Jaguar-Rennwagen gewinnen beide Formel-E-Rennen in Berlin

Bei den Läufen 7 und 8 der aktuellen Formel-E-Saison in Berlin waren Mitch Evans im Werks-Jaguar und Nick Cassidy im Kunden-Jaguar von Envision Virgin siegreich. Mit Maserati-Werksfahrer Maximilian Günther stand auch ein deutscher Fahrer auf dem Podium am Tempelhofer Feld.

Nach den drei neuen Austragungsorten in Indien, Südafrika und Brasilien mit ihren teils ungewohnt schnellen Streckenverläufen stand mit Berlin ein wahrer Formel-E-Klassiker auf dem Programm: Berlin war bisher in jeder Formel-E-Saison dabei, bis auf eine Ausnahme fanden alle Rennen auf dem ehemaligen Flughafengelände in Tempelhof statt. Die Streckenführung ist Fahrern und Teams also gut bekannt.

Doch die beiden Rennen in diesem Jahr fanden unter gänzlich anderen Vorzeichen statt: Die Formel E fährt seit dieser Saison bekanntlich mit den neuen und leistungsstarken Gen3-Rennwagen. Mit dieser Rennwagen-Generation, die wie bisher auf ein einheitliches Chassis, aber von den Herstellern selbst entwickelte Antriebe setzt, ist das Energiemanagement noch wichtiger geworden. Auf den sehr schnellen Strecken in Kapstadt und Sao Paolo hatte das zum Teil zu kuriosen Szenen geführt, weil kein Fahrer das Rennen anführen wollte : Wer vorne liegt, hat keinen Windschatten – und verbraucht folglich mehr Energie.

Das war auch bei den beiden Rennen in Berlin zu beobachten, wenn auch weniger stark ausgeprägt. Dennoch bliebt das Feld jeweils über weite Teile der Rennen eng beisammen, weil jeder mit seiner Energie haushalten wollte. Das Ergebnis waren jeweils weit über 100 Überholmanöver je rennen, alleine im siebten Saisonlauf am Samstag gab es 23 Führungswechsel.

Erster Formel-E-Doppelsieg für Jaguar

Gewonnen hat jenes Rennen am Ende der Neuseeländer Mitch Evans im Jaguar. Da sein Teamkollege Sam Bird Zweiter wurde, war es der erste Doppelsieg für das Jaguar-Werksteam in der Formel E. Bird war auch als Zweiter in das Rennen gestartet, Rennsieger Evans hatte die KO-Phase des speziellen Qualifying-Formats der Formel E knapp verpasst – er ist als Neunter losgefahren. Seinen ersten Podestplatz für seinen neuen Arbeitgeber holte Maximilian Günther, der Maserati-Pilot (der zu BMW-Zeiten bereits in Berlin gewonnen hatte) wurde im Samstags-Rennen Dritter.

Dass Jaguar eine gute Abstimmung für seinen Antrieb in Berlin gefunden hat, zeigen auch die Plätze 4 und 5: Hier wurden Sebastian Buemi und Nick Cassidy in den Kunden-Jaguars des Envision-Teams gewertet, womit vier der Top-5-Autos einen Jaguar-Antrieb hatten. Als Sechster konnte der Meisterschafts-Führende Pascal Wehrlein im Werks-Porsche wichtige Punkte sammeln, nachdem es in der Qualifikation nur zu Startplatz 15 gereicht hatte. Dabei profitierte Wehrlein aber auch von einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe für André Lotterer im Kunden-Porsche des Andretti-Teams, der zwar vor Wehrlein ins Ziel kam, wegen der Strafsekunden am Ende aber als Achter gewertet wurde.

Abt-Cupra bricht Punkte-Fluch

Der Sonntag begann wiederum unter anderen Vorzeichen: Die Qualifikation wurde auf regennasser Strecke ausgetragen, was für ein ungewöhnliches Ergebnis sorgte: Die erste Startreihe teilten sich die beiden Abt-Cupra-Fahrer Robin Frijns auf der Pole Position und Nico Müller. Also jenes Team, das im bisherigen Saisonverlauf keinen einzigen Punkt einfahren konnte. So viel sei verraten: Für einen Rennsieg hat es nicht gereicht, für Punkte aber schon.

Bis zum Rennen selbst war die Strecke wieder abgetrocknet. Dass der achte Saisonlauf einige Minuten später als geplant gestartet werden konnte, hatte nichts mit dem Wetter zu tun: Kurz vor dem Start waren einige Demonstranten über die Sicherheitszäune geklettert und hatten versucht, sich auf der Strecke festzukleben. Nach dem erfolgten Rennstart zeigte sich ein ähnliches Bild wie am Samstag: In einem extrem eng zusammenliegenden Feld gab es zahlreiche Überholmanöver, wirklich die Führungsarbeit übernehmen wollte kein Fahrer. Das führte unter anderem dazu, dass gegen Rennmitte die beiden Werks-Porsche von Wehrlein (Startplatz 6) und Felix Antonio da Costa (Startplatz 10) das Rennen anführten. Ins Ziel kamen die Porsche dann auf den Rängen 5 und 7, getrennt von Maximilan Günther im Maserati, der nur von Startplatz 21 losgefahren war – mit den Gen2-Rennwagen wäre eine solche Aufholjagd nur schwer möglich gewesen.

Seine Energie am besten eingeteilt hatte sich im Sonntagsrennen der Neuseeländer Nick Cassidy im Envision-Jaguar. Er hatte mit genügend aufgesparter Energie einige Runden vor Schluss die Führung übernommen und konnte sich etwas absetzen, bevor er mit 0,1 Prozent Ladestand die Ziellinie als Erster überquerte. Die Attacke von Jake Dennis im Kunden-Porsche von Andretti kam zu spät – der Brite hatte bei der Zieleinfahrt noch ein Prozent Strom im Einheits-Akku. Rennsieger Cassidy hatte sich die Energie besser eingeteilt und das Maximum herausgeholt. Dritter wurde wie am Samstag ein Rennwagen mit Stellantis-Antrieb, dieses Mal Jean-Eric Vergne im DS-Penske. Vierter wurde Samstags-Sieger Evans im Werks-Jaguar vor dem erwähnten Trio da Costa, Günther und Wehrlein. Achter wurde der aktuelle Weltmeister Stoffel Vandoorne im zweiten DS-Penkse vor Nico Müller im Abt-Cupra, der die ersten beiden Meisterschafts-Punkte in einem Rennen für Abt in dieser Saison holte – sein Teamkollege Robin Frijns hatte einen Punkt für die Pole Position erhalten, im Rennen ging der Niederländer als 17. aber leer aus.

Porsche in beiden Meisterschafts-Wertungen vorne

Zur Halbzeit der Saison nach den beiden Berlin-Rennen führt in der Fahrer-Wertung weiterhin Porsche-Pilot Wehrlein mit nun 100 Punkten (in Berlin kamen 8 Punkte für den 6. Platz am Samstag und 6 Punkte für P7 im Sonntags-Rennen hinzu). Sein Vorsprung schmilz aber: Mit insgesamt 35 Punkten aus den beiden berlin-Rennen liegt nun Nick Cassidy mit 96 Zählern auf Platz zwei. Dahinter geht es mit Jean-Eric Vergne (81), Jake Dennis (80), Mitch Evans (76) und da Costa (68) weiter eng zu.

Auch in der Team-Wertung liegt das Porsche-Werksteam vorne, aber die Jaguar-angetriebenen Rennwagen holen auf: Mit 24 Punkten aus Berlin kommt Porsche auf 168 Zähler, Envision Virgin (+50 Punkte) kommt nun auf 153 Zähler, auch das Jaguar-Werksteam liegt mit 138 Punkten (+ 55 Punkte) weiter in Schlagdistanz.

Das nächste Formel-E-Rennen findet Anfang Juni in Monaco statt.
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