Volkswagen ordnet Produktionskapazitäten in China neu
Volkswagen stellt seine Produktion in China neu auf. Laut Medienberichten soll durch eine Bündelung der Fertigung Platz für die Herstellung von Elektroautos geschaffen werden. So soll unter anderem die Montage von Verbrennermodellen aus dem Werk Anting an andere Standorte verlagert werden.
Das berichtet unter anderem das „Handelsblatt“ unter Berufung auf einen Unternehmenssprecher. Die Neustrukturierung soll sowohl die Komponenten- als auch die Fahrzeugproduktion von VW in China betreffen. Details sind kaum bekannt. Als gesichert gilt aber, dass das aus vier Werksteilen bestehende Anting-Hauptwerk von SAIC Volkswagen künftig nur noch auf drei Werksteilen beruhen soll.
Publik macht Volkswagen diese Pläne, nachdem in Posts auf Social-Media-Portalen in China über eine Schließung der Fabrik spekuliert wurde. Wohin die Verbrenner-Fertigung aus Anting verlegt werden soll, bleibt dabei unklar. Volkswagen äußerte lediglich, dass „sich der Schritt nicht auf die Produktionskapazitäten einzelner Modelle auswirkt“ und dass „die Verlagerung die Bemühungen unterstreicht, den Wechsel in die E-Mobilität zu beschleunigen“.
Volkswagen verliert aktuell bekanntlich massiv Marktanteile in China. 2022 lieferte der deutsche Hersteller nur noch 3,18 Millionen Fahrzeugen (über alle Antriebsarten) in der Volksrepublik aus. Laut „Handelsblatt“ sind VWs Werke in China seit der Coronapandemie weit davon entfernt, auf Volllast zu laufen: „Allein die SAIC-Werke hätten laut Daten des Branchendiensts Marklines Kapazitäten für rund 2,27 Millionen Fahrzeuge jährlich. Benötigt wurden im vergangenen Jahr jedoch nur Kapazitäten für etwa 1,34 Millionen Autos“, schreibt das Wirtschaftsblatt.
Die Wolfsburger versuchen freilich gegenzusteuern: Vor wenigen Wochen haben sie im chinesischen Hefei ein neues Entwicklungszentrum für E-Autos angekündigt, um neue Elektroautos in China schneller und gemäß den Anforderungen der chinesischen Kunden auf den Markt bringen zu können. In die Anlage soll rund eine Milliarde Euro fließen. Es handele sich nicht um ein klassisches F&E-Zentrum, in dem vor allem Ingenieure arbeiten, sondern um ein „neues Zentrums für Entwicklung, Innovation und Beschaffung für vollvernetzte Elektroautos“, hieß es im April aus der Konzernzentrale. In der neuen Gesellschaft mit Projektnamen „100%TechCo“ sollen Fahrzeug- und Komponenten-Entwicklung sowie Beschaffung zusammengeführt werden. Auf diese Weise will Volkswagen nach eigenen Angaben die Entwicklungszeiten neuer Produkte und Technologien um rund 30 Prozent reduzieren.
Wie zentral die neue Einrichtung werden soll, vergegenwärtigt das Statement aus Wolfsburg, dass „das neue China-Zentrum die Entwicklungsprojekte aller Joint Ventures des Volkswagen-Konzerns in China – SAIC-Volkswagen, FAW-VW und Volkswagen Anhui – enger miteinander verzahnen wird“. Aktuell produziert der Konzern in drei chinesischen Fabriken Elektroautos auf Basis der MEB-Plattform: in Anting (SAIC-VW), in Foshan (FAW-VW) und seit 2022 auch in Anhui (ehemals JAC-VW). Letztgenanntes unterscheidet sich dabei von Anting und Foshan: Zum einen haben die Wolfsburger 2020 die Mehrheit an dem Joint Venture JAC-Volkswagen übernommen und es in Volkswagen Anhui umbenannt – VW kontrolliert das Werk also, im Gegensatz zu den Partnerschaften mit SAIC und FAW. Und es soll das VW-Werk mit dem höchsten Automatisierungsgrad in China sein – über 900 Roboter wurden in der 140.000 Quadratmeter großen Anlage installiert.
handelsblatt.com, reuters.com
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