Lordstown Motors meldet Insolvenz an – und verklagt Investor Foxconn
Das US-amerikanische Elektroauto-Startup Lordstown Motors hat Insolvenz angemeldet und sich zum Verkauf gestellt. Die Insolvenz des E-Pickup-Herstellers folgt, nachdem es dem Unternehmen nicht gelungen war, einen Streit über eine versprochene Investition des taiwanesischen Auftragsfertigers Foxconn beizulegen.
Lordstown Motors hat deswegen nun Klage gegen Foxconn eingereicht, wie das Unternehmen mitteilt. Hintergrund der Klage ist wie berichtet, dass Foxconn sich nicht an eine Absprache gehalten haben soll. Foxconn und Lordstown hatten im November 2022 eine Vereinbarung geschlossen, wonach Foxconn insgesamt weitere bis zu 170 Millionen US-Dollar (seinerzeit 154 Millionen Euro) in das US-Startup investiert. Foxconn zahlte im vergangenen Jahr die ersten fälligen 52,7 Millionen US-Dollar.
Doch in diesem Jahr lag der Aktienwert von Lordstown an 30 aufeinanderfolgenden Tagen unter einem US-Dollar je Aktie, was eine Delisting-Benachrichtigung der US-Börse Nasdaq zur Folge hatte. Sprich: Gemäß den Nasdaq-Regeln müsste Lordstown von der Börse genommen werden. Wegen des drohenden Ausschlusses entstand ein Konflikt zwischen den beiden Partnern, auf eine neue Vereinbarung konnten sich beide Unternehmen nicht einigen – im Mai wurde eine Summe von 70 Millionen US-Dollar genannt, die Foxconn investieren solle. Während Lordstown behauptet hat, Foxconn habe zugesagte Zahlungen nicht geleistet, gibt Foxconn an, man habe „eine positive Einstellung bei der Führung konstruktiver Verhandlungen mit Lordstown“ bewahrt – es sei vielmehr das US-Unternehmen, das nicht bereit gewesen wäre, die Investitionsvereinbarung gemäß ihren Bedingungen umzusetzen.
In der Mitteilung wählt Lordstown nun deutliche Worte. Es ist von „Betrug von Foxconn und der vorsätzlichen und konsequenten Nichteinhaltung seiner kommerziellen und finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Unternehmen“ die Rede, welche „einem materiellen Schaden für das Unternehmen und seine Zukunftsaussichten“ geführt hätten. Zur Erinnerung: In der Spitze war das per SPAC-Fusion börsennotierte Unternehmen fünf Milliarden Dollar wert. Eine Attacke des Shortsellers Hindenburg Research im Jahr 2021 hatte bereits einige Mängel bei Lordstown offengelegt. Unter anderem wurde bezweifelt, dass Lordstown wie versprochen schnell eine Massenproduktion aufbauen könnte, zudem ging es um Falschangaben zum Entwicklungsstand des E-Pickups und zu angeblich 100.000 Vorbestellungen. In der Folge zog sich Lordstown-CEO Steve Burns und sein Finanzchef aus dem Unternehmen zurück.
Der Einstieg von Foxconn und die Übernahme der Lordstown-Fabrik durch die Taiwanesen galt als Rettungsanker für das Unternehmen. Anfang dieser Woche lag die Marktkapitalisierung von Lordstown Motors bei weniger als 45 Millionen Dollar. In einigen Medien wird bereits klar Stellung bezogen, welche Seite in diesem Konflikt die Hauptschuld trägt: „Einst von Investoren gefeiert, hat Lordstown seine Versprechen nie erfüllt“, schreibt etwa das „Manager Magazin“. Und weiter: „Die Schuld für die Misere sucht das Management allerdings nicht bei sich selbst.“
Einige Investoren sehen in der Pleite übrigens nicht nur einen Einzelfall. „Der Bankrott von Lordstown signalisiert, dass die Tage erfolgreicher EV-Startups vorbei sind“, zitiert Reuters Thomas Hayes, den Vorsitzenden des Hedgefonds Great Hill Capital. „In Zukunft werden es Tesla und die traditionellen etablierten Unternehmen sein, die um Marktanteile kämpfen werden.“
reuters.com, manager-magazin.de, lordstownmotors.com
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