beläuft sich auf 1.500 Acres (600 Hektar). Der Industriepark selbst liegt im Herzen des Great Lakes Automotive Corridors und in der Nähe von Großstädten wie Toronto und Detroit. „Das verschafft PowerCo einen erstklassigen Zugang zum regionalen Forschungs- und Innovationscluster, zu talentierten Arbeitskräften, zu einer guten Verkehrsinfrastruktur und zu etablierten Lieferketten. Darüber hinaus wird die Zellfabrik mit 100 Prozent CO2-freier Energie versorgt“, heißt es in der Mitteilung.

VW braucht Batterien für US-Modelloffensive

Der Volkswagen-Konzern will wie berichtet mit seinen Marken bis 2030 mehr als 25 neue BEV-Modelle in den USA auf den Markt bringen. Neben einer erweiterten Montage des VW ID.4 in Chattanooga im US-Staat Tennessee plant Volkswagen auch den Ausbau der mexikanischen Werke in Puebla und Silao, um dort in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts BEVs und möglicherweise auch BEV-Komponenten wie beispielsweise Elektromotoren zu montieren. Diese Pläne nennen die Wolfsburger nun erstmals. Vor einigen Tagen bestätigte der Konzern bereits den Bau eines Werks für seine neue US-Elektroauto-Marke Scout in der Nähe von Columbia im Bundesstaat South Carolina.

Ontario spielt in der nordamerikanischen Autoindustrie auch aufgrund der Nähe zu Michigan eine wichtige Rolle. Ford, Stellantis und GM verfügen dort über Komponenten- und Fahrzeugwerke, von denen zahlreiche für die Elektromobilität umgerüstet werden oder bereits wurden. Auch im Batteriebereich konnte Ontario einige Projekte gewinnen, so bauen etwa Stellantis und LG Energy Solution eine 45-GWh-Fabrik in Windsor, VW-Partner Umicore errichtet in Loyalist eine Kathoden- und Vorläufermaterialienfabrik.

Da die Fabrik mit 3.000 hochqualifizierten Arbeitsplätzen und „Zehntausenden weiteren indirekten Arbeitsplätzen in der Region“ ein enormer Wirtschaftsfaktor für Ontario und Kanada ist, war bei der Ankündigung auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau anwesend – sowie der Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie, François-Philippe Champagne.

„Wenn wir über unseren Made-in-Canada Plan sprechen, geht es um die Schaffung von guten Arbeitsplätzen für die Mittelklasse jetzt und in Zukunft, um saubere Luft für unsere Kinder und Enkel und um eine starke Wirtschaft, die für alle Kanadier funktioniert“, sagt Trudeau. „Genau darum geht es bei der neuen Volkswagen-Fabrik für Elektroauto-Batterien in St. Thomas – der dann größten Produktionsstätte des Landes. Das ist ein Gewinn für die Arbeitnehmer, für die Gemeinschaft und für die Wirtschaft.“

Thomas Schmall, Konzernvorstand Group Technology der Volkswagen AG, ergänzt: „Nordamerika spielt eine Schlüsselrolle in unserer globalen Batteriestrategie. Die Region wird neben Europa das zweite Standbein der PowerCo werden, mit Batteriezellen, die in Nordamerika für Nordamerika hergestellt werden. Die Gigafactory St. Thomas öffnet die Tür zu einem Schlüsselmarkt für E-Mobilität und Batteriezellproduktion.“
volkswagen-newsroom.com

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