Sono Motors stellt Antrag auf Schutzschirmverfahren

Die Sono Motors GmbH hat beim Amtsgericht München einen Antrag auf die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens gestellt. Sono will sich jetzt in Eigenverwaltung mit Hilfe der Restrukturierungsexperten von Dentons sanieren. Als Grund für den Antrag wird indirekt eine Folge des Sion-Aus genannt – und die Lage am Kapitalmarkt.

Das Schutzschirmverfahren entspricht nicht genau dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung (wie es etwa derzeit Compleo durchläuft), hat aber das gleiche Ziel: Durch die frühzeitige Vorlage eines Insolvenzplans soll die Sanierung des Unternehmens erleichtert werden. Parallel zu dem Schutzschirmantrag der Sono Motors GmbH hat auch die Sono Group N.V., die U.S.-börsennotierte Muttergesellschaft der Sono Motors GmbH, beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eigenverwaltung gestellt, mit dem eine Unternehmenssanierung angestrebt wird.

Im Falle von Sono Motors kommt der Schritt nicht überraschend: Nach einer erneuten Crowdfunding-Kampagne zur Rettung des Solar-Elektroautos Sion hatte das Münchner Startup die Reißleine gezogen und das Sion-Programm Ende Februar eingestellt. Stattdessen will sich das Unternehmen auf das Solargeschäft für B2B-Kunden konzentrieren – also zum Beispiel integrierte Solarpaneele für E-Autos, Busse oder Lkw. Nach dem Sion-Aus mussten zahlreiche Mitarbeitende entlassen werden. Im März gab Sono dann bekannt, dass die Zahlungsunfähigkeit droht – da das Geld nicht ausreicht, um den Geschäftsbetrieb weiterzuführen. In dem Schutzschirmverfahren soll der Geschäftsbetrieb nun weitergeführt werden.

Als Grund für den Antrag gibt das Unternehmen indirekt eine Folge des Sion-Aus an: „Für die Abwicklung der Kundenansprüche aus den Sion-Reservierungen wurde ein Rückzahlungsplan entwickelt. Die hierfür erforderlichen zusätzlichen Finanzmittel wurden zunächst von einem Finanzier in Aussicht gestellt“, heißt es in der aktuellen Mitteilung. „Im Zusammenhang mit der Insolvenz der Silicon Valley Bank und dem Notverkauf der Credit Suisse an die UBS sowie der mit diesen Ereignissen einhergehenden wachsenden Unsicherheit im Kapitalmarkt realisierte sich jedoch diese Finanzierung nicht. Weitere Gespräche mit anderen potenziellen Finanzierungspartnern verliefen ebenfalls erfolglos, sodass die Geschäftsführung sich gezwungen sah, einen Schutzschirmantrag zu stellen.“

Das Schutzschirmverfahren hat das Ziel, die Sanierung des Unternehmens in einem geordneten Verfahren erfolgreich durchzuführen. Das Schutzschirmverfahren gehört zu den modernen Instrumenten des deutschen Sanierungsrechts, die eine Unternehmenssanierung ermöglichen. Ein Antrag auf Schutzschirmverfahren darf nicht bei eingetretener Zahlungsunfähigkeit, sondern nur bei drohender Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung gestellt werden. Weiter darf die angestrebte Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos sein und eine Zahlungsunfähigkeit auch im Schutzschirmverfahren nicht zu erwarten sein.

„Unter den gegebenen Bedingungen bietet das Schutzschirmverfahren der Sono Motors GmbH die notwendige Flexibilität für eine nachhaltige Sanierung, Rekapitalisierung und Neuausrichtung im Interesse ihrer Gläubiger, Lieferanten, Kund:innen und Mitarbeitenden“, so Sono Motors. Die Geschäftsleitung sei zuversichtlich, dass es gute Chancen gibt, die Sanierung im Rahmen des Schutzschirmverfahrens erfolgreich durchzuführen. „Umwege gehören zum Gründen dazu und wir werden uns auch künftig anstrengen, nachhaltige Lösungen mit unseren Partnern umzusetzen und damit zur Dekarbonisierung des Fahrzeugmarkts beizutragen“, sagt Jona Christians, Mitbegründer und Co-Geschäftsführer der Sono Motors GmbH.

Die Gesellschaft wird von dem Restrukturierungsteam von Dentons unter der Leitung der erfahrenen Sanierungsexperten Holger Ellers und Dirk Schoene im Verfahren unterstützt. „Die Fokussierung auf die Nachrüstung und Integration der Solartechnologie in Fahrzeuge von Drittanbietern ist der logische nächste Schritt. Die innovativen Produkte des Unternehmens in der Solartechnologie haben das Potential, für OEMs von großem Interesse zu sein“, sagt Schoene. „Die Altlasten aus dem eingestellten Sion-Programm konnten leider aufgrund der geänderten Marktbedingungen nicht mehr mit eigenen Mitteln bewältigt werden, sodass die Antragstellung auf ein Schutzschirmverfahren zwingend erforderlich wurde, um den bereits eingeschlagenen Sanierungskurs erfolgreich fortzuführen.“
sonomotors.com

6 Kommentare

zu „Sono Motors stellt Antrag auf Schutzschirmverfahren“
Fjotta
15.05.2023 um 23:57
Sono Motors war von Anfang an Unsinn - für die Unterstützer und später die Aktionäre. Aber genial für die Gründer. Eine tolle Zeit (statt blöder Arbeit anderswo) und jede Menge Geld, das bleibt. Auf den Konten der Gründer.Die Idee (ein häßliches Auto, völlig überteuert, mit aufgeklebten Solarzellen, die in der Garage richtig viel Strom liefern) war nie sinnvoll: einfachste technische und betriebswirtschaftliche Überlegungen machten klar, dass es sich um einen Windbeutel handelte.Warum wurde Sono Moror in den Medien gehypt? Weil es Auflage bzw. Klicks brachte? Jedenfalls brachte der Hype viele Leute dazu, ihr Geld anderen zu geben. Vor allem den smarten Sono Motors Gründern. Man erkenne den Fehler.
Nostradamus
17.05.2023 um 09:58
Ich stimme Ihnen in jedem Wort zu! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Auf Ihre Frage „Warum wurde Sono Motors in den Medien gehypt?“ es gibt eine einfache Antwort – Medien brauchen „Sensationen“ um die Aufmerksamkeit vom Publikum anzuziehen. Mehr ist nicht drin.
sig
22.05.2023 um 08:29
BMW bekommt 500 Mio EUR Steuergeld fur 100 X5 mit Toyota Brennstoffzelle... ist da das Geld gut angelegt?
Stefan
16.05.2023 um 07:11
Genau das passiert mit innovativen Firmen in Deutschland wenn die Menschen NICHT das Produkt haben wollen
Hansi
16.05.2023 um 08:47
Man könnte meinen: Gute Idee, schlechte Umsetzung. Ja, Solarzellen auf dem Fahrzeug KÖNNEN sinnvoll sein, sind aber nicht DIE eine Zukunft. Ein ehrlicher Ansatz hätte da schon geholfen, jemanden wie mich eher zu überzeugen.Was mich davon überzeugt, nicht in die Firma investiert zu haben und auch in der Entscheidung bekräftigt, in keine der künftigen Firmen der Herren zu investieren: Selbst im Untergang sind andere Schuld, hier die Silicon Valley Bank und Credit Suisse. Ein ehrliches „We F***ed it up“ wäre besser gewesen.
Sig
22.05.2023 um 08:31
bei 40 km durchschnittlicher Tagesfahrleistung sind doch 20-30km nachladen eine gute Sache. schlecht nur wegen Nettojahresgewinn von Saudi Aramco, Chevron,...

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