Mercedes verschiebt wohl Elektro-Zwischenziel um ein Jahr

Mercedes-Benz hat ein Zwischenziel auf dem Weg zum Elektroauto-Hersteller nach hinten geschoben. Konkret geht es um das vor knapp zwei Jahren ausgegebene Ziel, dass Elektroautos und Plug-in-Hybride 2025 die Hälfte des Absatzes ausmachen sollen.

Der Hersteller will dieses Zwischenziel zwar weiter zur Mitte des Jahrzehnts erreichen, jedoch: „Stand heute bedeutet Mitte des Jahrzehnts: 2026“, sagte Mercedes-Chef Ola Källenius laut „Handelsblatt“ bei der Hauptversammlung des Konzerns am Mittwoch. Damit verschiebt Mercedes-Benz das Etappenziel um mindestens ein Jahr.

Als Mercedes im Juli 2021 seine Strategie von „Electric first“ auf „Electric only“ geändert hatte, wurde auch dieses 50-Prozent-Zwischenziel ausgegeben. Wörtlich hieß es seinerzeit: „Der heute erfolgten Bestätigung dieser Ziele liegen folgende Annahmen zugrunde: ein deutlich höherer xEV-Anteil von 50% im Jahr 2025 sowie ein Marktszenario, in dem bis zum Ende des Jahrzehnts Elektrofahrzeuge den Verbrennungsmotor im Wesentlichen abgelöst haben werden.“ Mercedes fasst unter dem Begriff „xEV“ BEV und PHEV zusammen – das FCEV-Programm hatte der Konzern bereits eingestellt.

Hintergrund der Verschiebung sind offenbar unter anderem die Absatzzahlen der Plug-in-Hybride. 2022 entfielen noch knapp 63 Prozent der xEV-Verkäufe auf die Teilzeit-Stromer. Da in den 117.800 BEV allerdings auch die Elektro-Smarts enthalten sind und die Anzahl der Mercedes-EQ-Stromer somit geringer ist, ist der PHEV-Anteil bei der Marke Mercedes noch etwas höher. Die die PHEV-Verkäufe im ersten Quartal 2023 um 14 Prozent nachgelassen haben und sich die Lage (unter anderem auch wegen des Endes der Umweltbonus-Förderung für Plug-in-Hybride in Deutschland) wohl auch nicht bessern wird, sehen die Mercedes-Planer das Zwischenziel in Gefahr.

Allerdings haben auch die Batterie-elektrischen Autos nicht alle Absatz-Erwartungen erfüllt. In China musste Mercedes die Preise für den EQS und EQE teilweise deutlich senken, um die Absatzzahlen zu steigern – was sich dann wohl auch bei Umsatz und Gewinn niederschlagen wird. Zudem wird ein Reputationsschaden bei der Luxus-Strategie von Ola Källenius befürchtet.

Und auch Modelle wie der EQC laufen weit unter Plan. Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Zahlen des Datendienstleister Marklines schreibt, konnte Mercedes seit der Markteinführung 2019 nur 64.000 Exemplare des ersten EQ-Modells verkaufen. Aus Konzernkreisen heißt es, derartige Verkaufszahlen habe man pro Jahr geplant, nicht über den Lebenszyklus. Die Produktion des EQC in Bremen wird im Laufe des zweiten Quartals 2023 eingestellt.

Trotz der Verschiebung des Zwischenziels auf 2026 bleibt hingegen die Vorgabe bestehen, noch vor Ende des Jahrzehnts vollelektrisch zu werden, „wo immer die Marktbedingungen es zulassen“. Doch von dieser Hintertüre, die sich Mercedes 2021 bei der Ankündigung offengelassen hatte, dürfte das Unternehmen wohl Gebrauch machen: Das „Handelsblatt“ wertet das Update für den V8-Motor M176 als Indiz, dass Mercedes in den USA und China auch nach 2030 an einigen Verbrenner-Modellen festhalten könnte.
handelsblatt.com

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