China: VW geht enge Partnerschaft mit Xpeng ein

Die Marke Volkswagen hat für China eine technologische Rahmenvereinbarung über eine langfristige Zusammenarbeit mit Xpeng geschlossen. Zudem beteiligen sich die Wolfsburger an dem chinesischen E-Auto-Startup. Auch der Audi-Deal mit SAIC wird nun vom Konzern bestätigt. (Update am Artikelende)

Zunächst zur überraschenden Kooperation von VW und Xpeng: Mit der Zusammenarbeit will das Unternehmen seine lokale Elektrifizierungs-Strategie weiter vorantreiben. Und vor allem soll das Entwicklungstempo erhöht werden: „Ziel ist es, neue Kunden- und Marktsegmente schnell zu erschließen und damit das Potenzial des dynamisch wachsenden Elektro-Marktes in China konsequent zu nutzen“, so Volkswagen.

Konkret sollen im Jahr 2026 zwei elektrische Mittelklasse-Modelle von VW auf den Markt kommen, die im Rahmen jener Vereinbarung gemeinsam mit Xpeng entwickelt werden sollen. Diese beiden Modelle, die noch nicht näher beschrieben werden, sollen als China-spezifische Fahrzeuge das MEB-Produktportfolio ergänzen. Die Vereinbarung umfasst auch eine „geplante, zukünftige gemeinsame Entwicklung neuer lokaler Plattformen für die nächste Generation von intelligenten, vollvernetzten Elektro-Fahrzeugen“. Details sind hier aber noch Gegenstand weiterer Verhandlungen.

Von VW-Seite aus wird die Zusammenarbeit über die Volkswagen Group China Technology Company (VCTC) laufen – bei der Vorstellung dieses eMobility-Entwicklungszentrums im April wurde noch der Projektname „100%TechCo“ genannt. Dort sollen künftig mehr als 2.000 Entwicklungs- und Beschaffungsexperten an der Entwicklung neuer intelligenter, vollvernetzter Elektro-Fahrzeuge arbeiten, so VW.

VW steigt mit fast fünf Prozent bei Xpeng ein

Um zu verdeutlichen, dass die Kooperation über die beiden Mittelklasse-Modelle langfristig angelegt ist, investiert der VW-Konzern nach eigenen Angaben rund 700 Millionen Dollar (derzeit 632 Millionen Euro) in Xpeng. Das Investment soll laut der Mitteilung im Rahmen einer Kapitalerhöhung erfolgen, bei der VW 4,99 Prozent an Xpeng erwerben will. Zudem erhalten wie Wolfsburger einen Sitz als Beobachter (Observer) im Board of Directors von Xpeng – Stimmrechte gibt es aber wohl nicht. Die Neuausgabe von Aktien unterliegt den üblichen Abschlussbedingungen, einschließlich der Genehmigung durch die zuständigen Behörden.

Xpeng hat sich unter anderem durch sein hohes Entwicklungstempo und seine schnell wachsende Modellpalette einen Namen gemacht. Zudem haben Modelle wie die E-Limousinen P7 und P5 Tester mit ihren umfangreichen Connectivity-Funktionen überzeugt. Auf dem chinesischen Markt klappt das allerdings nur bedingt: 2022 hat das Unternehmen noch etwas mehr als 120.000 E-Autos ausgeliefert, im laufenden Jahr kam Xpeng bisher nicht mehr über 10.000 Einheiten pro Monat. Seine geplante Europa-Expansion hatte Xpeng im Juni 2022 zwischenzeitlich gestoppt, aber neue Pläne Anfang diesen Jahres angekündigt.

In der Mitteilung äußert sich der Konzern auch erstmals zu dem Deal zwischen Audi und SAIC, zu dem es zunächst Gerüchte gab, bevor eine Einigung aus China bestätigt wurde. „Audi hat mit seinem chinesischen Joint Venture-Partner SAIC in einem strategischen Memorandum vereinbart, die bestehende Kooperation weiter auszubauen. Durch gemeinsame Entwicklungsarbeit soll das Angebot von intelligenten, vollvernetzten Elektro-Fahrzeugen im Premium-Segment schnell und effizient erweitert werden. Geplant ist, zunächst mit Elektro-Modellen in einem Segment zu starten, in dem Audi in China bisher noch nicht vertreten ist“, heißt es wörtlich.

Plattform-Übernahme durch Audi wird nicht bestätigt

Das würde zu den bisherigen Informationen passen, wonach sich Audi und SAIC auf elektrische Mittelklasse-Modelle konzentrieren wollen. Die Ingolstädter bauen bereits ein E-Auto-Werk gemeinsam mit FAW, wo ab Ende 2024 PPE-Stromer gebaut werden sollen – bisher angekündigt hat Audi auf dieser Plattform den Q6 e-tron und A6 e-tron. „Die gemeinschaftlich entwickelten E-Modelle sollen mit modernster Software und Hardware ausgestattet sein, um den chinesischen Kunden ein intuitives, vernetztes und digitales Erlebnis zu bieten. In die Entwicklung bringen alle Seiten ihre jeweiligen Kernkompetenzen mit ein“, so VW weiter.

Konkreter wird der Konzern an dieser Stelle aber nicht, es bleibt also bei den eher vagen Aussagen zu dem Segment und den genauen Umfängen der Zusammenarbeit. Es ist von „gemeinsamer Entwicklungsarbeit“ die Rede, aber nicht ausdrücklich vom Kauf oder der Lizenz-Nutzung einer ganzen E-Plattform, wie es in den Gerüchten hieß. Da das Elektro-Angebot von Audi aber „schnell und effizient erweitert“ werden soll, konnte genau das eine Anspielung auf die Übernahme einer fertig entwickelten Plattform sein. Wie auch bei VW und Xpeng wird auch bei Audi und SAIC noch über eine Zusammenarbeit bei zukünftigen E-Plattformen verhandelt.

„Lokale Partnerschaften sind ein wesentlicher Baustein der ‚in China für China‘-Strategie des Volkswagen-Konzerns. Damit beschleunigen wir jetzt den Ausbau unseres lokalen Elektro-Portfolios und bereiten uns gleichzeitig auf den nächsten großen Innovationssprung vor“, sagt Ralf Brandstätter, der für China zuständige VW-Vorstand. „Mit Xpeng haben wir nun einen weiteren starken Partner, der in wichtigen Technologiebereichen zu den führenden Herstellern in China gehört. In einem wettbewerbsintensiven und dynamischen Marktumfeld bauen wir auf die jeweiligen Kernkompetenzen der Partner. Wir schaffen so Synergien, um zusätzliche Produkte schneller auf den Markt zu bringen. Dabei orientieren wir uns an den spezifischen Wünschen der chinesischen Kunden. Gleichzeitig wollen wir die Kosten in Entwicklung und Beschaffung weiter optimieren.“

„Der Volkswagen Konzern und Xpeng bringen jeweils ihre Stärken in diese langfristige strategische Partnerschaft ein. Insbesondere bei Smart-EV-Technologien sowie Design- und Entwicklungsfähigkeiten können wir voneinander lernen“, sagt He Xiaopeng, Chairman und CEO von Xpeng. „Seit der Gründung von Xpeng haben wir umfassende Technologien von der EV-Plattform bis hin zu Konnektivität und ADAS-Software Inhouse entwickelt. Wir freuen uns über die Möglichkeit, unser Know-how in die strategische Partnerschaft mit einzubringen.“

Stefan Mecha, CEO der Marke VW in der Region China, gibt an, dass VW weiter konsequent auf die „leistungsfähigen MEB- und SSP-Architekturen“ setze. „Mit dem starken Wachstum des Elektro-Segments ergeben sich jetzt weitere Marktchancen, die wir nutzen wollen. Dabei setzen wir auch auf gemeinsame Entwicklungsprojekte mit starken lokalen Partnern, um unser Produktportfolio schnell zu erweitern“, so Mecha.

Update 07.12.2023: Die im Juli angekündigte finanzielle Beteiligung von Volkswagen am chinesischen Elektroauto-Hersteller Xpeng ist jetzt abgeschlossen. Volkswagen hat für rund 705,6 Millionen US-Dollar 4,99 Prozent der Anteile an Xpeng erworben und erhält einen Sitz als nicht stimmberechtigter Beobachter im Board des chinesischen Unternehmens. Alle weiteren Details zum Closing des Deals und den aktuellen Zwischenstand bei der Entwicklung der gemeinsamen Modelle haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

volkswagen-newsroom.com

8 Kommentare

zu „China: VW geht enge Partnerschaft mit Xpeng ein“
Phil
26.07.2023 um 15:59
Macht nur noch mehr gemeinsache Sachen mit China. Ihr werdet es eines Tages bereuen. Ich kann nicht verstehen, warum die tolle deutsche Wirtschaft immer wieder versucht mit China gemeinsame Sachen zu machen.
ganzjahresreichweite
27.07.2023 um 10:21
Ich versuche mal einen anderen Sichtwinkel auf solche Kooperationen: Jahrelang hat CN das Know How aus D kopiert und D hat trotzdem Rekordgewinne eingefahren. Die Entwicklung von Akkus und deren Fertigung wurde vom chinesischen Steuerzahler quersubventioniert. Und das war richtig teuer. Jetzt kopieren wir die Ergebnisse und machen ein paar Verbesserungen. Das ist viel günstiger, als eine komplettte Neuentwicklung. Und die wichtigen Akkupatente dürften auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben und nur ein mittelfristiges Hindernis mehr.
Spock
27.07.2023 um 07:12
Vermutlich weil die "tolle deutsche Wirtschaft" nicht mehr so toll ist. Sie haben es verschlafen und versuchen nun zu retten was noch noch zu retten ist. In Deutschland nach Unterstützung rufen und dann teilweise abwandern. Die Kunden und Mitarbeiter in DE sind VW (und auch den anderen deutschen Herstellern) doch völlig egal.
Paul
27.07.2023 um 03:54
Weil es sinnvoll ist und Du von der (rassistischen) Anti China Propanda in Deutschland gehirngewaschen wurdest.Aber das verstehst Du nichr, weshalb Du meine Aussage ablehnen wirst.Komm mich mal in China besuchen zu zeig mir diese böse böse China. Wenn Du das schaffst dann zahle ich Dir den ganzen Trop!Grüße aus Shenzhen (hat 20 Millionen Einwohner, kennst Du aber nicht, Du China Versteher!)
Bruno
26.07.2023 um 21:39
Das macht schon Sinn. In China ist Elekto trumpf und da hat VW einfach zu lange gezögert. Jetzt hinkt man den Chinesen hinterher und wenn dieser Markt wegbricht hat VW verloren. Auch in Europa.
Frank
26.07.2023 um 23:45
Oh je Xpeng, das verheißt nichts Gutes. Das geht aus wie bei Suzuki. VW wird diese Erfolgsgeschichte und die Produktionszahlen von dem kreativen kleinen Unternehmen für sich vereinnahmen, eben wie bei SUzuki. Und im besten Fall kommt Xpeng mit herben Verlusten nach langen Gerichtsverfahren dort wieder raus oder aber in der Versenkung verschwinden. Schade!
roland
27.07.2023 um 07:24
die deutschen autohersteller verkaufen ihr wissen nach china. autoland deutschland existiert bald nicht mehr ...
Manfred Stummer
27.07.2023 um 09:25
Eben nicht, sie kaufen Wissen in China ein! Währenddessen pochen wir in Europa weiterhin auf Technologieoffenheit. Ob das gut geht?

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