Pepper Motion ändert Vertriebsfokus und Management
Der deutsche Elektro-Umrüster Pepper Motion hat eine Nachjustierung seiner Vertriebsstrategie und eine Neugestaltung des Managements angekündigt. Während bisher neue Bus- und Lkw-Modelle in Vorausleistung entwickelt wurden, geschieht dies künftig nur noch nach Beauftragung und individueller Bedarfsanalyse beim Kunden.
Damit reagiert Pepper eigenen Angaben zufolge auf die in Deutschland nur zögerlich angegangene Elektrifizierung von Busflotten im ÖPNV sowie im Lkw-Bereich. „Das Marktverhalten und die Branchenerfordernisse haben sich anders entwickelt als erwartet. Wir haben daraus gelernt und unseren Fokus auf den internationalen Truck-Markt und den ÖPNV außerhalb Deutschlands verlagert. Auch Wettbewerber aus dem Bereich Umrüstung wenden sich zunehmend vom deutschen ÖPNV ab“, erklärt CEO Andreas Hager den Kurswechsel. Er führt das Unternehmen nun zusammen mit Till Hake als neuem Mitglied der Geschäftsleitung. Dazu gleich mehr.
Kern von Peppers Geschäft bleibt dabei die Vermarktung seines Elektrifizierungskits inklusive modularem Antriebssystem zur Elektrifizierung von gebrauchten oder neuen Bussen, Lkw und Sonderfahrzeugen. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen mit Hauptsitz in Denkendorf/Bayern und mit Büros in Garching bei München und Paderborn gut 100 Mitarbeitende. Die Tochtergesellschaft Pepper Motion Austria mit Sitz in Wien ist dabei das Software-Entwicklungszentrum der Gruppe. In Frankreich, Italien und Polen ist die Firma zudem durch Vertriebspartner vertreten.
Im Zuge der vertrieblichen Neuausrichtung verändert sich Pepper Motion auch personell: Neuzugang Till Hake verantwortet seit 1. April 2023 den operativen Bereich. Der 60-jährige Nordrhein-Westfale ist nach Angaben des Unternehmens Experte für Unternehmenstransformation, Wachstum und Prozessoptimierung und verstärke die Geschäftsführung mit seiner langjährigen Erfahrung im Nutzfahrzeug- und Automobilsektor.
„Ich freue mich sehr, Teil dieses motivierten und qualifizierten Teams zu sein. Um die Mobilitätswende in der Nutzfahrzeugbranche endlich entscheidend voranzutreiben, braucht es innovative Konzepte, die dem derzeitigen dynamischen Marktumfeld gerecht werden. Pepper bietet praxistaugliche Lösungen und gemeinsam mit meinen Kolleg*innen werden wir diese in großem Stil auf die Straße bringen“, wird Hake in einer begleitenden Mitteilung zitiert.
Matthias Kerler, bisher CTO, verantwortet in seiner neuen Rolle als Vice President IP and Technology weiterhin die Bereiche Technologie und Innovation und übernimmt die Verantwortung der technologisch-strategischen Entwicklungs-Roadmap. Das Unternehmen verlassen haben Vera-Maria Graubner (Chief Operating Officer), Hendrike Dreier (Chief Financial Officer) sowie Robert Reisenauer (Chief Sales Officer). Die Investorenstruktur bleibt unverändert.
CEO Hager betont, dass die Motivation zur Elektrifizierung von Busflotten und damit auch zur Umrüstung, insbesondere in der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage des deutschen ÖPNV, gleichbleibend gering sei. „Nachhaltigkeit als zentrale Forderung zur Erreichung der Klimaziele spielt bisher eine völlig untergeordnete Rolle in der Fahrzeugbeschaffung bei Einkäufern und Fuhrparkmanagern. Dies gilt gleichermaßen für den Frachtverkehr. Und das trotz klarer Vorgaben der europäischen Clean Vehicles Directive (CVD), die bei Nichteinhaltung der geforderten Quoten für emissionsarme und -freie Fahrzeuge ab 2025 finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen wird.“
Auch das im Herbst 2021 ins Leben gerufene Förderprogramm für leichte und schwere Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben des BMDV, das auch die Umrüstung berücksichtigt, hat dem Unternehmenschef zufolge keine spürbare Entwicklung ins Rollen gebracht. „Insbesondere kleine und mittlere Busbetriebe, die das Gros des Marktes ausmachen, erhalten aufgrund der festgesetzten Kriterien oftmals keine Förderung und investieren damit nicht in die Elektrifizierung ihrer Fuhrparks.“
Erst im September 2022 hatte Pepper Motion angekündigt, sein Modellangebot um den Mercedes-Benz Actros MP5 auszuweiten und auch in neue Märkte einzutreten: Mit der Skoda Group vereinbarten die Bayern die Umrüstung von Diesel- zu Elektrobussen. Die Kooperation verschafft Pepper einen breiteren Zugang in verschiedene Märkte, auch in osteuropäische und südosteuropäische. Zudem gewährt sie Exklusivität bezüglich ihrer Lösungen in zum Beispiel Tschechien, Bulgarien oder Finnland.
peppermotion.com
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