ADAC meldet angeblichen Sicherheitmangel beim Ora Funky Cat

Der ADAC moniert einen Sicherheitsmangel beim chinesischen Elektromodell Ora Funky Cat. Bei dem Fahrzeug sei es möglich, den Ladestecker während des Ladevorgangs zu ziehen. Wird ein verschlossenes Elektroauto über den Funkschlüssel entriegelt, passiert das auch mit dem Ladestecker.

Und genau dort liegt der Knackpunkt: Wie der ADAC bei Tests festgestellt haben will stoppt der Ora Funky Cat laut ADAC in dieser Zeit aber den Ladevorgang nicht und es fließt weiter Strom – im Gegensatz zu anderen E-Autos, die den Ladevorgang unterbrechen, sobald der Stecker entriegelt wird. Wird der Stecker im Funky Cat nicht gezogen, wird er nach etwa 15 Sekunden wieder verriegelt.

Aber: In diesen 15 Sekunden ist es laut dem ADAC möglich, den Typ-2-Stecker bei laufender Ladung unter Last herauszuziehen – während bis zu 16 Ampere fließen. „Die Folge ist im Extremfall ein Knall, Funkenflug und Brandgeruch. Langfristig kann das zu einem Verschleiß der Kontakte und Erhitzung der Kontaktflächen führen“, so der Autoklub. „Erst mit dem Abziehen des Ladesteckers wird das Laden gestoppt.“

Ob der Ladevorgang beim Abziehen des Kabels noch regulär gestoppt wird, gibt der ADAC nicht genau an – da von „Knall, Funkenflug und Brandgeruch“ die Rede ist, scheint aber noch Strom geflossen zu sein. Eigentlich ist beim Typ-2-Stecker der Kommunikationspin (CP) etwas kürzer. Wenn sich das Kabel bewegt, verliert dieser Pin zuerst den Kontakt, die Kommunikation zwischen Säule und Auto fällt aus und der Ladevorgang wird in Folge dessen sofort beendet.

Journalist kann ADAC-Fehler nicht nachvollziehen

„Hersteller bzw. Importeur teilten auf Anfrage des ADAC mit, dass das Fahrzeug alle gültigen Normen einhalte und somit sicher sei“, heißt es in der Mitteilung. Aus Sicht des Autoclubs ist das nicht zulässig und stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Man habe das Kraftfahrtbundesamt über die Testergebnisse informiert. Der Klub rät Nutzerinnen und Nutzern, bis auf Weiteres darauf zu achten, dass der Ladevorgang beendet sei, bevor der Ladestecker gezogen wird.

Offen ist jedoch, ob weitere Faktoren wie die Wallbox oder Ladesäule eine Rolle spielen, ob das Ladekabel in dem oben beschriebenen Szenario abgezogen werden kann oder nicht. Bei Twitter hat sich der Technik-Journalist Dominik Lux gemeldet, der nach eigenen Angaben aktuell „genau das gleiche Auto (gleiches Kennzeichen) wie der ADAC“ hat. „Ich kann den Stecker nicht ziehen wenn das Auto abgeschlossen ist. Ist verriegelt. Und wenn ich es aufschließe, beendet er den Ladevorgang. Zumindest bei meiner Wallbox“, heißt es in dem Tweet.

Es geht dabei übrigens rein um das AC-Laden. „Beim DC-Schnellladen ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass die Ladung unterbrochen werden muss, bevor das Kabel abgezogen werden kann. Dies wird u.a. durch die Ladesäule abgeprüft. D.h. selbst wenn es am Fahrzeug einen Fehler geben würde und über das Fahrzeug das Laden nicht abgebrochen werden kann (z.B. aufgrund eines Kommunikationsfehlers mit der Ladesäule), bleibt der Ladestecker so lange verriegelt, bis an der DC-Ladesäule der Ladevorgang unterbrochen wird“, erklärt eine ADAC-Sprecherin auf Nachfrage.

Aber nicht nur bei Ora läuft es offenbar nicht ganz rund. Wie Ora gehört auch die Marke Wey zum chinesischen Autokonzern Great Wall, beide Marken werden in Europa bekanntlich über eine Kooperation mit der Emil-Frey-Gruppe vertrieben. Bei beiden Marken läuft der Deutschland-Start aber holprig: Der Ora Funky Cat kam von Januar bis Mai auf 423 Neuzulassungen, der Wey Coffee 01 nur auf deren sieben. Hintergrund ist laut einem Artikel des „Manager Magazins“ vor allem ein interner Streit rund um den Wey-Vertrieb: Deutschland verläuft für beide Marke holprig. Das gilt laut „Manager Magazin“ besonders für Wey: Während die Emil-Frey-Gruppe Oras Funky Cat nach der Ankunft in Bremerhaven an rund 160 Händler verteilt, lässt sie die Wey-SUVs am Hafen stehen. Es sei immer noch unklar, „wie der Vertrieb bei Wey überhaupt funktionieren soll – und wer für Abholen und Verteilen zuständig ist“.
adac.de, twitter.com, manager-magazin.de (Vertriebs-Streit, Paywall)

2 Kommentare

zu „ADAC meldet angeblichen Sicherheitmangel beim Ora Funky Cat“
Wolfgang
14.07.2023 um 17:44
Ich bin ADAC Mitglied seit 1998. Bisher war der Service allesamt sehr gut. Der Service! Ich bekam auch jahrelang das Motormagazin. Da war ich durchweg unzufrieden, weil die Testartikel fast gleichlautend denen von AMS Magazin waren. Und das AMS hatte und hat immer einen großen Fuß in der deutschen Automobilindustrie. Objektivität geht anders. Deshalb lese und schaue ich meist Autotests nur in Ländern mit geringer bis keiner Autoindustrie. Sofern man mit den Untertiteln klar kommt.Zur Ladestation, bzw. Wallbox. Da hat der ADAC wohl eine wie in unserer Firma. Es fehlt ein vernünftiger Schutzschalter. Die sind zu träge und deshalb schalten die zu langsam. Da funkt es schon mal. Wie die die Zulassung bekommen haben? Hat überhaupt nichts mit dem Auto zu tun. Ich habe das gegen meinen NRGkick getestet. Der schaltet ultrakurz ab.
René Socher
17.07.2023 um 09:41
Die Ladesteckerverriegelung wird vom Fahrzeug an der Ladesteckdose angesteuert und geöffnet. Wenn der Lademanager des Fahrzeugs die Verriegelung löst, muss er vorher sichergestellt haben, dass kein Ladestrom mehr fließt. Sollte eine Abhängigkeit zu den verwendeten Wallboxen bestehen, wäre dies nur der bedenkliche Beweis dafür, dass die Ora Funky Cat nicht nach den geltenden Sicherheitsrichtlinien entwickelt wurde. Was macht das KBA eigentlich den ganzen Tag? Werden neue Fahrzeugmodelle ohne eine technische Prüfung auf die notwendigsten sicherheitsrelevanten Merkmale zugelassen?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch