USA: Daimler Truck lanciert neue Marke Rizon für mittelschwere E-Lkw
Daimler Truck bringt in den USA eine neue Marke für elektrische Lkw und ein Joint Venture für den Aufbau von Lkw-Ladeinfrastruktur an den Start. Die neue Marke für mittelschwere E-Lkw heißt Rizon und plant zunächst drei Modelle der US-Klassen 4 und 5.
Die Modelle e18L, e16L und e16M werden mit LFP-Batterien in zwei Varianten mit 83 kWh und 124 kWh Kapazität angeboten. Mit der kleineren Batterie sollen zwischen 75 und 110 Meilen (121 bis 177 Kilometer) möglich sein, mit der größeren Option 110 bis 160 Meilen (177 bis 257 Kilometer). Das „L“ in der Modellbezeichnung steht für die größere Batterie, „M“ bezeichnet die 83-kWh-Variante. Da Daimler Truck ausdrücklich Kunden in den Bereichen städtische Einzelhandelslogistik, Lieferungen auf der letzten Meile und kommunale Arbeiten ansprechen will, würden größere Batterien die Fahrzeuge unnötig teuer machen.
Daimler Truck erwähnt es in der Mitteilung zwar nicht, aber bei den Rizon-Fahrzeugen dürfte es sich im Kern um den Fuso eCanter mit anderem Markenlogo handeln. Dessen aktuelle Generation mit erstaunlich ähnlicher Optik und vergleichbaren technischen Daten hatte Daimler Truck im September 2022 vorgestellt. Dort kann die Batterie in Modulen à 41,3 kWh zusammengestellt werden – es werden zwei oder drei dieser Module verbaut, was eben grob jene 83 und 124 kWh ergibt.
Der Produktionsstart ist im dritten Quartal 2023 geplant. Der Vertrieb soll dann im vierten Quartal anlaufen, konkret über eine exklusive Kooperation mit der Velocity Vehicle Group.
Als Vertreter der US-Klassen 4 und 5 handelt es sich um mittelschwere Fahrzeuge. Die Klasse 4 reicht bis zu einer Gewichtsgrenze von 16.000 Pfund (oder 7.257 Kilogramm), woher auch die „16“ in der Modellbezeichnung stammt. Der e18L gehört zur US-Klasse 5, die Fahrzeuge bis 19.500 Pfund (8.845 Kilogramm) umfasst, das Gewichtslimit wird hier also nicht ganz ausgereizt. In diesen beiden Gewichtsklassen sind kleinere Liefer-Lkw unterwegs (in etwa vergleichbar mit europäischen 7,5-Tonnern), aber auch die schwersten Varianten einiger US-Pickups wie der Chevrolet Silverado 5500, Ford F-550 oder Ram 5500.
Mit den Rizon-Modellen wird Daimler Truck in den USA zum Beispiel mit Isuzu Motors oder Hino Motors aus dem Toyota-Konzern konkurrieren. Das E-Lkw-Angebot von Daimler Truck wird damit nach unten erweitert: Mit dem Freightliner eCascadia hat der Hersteller bereits einen schweren E-Lkw der Klasse 8 im Angebot, der bereits seit 2019 erhältliche Freightliner eM2 ist je nach Version in den US-Klassen 6 oder 7 angesiedelt.
Vor dem Hintergrund der von der EPA vorgeschlagenen Emissionssenkungen für neue Pkw und Lkw dürfte die Nachfrage nach elektrischen Lastwagen in allen Gewichtsklassen steigen. Auf diesem Weg soll Rizon die Kunden auch beim Umstieg auf E-Lkw beraten, etwa hinsichtlich des AC- und DC-Ladens sowie Telematik-Funktionen zum intelligenten Flottenmanagement.
Daimler Truck North America hat zudem den Namen für das im vergangenen Jahr angekündigte und inzwischen gegründete Joint Venture für den Aufbau eines landesweiten Ladestationen- und Wasserstofftankstellen-Netzes für mittelschwere und schwere Fahrzeuge bekanntgegeben. Das zusammen mit NextEra Energy Resources und Blackrock betriebene, über 650 Millionen US-Dollar teure Gemeinschaftsunternehmen heißt Greenlane. Der anfängliche Fokus von Greenlane wird auf Ladestationen für mittelschwere und schwere BEV-Nutzfahrzeuge liegen, gefolgt von Wasserstofftankstellen für Brennstoffzellen-Lkw und Plänen, künftig auch leichte Nutzfahrzeuge einzubeziehen.
reuters.com, daimlertruck.com (beide Rizon), daimlertruck.com (Greenlane)
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