MAN wird keine Euro-7-Busse auf die Straße bringen
Der Bushersteller MAN wird nicht in Euro-7-Technologie investieren und stattdessen ab 2030 für Städte und Gemeinden nur noch emissionsfreie Busse im Portfolio haben. Zudem präsentiert der Hersteller sein neuestes E-Modell in Barcelona: den Lion’s City 10 E.
„Im Jahr 2030 werden wir in Europa keinen Stadtbus mit Verbrennungsmotor mehr verkaufen“, sagte Heinz Kiess, Leiter Produktmarketing Bus bei MAN Truck & Bus, auf einer Pressekonferenz anlässlich des am Sonntag in Barcelona gestarteten UITP Global Public Transport Summit 2023. „Wenn man sich die Entwicklung des Stadtbusmarktes in Europa ansieht, sehen wir keinen Markt für Gasantriebe in der Zukunft. Wir sehen Raum für Brennstoffzellenbusse, aber nicht mehr als 10 Prozent des Busmarktes“, fügte er hinzu.
Im November hatte die EU-Kommission neue Emissionsgrenzwerte für die Euro 7 vorgeschlagen. Für Busse und Lkw über 3,5 Tonnen sollen diese Grenzwerte ab 2027 verbindlich sein – für kleinere Nutzfahrzeuge und Pkw sogar schon zwei Jahre früher. Was bisher dazu bekannt ist, haben wir bereits in einem früheren Artikel aufgeführt.
Das Problem: Wenn ein Hersteller nun Euro-7-Fahrzeuge auf die Straße bringen will, müssten technische und finanzielle Ressourcen bei emissionsfreien Technologien – etwa bei Wasserstoff- oder Batterie-elektrischen Fahrzeugen – abgezogen und zurück zum Verbrennungsmotor verlagert werden. Das bestätigte auch MAN Entwicklungsvorstand Frederik Zohm bei unserer Konferenz „electrive.net LIVE“ im Mai. Er sagte, die Politik solle „das ein oder andere Thema einfach mal weglassen“, wie beispielsweise die geplante Euro-7-Regelung, die Hersteller viel Geld kosten wird, das sie dann nicht in alternative Antriebe investieren können.
Auf der UITP in Barcelona präsentiert MAN mit dem Lion’s City 10 E zudem sein jüngstes Modell der E-Bus-Familie. Es komplettiert die vollelektrische Stadtbus-Reihe Lion’s City E, die nun aus Varianten mit 10,5 Metern, 12,2 Metern und 18,1 Metern Länge besteht.
Der neue 10,5-Meter-Bus wird seit Anfang 2023 im polnischen MAN-Stadtbuswerk in Starachowice produziert. Er bietet analog zu seinen größeren Geschwistern 160 kW Dauer- bzw. 240 kW Spitzenleistung und wird mit NMC-Batterien ausgestattet. Auf dem Dach werden wahlweise vier oder fünf Packs verbaut. Die Kapazität liegt bei 320 Kilowattstunden (250 kWh nutzbar) für bis zu 235 Kilometer Reichweite oder bei 400 Kilowattstunden (320 kWh nutzbar) für bis zu 300 Kilometer Reichweite.
Zum Vergleich: In 12-Meter-Ausführung fährt der Lion’s City E mit bis zu 480 kWh, als Gelenkbus mit bis zu 640 kWh vor. Geladen werden kann der Lion’s City 10 E per Stecker wie die beiden bereits auf dem Markt erhältlichen Busvarianten mit bis zu 150 kW. Die Ladezeit wird je nach Batteriekonfiguration mit zweieihalb bzw. drei Stunden angegeben.
MAN präzisiert, den Midibus auf Basis der 12-Meter-Standardvariante konzipiert zu haben: Breite, Höhe und Überhänge bleiben unangetastet, ebenso das Konzept des motorturmfreien Hecks, durch das vier Sitzplätze (maximal 33 Sitze und 80 Fahrgäste gesamt) gewonnen werden. Die „Kürzung“ der Karosserie fand demnach ausschließlich zwischen den Achsen statt, wo die Entwickler ein Fenstermodul herausgenommen haben, was in einer Gesamtlänge von 10,5 Meter resultiert und laut Herstellerangaben rund 350 Kilogramm Gewicht einspart. Den Radstand des Lion’s City 10 E gibt MAN noch mit 4,40 Meter an, den Wendekreis mit 17,2 Metern. Trotz dieser deutlichen Verkürzung sei immer noch Platz für einen Rollstuhl oder Kinderwagen im Stehperron, heißt es. Auch eine dritte Tür sei möglich, wobei die Sitzplatzanzahl in diesem Fall auf 29 Sitze schrumpft.
MAN ist nicht der erste Hersteller, der sein Portfolio elektrifizieren will. Im vergangenen Jahr hatte bereits Daimler Buses angekündigt, ab 2030 zumindest in Europa nur noch elektrische Stadtbusse anbieten zu wollen.
sustainable-bus.com (Euro 7), mantruckandbus.com (MAN Lion‘s City 10 E)
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