Elektrischer Scania-Autotransporter tritt bei ARS Altmann an

Der bayerische Automobillogistiker ARS Altmann hat einen vollelektrischen Autotransporter von Scania mit Kässbohrer-Aufbau in Betrieb genommen. Es soll sich um den weltweit ersten eingeflotteten Standard-Autotransporter mit Elektroantrieb handeln. Bisher sind in diesem Bereich nur wenige elektrische Einzelstücke unterwegs.

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Der Scania 25 P soll demonstrieren, dass ein Elektro-Autotransporter weder Überlänge noch Überhöhe braucht. Das bei ARS Altmann in den Dienst geschickte Exemplar kann in Kombination mit einem Anhänger bis zu acht Pkw transportieren – bei einem Gesamtzuggewicht von bis zu 42 Tonnen und einer Gesamt-Nutzlast von knapp 20 Tonnen. Bei ARS Altmann wird der optisch kaum von seinen Verbrenner-Pendants abweichende 25 P nun im Verteilerverkehr eingesetzt. „Der künftige Einsatzbereich sind Kurz- und Mittelstreckentransporte in einem Radius von etwa 100 bis 150 Kilometern“, dsgt Alberto Picco, Vertriebsvorstand bei ARS Altmann.

Der 1975 gegründete Speziallogistiker mit Hauptsitz im bayerischen Wolnzach gehört zu den größten Betrieben der Branche in Privatbesitz. Täglich transportieren 650 Spezial-Lkw des Unternehmens Autos aller Art. Hinzu kommen Transporte per Bahn. Aufs Jahr hochgerechnet befördert ARS Altmann eigenen Angaben zufolge rund 2,5 Millionen Fahrzeuge von A nach B. Bis 2030 strebt das Unternehmen seinem eigenen Kodex folgend die CO2-Neutralität an. „Damit ist es nur eine logische Konsequenz, in fast allen unseren Tätigkeitsbereichen, also insbesondere im Lkw-Transport, so viel CO2-Emissionen wie möglich zu vermeiden“, sagt Wolfgang Ketterle, COO und Vorstandsmitglied der ARS Altmann AG.

Das Nachhaltigkeitskonzept der ARS Altmann AG setzt sich aus den drei Schwerpunkten Straße, Schiene und Stützpunkte zusammen. Langstreckentransporte über 300 Kilometer sollen demnach auf den firmeneigenen Bahnwaggons umgesetzt werden. Für kürzere Wege sollen zunehmend E-Nutzfahrzeuge eingesetzt werden. Die dafür benötigten Ladeanlagen wollen die Bayern mit Photovoltaik-Projekten auf den Firmendächern koppeln. Außerdem arbeitet die Firma an einem Konzept für mobile Speicher, die künftig ebenfalls aus den PV-Anlagen gespeist werden und den flexiblen E-Lkw-Einsatz an verschiedenen Orten ermöglichen sollen – „auch wenn die öffentliche Infrastruktur nicht ausreichend entwickelt ist“, wie es heißt.

Die Entwicklung und Auslieferung des Scania 25 P erfolgte im Rahmen eines Pilotprojekts, das im Zuge der KsNI-Förderung des Bundes mit insgesamt 188.000 Euro bezuschusst wurde. Der Antrieb des Fahrzeugs kommt auf 230 kW und 2.200 Nm Drehmoment. Ohne Anhänger nennt Scania für das Modell eine maximale Zuladung von knapp zehn Tonnen bei einer Achslast von 18,5 Tonnen. Damit stehe der vollelektrische Autotransporter den dieselbetriebenen Standard-Fahrzeugen in nichts nach, so der Hersteller. Per DC-Ladung soll die Batterie bei maximal 130 kW in weniger als 90 Minuten aufgeladen sein.

Ab Werk verfügt der 25 P über eine vollintegrierte Vorlaufachse, die laut dem Hersteller über einen eigenen Bremskreis verfügt. Dies wirke sich wiederum positiv auf den Reifenverschleiß aus. Eine weitere Besonderheit sei der im Display für den Fahrer jederzeit ablesbare Achsdruck der Vorlaufachse, so Scania. In seiner Standard-Lkw-Ausführung ist der 25 P BEV in den Batteriekapazitäten 165 und 300 kWh für Reichweiten bis zu 250 km sowie den Achskonfigurationen 4×2, 6×2 und 6×2*4 erhältlich. Es gibt zudem eine Plug-in Hybrid-Variante mit 60 Kilometern rein elektrischer Reichweite.

Zum Autotransporter wird der 25 P im Fall des ARS-Altmann-Modells durch einen Kässbohrer-Aufbau und -Anhänger. Konkret hat der Aufbauspezialist seinen Motorwagenaufbau Metago, Typ M4, an die Anforderungen eines E-Lkw angepasst. Besonders relevant dabei: eine sehr kompakte Batterieanordnung und die Integration des elektrischen Nebenantriebs (E-PTO) innerhalb des Chassis-Rahmens. So habe man die für Fahrzeugtransporter besonders wichtige niedrige Rahmenhöhe realisieren können, erläutern Horst Fössl und Markus Guggenbichler, die Projektverantwortlichen bei Kässbohrer.

„Das für den vorrangigen Distributionsverkehr gewählte Aufbaumodell Metago M4 zeichnet sich durch eine besonders einfache, sichere und schnelle Be- und Entladung der Pkw aus. Durch das geringere Aufbaugewicht bei diesem Modell konnte auch eine effektive Nutzlast von deutlich über acht Tonnen am Motorwagen umgesetzt werden“, so das Duo weiter. Außerdem fänden sich Innovationen an der Elektroanlage des Kässbohrer-Anhängermodells Intago Typ tt, die „einen optimierten Betrieb durch den elektrischen Nebenantrieb und damit einen minimalen Energieverbrauch der hydraulischen Anlage“ ermöglichten.

Alles in allem wirken sich die zusätzlichen Gewichte des elektrischen Antriebstrangs den Partnern zufolge nicht auf den Einsatz aus, da diese durch den Wegfall des Verbrenner-Motors „vollkommen ausgeglichen“ würden. Alberto Picco, Vertriebsvorstand bei ARS Altmann, gibt an, angesichts des angestrebten Einsatzes des E-Autotransporters auf Kurz- und Mittelstrecken nun mit der Belegschaft „Schichtmodelle anzustreben, um dieses wertvolle Gut so produktiv wie möglich zu nutzen“.

Zu den Aufgaben des strombetriebenen Transporters gehört es jetzt unter anderem, Pkw von der Produktion zum Lagerplatz zu bringen. Am Ziel angekommen wird während des Ent- und Beladevorgangs die Lkw-Batterie geladen. Den Fahrern soll dem Unternehmen zufolge vor allem zusagen, dass der Neue „leise und doch enorm durchzugsstark“ sei. „Im täglichen Einsatz werden die offensichtlichen Vorteile der geringen Geräuschemissionen und des hohen Drehmoments von den Fahrern sehr geschätzt“, berichtet Wolfgang Ketterle.

ARS Altmann arbeitet schon länger an der Diversifizierung des Fuhrparks hin zu alternativen Antrieben. „Eine moderne Lkw-Flotte ist ein wichtiger Pfeiler unserer Strategie, um den gesamten Bedarf an Transporten von Fertigfahrzeugen und Dienstleistungen abzudecken. Als einer der größten Dienstleister in Europa mit mehr als 3.000 eigenen Eisenbahnwaggons und einer hohen Dichte an Lagerflächen wollen wir die Dinge zu Ende denken und uns auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten. Wir gehen damit unseren Weg für eine moderne und verantwortungsvolle Zukunft weiter“, bekräftigt Ketterle.

Bereits 2017 hatte ARS Altmann etwa für BMW an dessen Stammwerk in München einen E-Autotransporter als Einzelstück in Betrieb genommen. Seinerzeit hieß es, der Sattelzug werde auf einer 15 Kilometer langen Rundstrecke eingesetzt und liefere einerseits Neufahrzeuge aus Garching an die Kundenauslieferung in der BMW Welt und transportiere andererseits auf seinem Rückweg kurz zuvor vom Band gelaufene Fahrzeuge aus dem Stammwerk nach Garching.

Außerdem soll ARS Altmann dieses Frühjahr auch ein Exemplar vom Schweizer eMobility-Spezialist Designwerk erhalten. Seit Ende 2022 nimmt Designwerk für seinen ebenfalls in enger Kooperation mit Kässbohrer entwickelten Elektro-Autotransporter mit 1.000 kWh Akkukapazität für den internationalen Markt entgegen. Bei dem Modell für ARS Altmann soll es sich jedoch um ein Exemplar mit eher 340 bis 500 Kilowattstunden und Platz für acht Pkw handeln.
scania.com

1 Kommentar

zu „Elektrischer Scania-Autotransporter tritt bei ARS Altmann an“
Philipp
05.05.2023 um 07:22
Die Achslast wird wohl eher bei 8,5 Tonnen liegen. Das wäre ein übliches Maß. Bei einem dreiachsigen Zugfahrzeug wären das dann 25,5 Tonnen. Das passt mit der Zuladung des Vorderwagens von 10 Tonnen und einem ähnlichen Leergewicht. Schließlich werden die Achsen je nach Beladezustand unterschiedlich belastet, ihre maximale Gewichtssumme ist deshalb immer etwas höher als das zulässige Maximalgewicht.

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