O-Busse in San Francisco: Mehr Power ohne Oberleitung dank Technik aus Düsseldorf
Die kalifornische Metropole San Francisco sieht sich selbst als führend bei der nachhaltigen Verkehrswende an. Daher verkehren in der Stadt seit einigen Jahren Oberleitungsbusse, die dank deutscher Technik kurze Strecken auch ohne Stromnetz fahren können. Nun gibt es für diese Busse ein großes technisches Upgrade.
Hinter dieser speziellen Technologie steckt das Unternehmen Kiepe Electric aus Düsseldorf. Kiepe hat das sogenannte „In-Motion-Charging“ (IMC) entwickelt. Im Gegensatz zu herkömmlichen elektrischen Oberleitungs- oder Trolleybussen sind die IMC-Busse nicht komplett auf Oberleitungen für ihre gesamte Route angewiesen. Ausgestattet mit kleinen Batterien können sie bis zu 20 Kilometer zwischen den Verbindungen der Oberleitungen fahren. Die Batteriepacks der IMC-Busse sind kleiner und leichter als die in rein Batterie-elektrischen Bussen, wodurch zusätzlicher Platz für Passagiere entsteht. Auch in Europa sind zahlreiche Elektrobusse mit der IMC-Technologie von Kiepe Electric unterwegs, etwa einige Solaris-Busse in Modena und Mailand, auch in Bussen des belgischen Herstellers Van Hool für Pescara ist die IMC-Technologie an Bord.
Und auch am Pazifik sind solche Busse unterwegs: Zwischen 2014 und 2019 kam in San Francisco eine ganze Flotte an Oberleitungsbussen auf die Straße. Die Fahrzeuge stammen von New Flyer (konkret die Modelle XT60 und XT40), die Komponenten für das IMC-System lieferte Kiepe Electric, eine Tochter von Knorr-Bremse. Doch mit 26 kWh war die Batterie dieser Busse nicht sonderlich groß. Weite Strecken außerhalb des bestehenden Oberleitungsnetzes waren so nicht möglich, weshalb die O-Busse auf einige Buslinien beschränkt waren.
Die Oberleitungsbusse haben in San Francisco eine lange Historie: Das erste Netz ging bereits 1935 in Betrieb. Heute bedient das Verkehrsunternehmen San Francisco Municipal Railway, kurz Muni, das zweitgrößte Oberleitungsnetz für Busse in der westlichen Welt. Nur das Netz zwischen Athen und Piräus ist größer. Auf 14 Linien sind rund 280 Fahrzeuge unterwegs, davon nutzen alle die E-Ausrüstung von Kiepe. Die erste Charge über 60 Einheiten des Gelenkbusses XT60 wurde 2015/2016 gebaut, 2017 bis 2018 folgten 33 weitere. Und zwischen 2017 und 2019 kamen insgesamt 185 Exemplare des Solobusses XT40 hinzu – macht 278 Busse mit IMC-Technologie.
Inzwischen haben Kiepe Electric und New Flyer gemeinsam ein Upgrade-Paket entwickelt. Das 26-kWh-Paket mit Lithium-Ionen-Zellen wird dabei ersetzt, stattdessen kommt ein fast drei Mal so starkes System zum Einsatz: Das neue Batteriepack bietet laut Kiepe Electric rund 72 kWh Energiegehalt. „Diese erhebliche Kapazitätssteigerung ermöglicht es den Bussen, über viel längere Strecken zu fahren“, so die Düsseldorfer. Genau beziffert wird die E-Reichweite aber nicht.
Eine weitere Umbau-Maßnahme: Auch das an Bord befindliche Batterieladegerät wird getauscht. Die neue, weiterentwickelte Einheit sei ebenfalls drei Mal leistungsfähiger und gewährleiste „eine optimale Nutzung der IMC-Technologie“.
Die Entscheidung, bei den vorhandenen Oberleitungsbussen die Batterie und das Ladegerät aufzurüsten, wurde von der Verkehrsbehörde von San Francisco (SFMTA) auch vor dem Hintergrund einiger aktueller Studien getroffen, so Kiepe Electric. Diese Studien hätten „klar gezeigt, dass die Nutzung der bestehenden Oberleitungsinfrastruktur eine kosteneffektive und ressourcenschonende Lösung im Vergleich zu modernen Batteriebussen ist“. Und so könnte die SFMTA die Dekarbonisierung der eigenen Bussflotte beschleunigen und es stelle auch „eine verantwortungsbewusste Wahl für Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sowie Fahrgäste dar“. Denn warum die vorhandenen Oberleitungen nicht weiter nutzen, anstatt in Ladeparks für die E-Busse zu investieren?
Kiepe Electric gibt sich überzeugt, dass die höhere Batterie-Reichweite dank der neuen Speicher und Ladegeräte „neue Möglichkeiten eröffnet“, um den Einsatz der Fahrzeuge auf weitere Routen zu erweitern, die mit den alten Batterien eben nicht machbar waren. Die SFMTA erkenne an, dass die Aufrechterhaltung und Erweiterung der Oberleitungsbusflotte mit IMC-Technologie der effizienteste und schnellste Weg zur Dekarbonisierung des Verkehrssystems sei.
Quelle: Info per E-Mail
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