Hängepartie bei Britishvolt-Rettung

Die Rettung des britischen Batterie-Startups Britishvolt und dessen geplanter Zellfabrik in der nordenglischen Grafschaft Northumberland ist offenbar noch nicht durch. Die im Februar 2023 verkündete Übernahme von Britishvolt durch das US-australische Unternehmen Recharge Industries wird wohl zur Hängepartie.

Wie die BBC unter Berufung auf Unterlagen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY berichtet, hat Recharge Industries die bereits am 5. April 2023 fällige letzte Rate der Gesamtzahlung von 8,57 Millionen Pfund (umgerechnet 9,94 Millionen Euro) bisher nicht geleistet, was nun Zweifel am gesamten Deal aufkommen lasse. „Wie in den Vorschlägen erwähnt, kaufte der Käufer das Geschäft und die Vermögenswerte des Unternehmens für 8,57 Millionen Pfund“, zitiert die BBC aus dem EY-Bericht. „Dieser Betrag war in mehreren Raten zu zahlen. Die letzte Rate bleibt unbezahlt und überfällig. Infolgedessen ist der Käufer mit der Einhaltung des Geschäftskaufvertrags in Verzug.“

Recharge Industries bestritt zunächst, im Verzug zu sein. Gegenüber der BBC erklärte eine Sprecherin des Unternehmens nun aber, der Zeitpunkt der Zahlung der letzten Rate hänge von einer „Finanzierungsfazilität ab, die bei Abschluss auch die Kosten für den Grundstückserwerb decken wird“ und zusätzliches Geld für das Projekt bereitstellen werde. Man werde den Deal voraussichtlich im August abschließen.

Aber Zweifel bleiben. Auch, weil die australischen Büros der US-Investorengruppe Scale Facilitation, in deren Besitz sich Recharge Industries befindet, laut BBC im Juni wegen mutmaßlichen Steuerbetrugs durchsucht wurden. Quellen aus dem Umfeld des Eigentümers David Collard erklärten damals, die Razzia sei auf ein Missverständnis zwischen US-amerikanischen und australischen Steuererklärungen zurückzuführen und alle Parteien hätten kooperiert.

Die BBC sieht in ihrem Artikel bei Recharge Industries übrigens Ähnlichkeiten mit Britishvolt selbst: Das australische Unternehmen, das letztendlich dem in New York ansässigen Investmentfonds gehört, sei „ein Start-up mit wenig Erfahrung in der Batterieherstellung“. Bereits rund um die Übernahme im Februar hatte die BBC berichtet, dass die neuen Eigentümer den Markennamen Britishvolt behalten, aber den Plan für die Fabrik ändern wollen: Statt Batteriezellen für große Autohersteller zu produzieren, beabsichtige das Unternehmen, sich zunächst auf Akkus zur stationären Energiespeicherung zu konzentrieren, heißt es in dem Beitrag. Anschließend sollen vor Ort Batterien für Hochleistungssportwagen produziert werden.

Aus dem EY-Bericht geht laut der BBC auch hervor, dass Britishvolt seinen Gläubigern zwischen 130 und 160 Millionen Pfund (150 bis 185 Millionen Euro) schuldet. Der größte Posten in Höhe von 26,6 Millionen Pfund entfällt demnach auf DC Energy, das Produktionsausrüstung liefern sollte. Der britischen Regierung schuldet Britishvolt rund drei Millionen Pfund, hauptsächlich in Form von Einkommensteuer und Mehrwertsteuer. Den früheren Angestellten stehen demnach in Summe 280.000 Pfund zu.
bbc.com

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