Mercedes überarbeitet wohl kommende E-Autos für chinesischen Markt

Mercedes-Benz bessert wegen seines schleppenden BEV-Absatzes in China offenbar nach. Laut einem Medienbericht passen die Stuttgarter eigentlich bereits fertig entwickelte Modelle für China nochmals an, um die Bedürfnisse der chinesischen Kunden besser abzudecken. Mercedes-Chef Ola Källenius bekräftigt zudem den China-Fokus seiner Strategie.

Wie die „Automobilwoche“ von einem „hochrangigen Mercedes-Manager“ erfahren haben will, werden die künftigen Modelle auf Basis der kommenden Elektro-Plattform MB.EA derzeit nochmals überarbeitet. Dabei soll es vor allem darum gehen, „die Bedürfnisse der chinesischen Kunden an das Platzangebot oder digitale Inhalte in Zukunft besser abzudecken“, wie es in dem Bericht heißt. Sprich: Wenn auch die Platzverhältnisse angepasst werden sollen, geht es nicht nur um neue Software, sondern auch die Hardware wird geändert.

Konzernchef Ola Källenius betonte gegenüber der „Automobilwoche“ im Interview den Fokus auf den chinesischen Markt: „Für unsere nächste Welle der Elektrooffensive, die ab 2025 mit den neuen E-Architekturen beginnt, steht China absolut im Zentrum. Wir müssen dabei den elektrischen Antrieb ebenso perfekt beherrschen wie die Digitalisierung. Das erwarten unsere Kunden.“

Beim Elektro-Absatz in China besteht Aufholbedarf. Weltweit lag im ersten Halbjahr der BEV-Anteil bei rund zehn Prozent, in China laut der „Automobilwoche“ „deutlich darunter“. In der Mitteilung zu dem Halbjahres-Absatz hatte Mercedes den BEV-Anteil in China gar nicht erwähnt, sondern das Wachstum in China auf 486.900 Einheiten (+7%) unter anderem mit den Zuwächsen bei der E-Klasse (+43%) und dem GLB (+77%) begründet – beides sind Verbrenner-Modelle.

Obwohl Mercedes selbst beim EQE und EQS die Preise in China Ende 2022 massiv gesenkt hatte, will sich Källenius nicht an weiteren Rabattschlachten beteiligen. „Man kann sich immer Marktanteil erkaufen, aber im Sinne eines profitablen Wachstums ist hier strategische Geduld notwendig“, wird der Mercedes-Chef zitiert. „Das meiste Wachstum bei Elektroautos ist in China im Einstiegs- und im Volumensegment zu beobachten. Da floss auch die meiste Förderung.“

Doch auch im Premiumsegment wächst die Konkurrenz durch chinesische Hersteller, BYD bietet den Han EV an, Nio den ET7 und auch der chinesische Autobauer Human Horizons strebt mit seinen Modellen HiPhi X und Z in die Oberklasse, um nur einige Beispiele zu nennen. „Die Wettbewerbssituation und Innovationskraft in China muss man ernst nehmen. Gleichzeitig sind wir selbstbewusst und lassen uns nicht verrückt machen“, so Källenius. Ich verspreche Ihnen: Es werden weitere Modelle von Mercedes kommen, an denen man nicht vorbeikommt. Wir wollen selbstverständlich auch in Zukunft die technologische Spitze verteidigen und ausbauen.“

Übrigens: Auf ein konkretes Produktionsende für das letzte Verbrenner-Modell, die in diesem Jahr vorgestellte, neue E-Klasse-Generation, wollte sich der Mercedes-Chef nicht festlegen: „Wichtig ist für uns strategische Klarheit. Das fängt an bei unserer Ambition 2039 für bilanziell CO2-neutrale Neuwagen über die gesamte Lieferkette. Wir wollen bis Ende dieser Dekade alle Segmente vollelektrisch abdecken, weshalb wir Investitionen ab 2025 auf neue E-Architekturen fokussieren. Dennoch haben wir die taktische Flexibilität, wenn es länger dauern sollte. Unsere Werke sind rund um den Globus so ausgelegt, dass sie alle Antriebsarten fertigen können.“
automobilwoche.de

3 Kommentare

zu „Mercedes überarbeitet wohl kommende E-Autos für chinesischen Markt“
Markus
24.07.2023 um 11:49
So lange die Autos dann in Deutschland nicht auch bei jedem Käse bimmeln und dingeln wie es in China beliebt ist...
Christian
24.07.2023 um 15:51
Ist es Raketenwissenschaft ein Elektroauto für China zu bauen? Man, man, man...
Gerd Karlsru
25.07.2023 um 07:17
Von „Raketenwissenschaft“ ist ja im Beitrag begrifflich auch nicht die Rede. Hoher Aufwand ist es durchaus, zumal Hardware und Software involviert sind. Also beträchtlicher Einfluss auf Entwicklung und auf Produktion. Manches, was die Chinesen im Auto an „Showeffekten“ erwarten, würde in anderen Teilen der Welt die Käuferschar in den Wahnsinn treiben. Andere Länder, andere Sitten.

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