BMW soll Lithium aus saudischer Verarbeitungsanlage erhalten

In Saudi-Arabien wird eine weitere Lithium-Verarbeitungsanlage gebaut. Diese entsteht im Rahmen eines Joint Ventures des australischen Bergbauunternehmens European Lithium mit dem saudischen Industriekonzern Obeikan Group. Als Abnehmer steht BMW bereit.

Die von European Lithium per Ad-hoc-Mitteilung angekündigte Anlage wird nach Informationen der „Financial Times“ im Rahmen eines bestehenden Liefervertrags mit BMW in Österreich abgebautes Lithium nutzen, um ab 2027 jährlich 9.000 Tonnen verarbeitetes Lithiumhydroxid an den deutschen Autobauer zu liefern. Dass sich BMW Lithium aus Österreich gesichert hat, ist seit Ende 2022 bekannt. European Lithium gab seinerzeit bekannt, eine verbindliche langfristige Abnahmevereinbarung mit BMW für Lithiumhydroxid in Batteriequalität aus seinem Lithiumprojekt Wolfsberg in Österreich unterzeichnet zu haben.

Angaben zur Abnahmemenge und zum Zeitraum machten die Unternehmen im Dezember 2022 nicht. Geäußert wurde aber, dass BMW eine Vorauszahlung in Höhe von 15 Millionen US-Dollar an European Lithium leistet, die später mit dem an BMW gelieferten Lithiumhydroxid verrechnet werden soll.

Nun zeichnet sich also ab: Verarbeitet werden soll das Lithium für BMW aus Österreich in Saudi-Arabien. Dazu wollen European Lithium und die heimische Obeikan Group ein 50:50-Joint-Venture gründen, das „ein Exklusivrecht für den Kauf von Spodumen aus der aktuellen Ressource in Wolfsberg (Zone 1)“ anstrebt und das die Anlage so entwickeln soll, dass „die anfänglichen Mindestkapazitäten und Produktspezifikationen aus dem verbindlichen langfristigen Liefervereinbarung mit BMW erfüllt werden“, wie es in der Ad-hoc-Mitteilung heißt.

Laut der „Financial Times“ wird die Anlage 350 bis 400 Millionen US-Dollar kosten und voraussichtlich im Jahr 2026 das erste Lithiumhydroxid produzieren. Insgesamt soll sich der Investitionsbedarf für den Bau der österreichischen Mine, der nahegelegenen Erzkonzentrationsanlage sowie für die Entwicklung der saudischen Anlage auf 800 bis 900 Millionen US-Dollar belaufen. European Lithium plane vor diesesm Hintergrund in den kommenden Monaten eine Zweitnotierung an der Nasdaq über eine spezielle Übernahmegesellschaft oder eine Blankoscheck-Fusion, berichtet die Zeitung. Gegenwärtig ist das Unternehmen bereits an der australischen Börse gelistet.

„Wir freuen uns über diesen strategischen Schritt in der Partnerschaft mit Obeikan, der den Weg für signifikante Opex-Einsparungen ebnet, einschließlich stark reduzierter Energie- und Finanzierungskosten sowie einer wesentlich niedrigeren Steuerquote“, äußert Tony Sage, Chairman von European Lithium zur nun neu angekündigten Partnerschaft. Sein Unternehmen sei motiviert, seine Pläne voranzutreiben, „um (…) die Wirtschaftlichkeit von Wolfsberg und unseren zukünftigen Projekten zu stärken“.

Abdallah Obeikan, CEO der Obeikan Investment Group, gibt sich erfreut, über die Vereinbarung mit European Lithium: „Wir sind überzeugt, dass unsere Partnerschaft für alle Beteiligten von Vorteil sein wird. Diese Partnerschaft wird die Expertise von EUR mit dem industriellen Wissen von Obeikan und der Stärke Saudi-Arabiens verbinden.“ Die angekündigte Einrichtung stellt die zweite Lithium-Verarbeitungsanlage in Saudi-Arabien neben der des australischen Batteriematerial-Unternehmens EV Metals Group dar.

Saudi-Arabien versucht auf mehreren Ebenen, zu einem Akteur in der Batterie- und eMobility-Industrie zu werden. So hat der Wüstenstaat gerade über seinen Staatsfonds weiteres Kapital für den US-Autobauer Lucid Motors zugesagt, der vor Ort ein Werk errichten soll und von der Regierung Saudi-Arabiens einen Großauftrag zur Lieferung von bis zu 100.000 E-Autos über einen Zeitraum von zehn Jahren erhalten hat. Parallel stellte Saudi-Arabien im Herbst 2022 seine erste Elektroauto-Marke Ceer vor, die ebenfalls ein Werk plant.
europeanlithium.com (Ad-hoc-Mitteilung, PDF), ft.com

2 Kommentare

zu „BMW soll Lithium aus saudischer Verarbeitungsanlage erhalten“
Manfred Stummer
05.06.2023 um 09:01
Das Versprechen von EL das Erz im nahen Umfeld zu verarbeiten wird leider nicht gehalten. Bleibt zu hoffen dass zumindest die Batteriefertigung im nahen Umfeld der Lithiumhydroxid Produktionsstätte erfolgt. Inwieweit BMW eine vertragliche Möglichkeit hätte auf die Weiterverarbeitung vor Ort zu bestehen wäre interessant zu erfahren. Wieder ein Beispiel wie immense Transportwege entstehen.
Peter
05.06.2023 um 14:12
Nicht nur Wege sondern neue Abhängigkeiten Wieder vieles falsch gemacht BMW

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch