Porsche soll Cellforce aufgekauft haben und 20-GWh-Ausbau planen
Porsche dürfte in deutlich größerem Umfang als bisher geplant Hochleistungs-Batteriezellen produzieren. Und das nicht mehr zusammen mit Partner Customcells, sondern in Eigenregie. Die Cellforce Group, das Batterie-Joint-Venture von Porsche und Customcells soll im Mai komplett von Porsche übernommen worden sein.
Das berichtet das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Insider. Eine offizielle Bestätigung beider Seiten steht dazu noch aus. Das Wirtschaftsmagazin präzisiert derweil, dass die ursprünglich im 100-Megawatt-Bereich geplante Entwicklungs- und Fertigungsstätte im interkommunalen Wirtschaftsgebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt künftig auf eine Jahreskapazität von 20 Gigawattstunden ausgelegt werden soll. Bisher war lediglich von einer Erweiterung auf eine Kapazität von 1 GWh die Rede.
Laut dem Bericht des „Manager Magazin“ will Porsche mit dem massiven Ausbau der Fertigung 180.000 bis 200.000 eigene E-Autos pro Jahr mit Performance-Zellen versorgen und eventuell auch Wettbewerber beliefern. Investieren müsse Porsche in das Werk wohl mehr als eine Milliarde Euro, heißt es. Die Serienproduktion in Reutlingen-Kirchentellinsfurt solle, zunächst noch in sehr kleinem Volumen, im Frühjahr 2024 beginnen. In Großserie könne es dann in zwei oder drei Jahren losgehen.
Das Joint Venture zwischen Porsche und Zellspezialist Customcells aus Itzehoe datiert von 2021. Seinerzeit spielte auch P3 bei der Gründung eine Rolle. Porsche beteiligte sich zu jenem Zeitpunkt auch gleich an Customcells. Das Aus des Unternehmens soll mit der Vervielfachung der Fertigungskapazität zusammenhängen: „Das Unternehmen mit Stammsitz in Itzehoe kommt auf einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich, die Bewertung soll sich bei der letzten Finanzierungsrunde einer halben Milliarde Euro genähert haben. Nicht genug jedenfalls, das Werk bei Tübingen entsprechend dem Joint-Venture-Anteil von 27 Prozent mitzufinanzieren“, führt das „Manager Magazin“ aus. Also habe Porsche Cellforce im Mai komplett übernommen – zu welchem Preis, sei unbekannt.
Bewahrheitet sich dieser Schritt, wäre Porsche der bislang erste Automotive-OEM, der im großen Stil Performance-Zellen für Sportwagen baut. Möglich, dass sie in einer etwaigen Serienversion des kürzlich vorgestellten Hypercar-Konzepts Mission X eingesetzt werden könnten. Bisher bezieht Porsche seine Zellen von LG Energy Solution.
Die jüngste News zum Fortschritt der Fabrik bei Tübingen war Mitte Mai eine strategische Partnerschaft mit Siemens. Cellforce und der deutsche Technologiekonzern gaben bekannt, ihre Kräfte entlang des gesamten Batterieentwicklungs- und -herstellungsprozesses bündeln zu wollen. Für die Fabrikausrüstung hatte das Joint Venture zuvor bereits einige andere Partnerschaften geschlossen. Zur Beschichtung von Elektroden für Hochleistungs-Batteriezellen wurde eine Anlage bei Dürr geordert, der Maschinenbauer Trumpf steuert im Rahmen einer strategischen Kooperation seine hochpräzise Lasertechnik bei.
Und Customcells? Erst gestern erreichte uns die Nachricht, dass der Zellspezialist mit dem kalifornischen Batterieentwickler OneD Battery Sciences eine „projektbasierte Partnerschaft“ vereinbart hat. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung und Industrialisierung von BEV-Batteriezellen für einen namentlich nicht genannten Automotive-OEM. Nach Informationen des Manager Magazins dringt Customcells bei diesem Projekt nun seinerseits in den Gigawattstunden-Bereich vor. Denn bei dem Kunden soll es sich um General Motors handeln.
manager-magazin.de (Paywall)
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