Audi will offenbar E-Plattform eines anderen Herstellers nutzen

Bild: Audi

Audi erwägt laut einem Medienbericht, in China erstmals eine Elektroauto-Plattform von einem Wettbewerber zuzukaufen. Hintergrund ist demnach die Verzögerung bei der neuen Konzernplattform SSP – auf die Audi nicht warten kann oder will. In Wolfsburg gibt es offenbar einen mächtigen Befürworter dieses Plans.

Das berichtet die „Automobilwoche“ unter Berufung auf Unternehmenskreise. Für eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung in dieser Woche soll eine entsprechende Vorlage vorbereitet sein – die Sitzung soll „womöglich“ am 11. Juli, also dem Dienstag, stattfinden. Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume soll das Vorhaben bereits gutgeheißen haben und Audi sei bereits mit Herstellern im Gespräch. Audi selbst gab gegenüber der „Automobilwoche“ an, von den Plänen keine Kenntnis zu haben.

Der angestrebte Zukauf einer externen E-Plattform erfolge vor dem Hintergrund, dass Audi bis zum verspäteten Start des VW-Elektroflaggschiffs Trinity (und damit der neuen Konzernplattform SSP) „lieferfähig“ bleiben muss, wie es in dem Artikel ausgedrückt wird. Der Marktstart des Trinity soll voraussichtlich erst im Jahr 2029 erfolgen (teilweise ist in Berichten sogar von 2030 die Rede), früher ist also mit keinem Audi-Modell auf dieser Plattform zu rechnen. Dem ursprünglichen Zeitplan zufolge sollte der Trinity 2026 debütieren.

Audi bietet in China derzeit die MEB-Modelle Q4 e-tron und den Q5 e-tron an. Letztgenannter hat nichts mit dem (in Mexiko gebauten) Verbrenner-Modell gemeinsam, sondern ist der Audi-Ableger des VW ID.6 X, einem E-SUV für den chinesischen Markt. Beide Modelle laufen gemeinsam in Anting vom Band. Gemeinsam mit FAW baut Audi derzeit in China ein reines Elektroauto-Werk, wo ab Ende 2024 bis zu 150.000 Einheiten pro Jahr gebaut werden sollen – und zwar Modelle auf Basis der PPE. Also jener Plattform, auf der die kommenden Modelle A6 e-tron und Q6 e-tron basieren.

Die PPE bringt zwar bereits einige Weiterentwicklungen im Vergleich zum MEB, etwa den Wechsel auf eine Systemspannung von 800 Volt. Der nächste große Sprung, etwa in Hinblick auf autonomes Fahren, Software und auch die Produktion, soll mit der SSP erfolgen.

Mit welchen Herstellern Audi im Gespräch ist, wird in dem Bericht nicht erwähnt. Dabei kämen theoretisch einige Kandidaten in Frage. Geely hatte bereits zur Premiere seiner Elektro-Architektur SEA angekündigt, diese als Open-Source-Lösung auch anderen OEM zur Verfügung stellen zu wollen. Der Auftragsfertiger Foxconn hat mit seiner MIH gleich eine eigene Plattform für E-Autos entwickelt, die für andere Marken im Auftrag gefertigt werden sollen. Und auch BYD hat für sein Drittkunden-Geschäft eine eigene Marke namens FinDreams gegründet – allerdings für E-Antriebe und Batterien, nicht für die komplette Plattform.
automobilwoche.de

9 Kommentare

zu „Audi will offenbar E-Plattform eines anderen Herstellers nutzen“
Northbuddy
10.07.2023 um 15:43
"Vorsprung durch Technik".... eines Anderen.Na wenn DAS mal kein Markenkennzeichen und Marketing-Highlight ist....
Max Maier
10.07.2023 um 17:18
Wie peinlich ist denn das bitte? Jahrelang den Dicken markiert und gedacht man sei der Nabel der Welt. Vor nichtmal 6 Jahren die anderen noch belächelt und jetzt? Kriecht man anscheinend genauso schnell in das Loch zurück, wie man vor 20 Jahren herausgeschossen ist. Das wird die erste Hütte von den Deutschen sein, die dicht gemacht wird.
Titan
11.07.2023 um 08:15
Kommt da der "Billige" Chinese durch die Hintertür, bzw. Bodengruppe? Was machen die ganze nach IGM Tarif bezahlten Ingenieure und Manager "Nieten in Nadelstreifen" den ganzen Tag?
Nostradamus
11.07.2023 um 09:46
Die Entwicklung der neuen Konzernplattform SSP dauert schon ca. zwei Jahre und wird bis 2029-30 fertig?! In der gesamten VW Konzern stimmt etwas nicht, und zwar gewaltig! Die Konkurrenz entwickelt eigenen Plattformen wie am Fließband! Der Einkauf eine Plattform eines Chinesischen Herstellers bedeutet weitere Vertiefung der Abhängigkeit von China! Es ist kein Geheimnis mehr, warum Audi muss 10.000 Mitarbeiter entlassen – denn Produktion wird nach China umgezogen! Ist das alles der berühmte „Vorsprung durch Technik“???
Volker Bros
11.07.2023 um 10:59
Dass Dramatisches zugange sein mag, das konnte man bereits aufgrund des überraschend angekündigten Chefwechsels dieser Tage vermuten. Dunkle Wolken über Ingolstadt und Neckarsulm.
Klaus
11.07.2023 um 16:13
Hallo . Das tut mir sehr leid. Ich hatte vor über 30 Jahren viel Freude mit meinem Audi. Der war sehr sportlich. Da war das Modell noch bei VW integriert. Später fühlte sich der hochmoderne Audiladen etwas abgehoben an. Ich glaube der Kunde stand nicht mehr im Mittelpunkt und Garantiefälle mussten erstritten werden. Die müssten erst einmal wieder ihre Mitte finden. Von wegen Fortschritt durch Technik.
Stefan
11.07.2023 um 19:11
Das ist wirklich bedauerlich und zeigt, dass man Jahre hinten nach ist... leider - für die DE Autoindustrie.Audi, Vorsprung durch Preisliste... ich meine durch Technik ist leider im E-Zeitalter nicht mehr zutreffend auch wenn es genug Möglichkeiten gäbe, andere im Detail auszustechen.Das nützt aber alles nichts, wenn man die Gelegenheiten nicht nutzen kann und vermutlich auch durch die eigenen internen Strukturen als Konzern gelähmt zu sein scheint.
Jan
11.07.2023 um 21:31
Die Grünen sagen schon seit 10 Jahren das die E-Mobilität kommen wird. Jetzt ist sie da und alle sind überrascht? Deutschland wählt lieber Anti-Grün und baut sich eine eigene kleine Traumwelt aus Dieselautos, Kohlekumpel und Ölheizkessel (Aus Prinzip). Das Verbrennungszeitalter ist vorbei und niemand will es bemerkt haben.
Hartmann W.R.
18.07.2023 um 13:17
Zuerst wurden die Kundenbetrogen ,dann die E Entwicklung Verpennt , Kunden müssen Ihr Recht in jahrelangen Prozess en erstreiten.Dafür Millionen verdienen und notfalls nach dem Staat rufen.Lösung: Diese Marken mit Boykott belegen.

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