Audi und SAIC wollen gemeinsam E-Autos entwickeln
SAIC hat sich nun erstmals zum Gerücht geäußert, wonach Audi mit SAIC über den Kauf einer E-Auto-Plattform von IM Motors verhandelt. Gegenüber dem chinesischen Medium „Jiemian“ erklärte SAIC, dass man sich mit Audi geeinigt habe, gemeinsam die Entwicklung von Elektroautos beschleunigen zu wollen.
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Auch Bloomberg berichtet über die Einigung. Gegenüber „China Daily“ präzisierte SAIC-Chefingenieur Zu Sijie, dass die Form der Zusammenarbeit noch nicht endgültig geklärt sei. Es seien sowohl eine Technologielizenzierung als auch eine gemeinsame Entwicklung möglich.
In der vorigen Woche waren erstmals Gerüchte aufgetaucht, wonach Audi für einige der kommenden Elektromodelle in China eine Plattform eines anderen Herstellers nutzen wolle – vor dem Hintergrund, dass sich die neue Konzern-Plattform SSP wahrscheinlich um einige Jahre verzögert. Zunächst war unklar, mit welchen Unternehmen Audi über die Plattform-Lizenz oder gar einen Kauf der Plattform verhandelt. Später wurde über einen Reuters-Bericht bekannt, dass es sich vermutlich um SAIC und die E-Plattform von IM Motors (einem Joint Venture mit Alibaba) handelt.
Nun heißt es in der kurzen Meldung des Portals „Jiemian“ dazu: „SAIC und Audi sind sich einig, dass die beiden Parteien die Entwicklung von Elektrofahrzeugen durch Zusammenarbeit beschleunigen werden. Beide Seiten waren sich einig, dass sich der chinesische Automobilmarkt in einem beispiellosen Wandel befindet, weshalb sie die strategische Zusammenarbeit weiter vertiefen werden.“ Sehr ähnlich äußerte sich SAIC auch gegenüber Bloomberg, in beiden Fällen wurden aber keine weiteren Details genannt.
Übrigens: Wie schon in der Vorwoche wollte Audi die Gespräche mit SAIC nicht bestätigen – obwohl SAIC dies bereits getan hat. Ein Audi-Vertreter erklärte gegenüber „China Daily“, dass sich die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen „auf die Produkte ihres Joint Ventures SAIC Audi“ beschränke, das derzeit Benzin- und Elektromodelle von Audi produziert und vertreibt.
Audi bietet in China derzeit die MEB-Modelle Q4 e-tron und den Q5 e-tron an. Letztgenannter hat nichts mit dem (in Mexiko gebauten) Verbrenner-Modell gemeinsam, sondern ist der Audi-Ableger des VW ID.6 X, einem E-SUV für den chinesischen Markt. Beide Modelle laufen gemeinsam in Anting vom Band. Audi unterhält auch mit FAW ein Joint Venture in China, das auf E-Autos fokussiert ist. In einem gemeinsamen Werk sollen ab 2024 Elektroautos auf Basis der PPE in China gebaut werden. Hier bringt aber Audi die gemeinsam mit Porsche entwickelte Elektro-Plattform ein. Wie genau die potenzielle Zusammenarbeit mit SAIC bzw. IM Motors aussehen könnte, ist nach wie vor unklar. „Es wird ein Prozess sein, in dem wir voneinander lernen, um Ergebnisse zu erzielen, von denen alle profitieren“, äußerte sich SAIC-Chefingenieur Zu diplomatisch.
IM Motors ist ein chinesisches Joint Venture von SAIC und Alibaba, wird aber von SAIC kontrolliert. Das Unternehmen hatte im März 2022 mit der Serienproduktion seines ersten Modells, der elektrischen Luxuslimousine IM L7, begonnen. Ende 2022 präsentierte IM Motors mit dem E-SUV LS7 sein zweites Serienmodell. Der L7 ist genau fünf Meter lang, verfügt über einen elektrischen Allradantrieb mit 400 kW Systemleistung und nutzt Batteriezellen von CATL, in früheren Berichten war von zwei Optionen mit 93 oder 115 kWh die Rede.
Update 24.07.2023: Nur kurz, nachdem SAIC die Einigung mit Audi bestätigt hat, gibt es weitere Details. So soll etwa die gemeinsame Produktion von E-Autos deutlich früher anlaufen als gedacht. Nach Angaben des „Handelsblatts“ sollen bereits im kommenden Jahr zwei E-Limousinen auf Basis der 800-Volt-Plattform von IM Motors in Shanghai produziert werden. Dabei soll es sich um Stromer der Baureihen A3 und A4 handeln. Des Weiteren wollen SAIC und Audi „eine neue gemeinsame technische Plattform für künftige Elektromodelle entwickeln, die ab 2027/28 auf den Markt kommen soll“.
Vorerst liege der Fokus auf den E-Mobilen der Mittelklasse, so das „Handelsblatt“. FAW, der zweite Audi-Partner in China, soll das bestehende Modellportfolio mit Verbrennungsmotoren fortführen und zusätzlich die Audi-Elektromodelle der Oberklasse fertigen. Audi lässt die Zusammenarbeit mit SAIC weiterhin unkommentiert, obwohl diese Konzernkreisen zufolge „weit fortgeschritten“ sein sollen.
Würde das so eintreffen, dass Audi die Mittelklasse-Stromer gemeinsam mit SAIC und die Verbrenner sowie Oberklasse-Stromer mit FAW fertigt, wäre eine Abkehr von dem bisherigen Schema. In diesem hatten beide Joint Ventures oft gleiche Modelle im Angebot, so wie es VW in China mit dem ID.4 X und ID.4 Crozz über die beiden Joint-Venture-Partner immer noch macht. Bei Audi soll diese Doppel-Produktion künftig entfallen, so der Bericht.
Die Software soll aber weiterhin von Audi selbst kommen. „Anders als die MEB-Technik des Mutterkonzerns lässt sich die chinesische Plattform mit jener Software ausrüsten, die Audi für die größeren Modelle seines Portfolios vorgesehen hat“, schreibt das „Handelsblatt“.
jiemian.com (auf Chinesisch), bnnbloomberg.ca, chinadaily.com.cn, handelsblatt.com (Update)
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