NACS-Durchbruch: Ladebranche und CharIN beziehen Position
Die Entscheidung von Ford und GM, künftig auf den Schnellladestandard von Tesla zu setzen, zieht eine ganze Welle von Ankündigungen von Ladeinfrastruktur-Playern nach sich, die ebenfalls den sogenannten „North American Charging Standard (NACS)“ integrieren wollen. Und auch die CCS-Organisation CharIN reagiert auf die Entwicklung.
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In einer Mitteilung kündigt CharIN die Einrichtung einer Task Force mit dem Ziel an, den NACS einem Standardisierungsprozess zu unterziehen. Die Gruppe lädt Mitglieder und weitere Beteiligte ein, der Task Force beizutreten und hat bereits ein entsprechendes Formular vorbereitet. CharIN teilt zudem mit, dass der NACS „die Protokolle DIN 70121 und ISO 15118 verwendet, die auf Power Line Communication (PLC) basieren und CCS-Funktionalität ermöglichen”. Diese Protokolle wurden für CCS entwickelt, sind laut CharIN jedoch „vielseitige Kommunikationsstandards, die dazu beitragen könnten, Brücken zwischen allen Ladestandards in Nordamerika zu schlagen“.
Das ist bemerkenswert, denn in einer ersten Reaktion klang der Verband einige Tage nach der Ankündigung von Ford, sich dem NACS zuzuwenden, noch so: „Die globale EV-Industrie kann mit mehreren konkurrierenden Ladesystemen nicht gedeihen. CharIN unterstützt globale Standards und definiert die Anforderungen auf der Grundlage der Beiträge seiner internationalen Mitglieder. CCS ist der globale Standard und konzentriert sich daher auf internationale Interoperabilität und ist, im Gegensatz zu NACS, zukunftssicher, um viele andere Anwendungsfälle als das öffentliche DC-Schnellladen zu unterstützen. Frühe, unkonsolidierte Ankündigungen von Änderungen schaffen Unsicherheit in der Branche und führen zu Investitionshemmnissen.“
Das kurz darauf folgende Bekenntnis von General Motors, ebenfalls den NACS zu übernehmen, hat CharIN also offenbar nicht kommen sehen. In der aktuellen Mitteilung ist der Verband augenscheinlich um eine Koexistenz beider Systeme bemüht und stellt fest: „Einige unserer CharIN-Mitglieder in Nordamerika sind daran interessiert, den Formfaktor des North America Charging Standard (NACS) zu übernehmen“. NACS sei noch kein Standard und biete kein offenes Lade-Ökosystem, auf das die Industrie aufbauen kann. Damit eine Technologie zu einer Norm wird, müsse sie einen ordnungsgemäßen Prozess in einer Organisation zur Entwicklung von Normen durchlaufen.
Dafür sieht CharIN offenbar Potenzial: Man sei erfreut, dass NACS die Protokolle DIN 70121 und ISO 15118 verwendet, die auf der Powerline-Kommunikation (PLC) basieren und die CCS-Funktionalität ermöglichen. „Diese Protokolle wurden für CCS entwickelt, sind aber vielseitige Kommunikationsstandards, die dazu beitragen können, Brücken zwischen allen Ladestandards in Nordamerika zu schlagen. Diese Standards sind auch tief in der CharIN-Mitgliedschaft und ihren Aktivitäten verwurzelt. Wie beim Megawatt-Ladesystem wird CharIN eine offene Arbeitsgruppe einberufen, um die Anforderungen mit dem Ziel abzustimmen, NACS in den Normungsprozess einzubringen. Ein offener Normungsprozess gewährleistet eine angemessene Prüfung der Technologie durch Fachkollegen und die Möglichkeit für alle interessierten Parteien, zur Entwicklung dieser Norm beizutragen.“
Seit den Ausrufezeichen, die die beiden größten Autobauer in den USA mit ihrer Zuwendung zu Teslas Ladestandard gesetzt haben, bewegt sich auch ein Teil der Ladebranche in Richtung NACS: ChargePoint kündigt an, in Kürze eine NACS-Steckeroption für seine Produkte anbieten zu wollen, „wobei kostengünstige Upgrades vor Ort für bereits in Betrieb befindliche Ladegeräte verfügbar“ sein werden. Blink Charging will auf der EVS36-Messe in Kalifornien das Design eines neuen DC-Schnellladegeräts mit mit einem dualen CCS-NACS-Port vorstellen. EVgo gibt bekannt, sein Schnellladenetzwerk in den USA landesweit mit NACS-Steckern auszustatten. Und das Ladenetzwerk Flo versichert, dass alle seine Stationen „bereits für die Unterstützung von NACS-Kabeln ausgelegt sind, falls dies von Kunden oder Standortbetreibern gewünscht wird“.
Auch einige große Hardware-Hersteller positionieren sich: ABB E-Mobility veröffentlicht etwa auf Twitter ein Statement, dass man weiterhin führend sein werde, „indem wir den North American Charging Standard (NACS) als Option für unsere Produkte anbieten“. Tritium sowie Kempower und Wallbox veröffentlichen ähnlich klingende Ankündigungen.
Update 26.06.2023: Nachdem die CCS-Organisation CharIN kürzlich die Einrichtung einer Task Force mit dem Ziel ankündigte, den NACS einem Standardisierungsprozess zu unterziehen, wurde nun eine vorläufige Liste von Unternehmen veröffentlicht, die sich an dieser Task Force beteiligen – darunter auch zahlreiche Autobauer. Die Liste umfasst 51 Unternehmen, darunter die Autohersteller BMW, Ford, GM, Hyundai-Kia, JLR, Lucid, Mercedes-Benz, Stellantis, Toyota, Vinfast und Volvo Car. Der Volkswagen-Konzern ist über seine Ladeinfrastruktur-Tochter Electrify America auf der Liste vertreten. Tesla fehlt in der Auflistung bislang. Wie electrive.net erfahren hat, stehen CharIN und Tesla derzeit noch in einem engen Austausch über eine Beteiligung des US-Herstellers an der Task Force.
charin.global (CharIN), chargepoint.com, blinkcharging.com, evgo.com, prnewswire.com (Flo), twitter.com (ABB), mytritium.com, kempower.com, businesswire.com (Wallbox), linkedin.com (Liste), reuters.com (Washington)
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