ACC eröffnet Batteriefabrik in Frankreich

Bild: ACC

Das Batteriezellen-Joint-Venture Automotive Cells Company (ACC) von Stellantis, Total und Mercedes-Benz hat seine erste Fabrik in Frankreich eingeweiht. Das „Grand Opening“ der ACC-Gigafactory in Billy-Berclau/Douvrin in der Region Hauts-de-France ist aber nicht gleichbedeutend mit der Inbetriebnahme – diese soll erst später in diesem Jahr erfolgen.

In Douvrin verfügt ACC nach eigenen Angaben über eine Produktionsfläche von mehr als 60.000 Quadratmetern. Die dortige Produktionslinie, auf der noch 2023 die ersten Batteriezellen gefertigt werden sollen, hat eine Kapazität von mehr als 13 GWh pro Jahr – dieser Output soll laut dem Unternehmen Ende 2024 erreicht werden. Später sollen zwei weitere Produktionslinien entstehen, womit die Kapazität des Werks bis 2030 auf jährlich 40 GWh ansteigen soll.

Von den 60.000 Quadratmetern Produktionsfläche ist ein Drittel, also 20.000 Quadratmeter, als Reinraum ausgelegt. In der Halle wurden 16 Mixer mit jeweils 1.600 Litern Volumen installiert, welche die Aktivmaterialien und Hilfsstoffe mischen. Auf insgesamt fünf Beschichtungslinien (drei für Kathoden, zwei für Anoden) werden die Trägerfolien beschichtet und in zehn bis zwölf Öfen mit einem Tempo von 80 Metern pro Minute getrocknet. Nach dem Zuschneiden und Stapeln sollen so 56.000 Zellen pro Tag gefertigt werden können – genug für 2,4 Millionen Batteriemodule oder (je nach Anzahl der Module pro Fahrzeug) zwischen 200.000 und 300.000 E-Autos pro Jahr. Und das nur aus dem „Block 1“, also der 13-GWh-Anlage.

Drei Werke à 40 GWh geplant

Bei der Produktion in Douvrin, im Nordosten Frankreichs zwischen Lens und Lille gelegen, nutzt ACC Prozesse, die seit 2020 in der Pilotanlage im westfranzösischen Nersac erprobt und optimiert wurden, auch das Forschungs- und Entwicklungszentrum, das im Jahr 2020 in Bruges nahe Bordeaux seine Arbeit aufgenommen hat, war an den Grundlagen für die erste Batteriefabrik des Unternehmens beteiligt. Mit der Entwicklung und der Investition von 850 Millionen Euro in den Standort konnte die geplante Produktionskapazität erhöht werden: Anfangs waren für Douvrin und die parallel geplante Anlage in Kaiserslautern 24 GWh angekündigt, später wurde dieser Wert aber auf 40 GWh erhöht.

Die Planungen für die Batteriefabrik wurden noch von PSA und der Total-Tochter Saft angestoßen. Mit der Fusion von PSA und FCA zum heutigen Stellantis-Konzern wurde der dritte ACC-Standort im italienischen Termoli gewonnen. Mit der Inbetriebnahme der ebenfalls auf bis zu 40 GWh ausgelegten Fabriken in Kaiserslautern (ab 2025) und Termoli (ab 2026) will ACC eine Kapazität von 120 GWh erreichen.

Nicht nur wegen der weiteren Anlagen in Deutschland und Italien ist die Batteriefabrik in Douvrin laut ACC „ein europäisches Vorzeigeprojekt“. Das Projekt wird von Frankreich, Deutschland, Italien und der Europäischen Union gefördert. Zu der Zusammenarbeit von Stellantis und Total ist später noch Mercedes-Benz hinzugestoßen.

Dabei ging es den Unternehmen und der Politik nicht nur um die europäische Versorgung mit Batteriezellen, sondern auch deren Nachhaltigkeit sowie die Umweltauswirkungen der Produktion. Laut ACC ist der bei Batteriefabriken oft kritisierte Wasserverbrauch in Douvrin „fünf- bis zehnmal geringer als in einem durchschnittlichen Automobilwerk, und 90 % der Abfälle werden recycelt“. Zudem habe sich ACC verpflichtet, „die strategischen Materialien für seine Batterien (Kobalt, Lithium, Kupfer und Nickel) von Lieferanten zu beziehen, die im Hinblick auf Umweltschutz und Menschenrechte vorbildlich sind und aktiv zur Entwicklung der Recyclingindustrie für Batterien beitragen“.

In der Pressemappe führt ACC aus, dass die Fabrik pro Jahr voraussichtlich 230.000 Kubikmeter Wasser benötigen wird – davon entfallen 90 Prozent auf die industriellen Prozesse und rund zehn Prozent auf Trinkwasser. Zudem gibt es eine der seltenen offiziellen Angaben zum Energieverbrauch der Batterieproduktion. Für den ersten Block (also jene 13 GWh) geht ACC von 362 GWh pro Jahr aus – also nach eigener Rechnung der installierten Leistung von rund 20 modernen Windkraftanlagen. Wenn mit den damit hergestellten 13 GWh Batterien bis zu 300.000 Autos bestückt werden können, entspricht das einem Energieverbrauch von 1.200 kWh je Fahrzeugbatterie.

„Wir sind stolz darauf, dass wir in Frankreich eine Batterietechnologie entwickelt haben, deren Produktion an unseren drei Standorten in Frankreich, Deutschland und Italien unser Engagement für die industrielle Souveränität Europas in einem strategisch wichtigen Sektor verdeutlicht“, sagt ACC-CEO Yann Vincent. „Dieser Sektor wird derzeit von der asiatischen Konkurrenz dominiert, auf die 85 Prozent der weltweiten Batterieproduktion entfallen. Mit dieser Einweihung leisten alle Mitarbeiter von ACC durch Herstellung innovativer Batterien einen Beitrag zur ökologischen Verkehrswende.“

Auch die drei Anteilseigner haben hohe Erwartungen. Mercedes-CEO Ola Källenius sieht in dem Werk einen wichtigen Schritt, „um die europäische Automobilindustrie auch im Zeitalter der Elektromobilität widerstandsfähiger, wettbewerbsfähiger und nachhaltiger zu machen“. Stellantis-CEO Carlos Tavares erwartet von ACC „Hightech-Batterien, die eine saubere, sichere und erschwingliche Mobilität für alle möglich machen“ – und das „am gleichen Ort, wo Stellantis früher Verbrennungsmotoren hergestellt hat und noch immer herstellt“. Und mit seinen Investitionen will TotalEnergies laut CEO Patrick Pouyanné die Elektrifizierung stärken und so zur „Umgestaltung der europäischen Energielandschaft und zum Aufbau einer nachhaltigeren Wirtschaft“ beitragen.
acc-emotion.com

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