CAM: Elektroauto-Bestand liegt bei 1,17 Millionen Fahrzeugen

Bild: Daniel Bönnighausen

Der Elektro-Pkw-Bestand in Deutschland ist laut einer Analyse des Center of Automotive Management (CAM) innerhalb eines Jahres um 54,7 Prozent gestiegen. So waren zum 1. Juli 2023 auf deutschen Straßen 1.170.632 E-Pkw zugelassen. Bei den Herstellern liegt aber nicht Tesla vorne.

Der BEV-Anteil am Gesamtbestand stieg laut dem „Electromobility Report 2023“ gegenüber dem 1. Juli 2022 von 1,6 auf 2,4 Prozent. Der Gesamtbestand von Pkw aller Antriebsarten ist im gleichen Zeitraum um 0,7 Prozent auf jetzt erstmals über 49 Millionen Einheiten gestiegen (49.038.145 Pkw).

Das KBA gibt seine Zahlen zum Fahrzeugbestand in der Regel zum Stichtag des 1. Januars eines Jahres heraus, es folgen vierteljährliche Updates. Zwar kann anhand der seit Jahresbeginn erfolgten Neuzulassungen bei den E-Autos grob das Wachstum des Bestands projiziert werden, allerdings werden dabei Fahrzeug-Abmeldungen (sei es wegen eines Verkaufs oder Unfalls mit Totalschaden) nicht berücksichtigt.

Bei den Statistiken zu den BEV-Neuzulassungen liegt oft Tesla mit dem Model Y vorne. In großen Stückzahlen wird das E-SUV in Deutschland aber noch nicht so lange zugelassen, zudem hat Tesla insgesamt derzeit nur zwei Modelle, die in größeren Volumina verkauft werden. Daher wird die Top Ten des E-Auto-Bestands in Deutschland von der Marke VW mit über 207.000 Pkw angeführt, vor Tesla mit rund 146.000 und Renault mit 113.000 Fahrzeugen.

Allerdings ist die Wachstumsdynamik hoch und unter den Top-Drei-Herstellern auch sehr unterschiedlich: Zwischen dem 1. Juli 2022 und 2023 legte laut der CAM-Auswertung der BEV-Bestand bei VW um 45,5 Prozent zu (und damit geringer als im Gesamtmarkt mit 54,7 Prozent). Tesla konnte hingegen mit dem erwähnten Model-Y-Boom seinen Bestand um 90 Prozent erhöhen. Bei dem einstigen Elektro-Vorreiter Renault macht sich aber die aktuelle Modell-Flaute bemerkbar: Die Franzosen konnten lediglich um 15,5 Prozent zulegen.

Noch stärker als Tesla konnte laut der Studie Mercedes zulegen, die Stuttgarter konnten ihren E-Bestand in Deutschland um 108,8 Prozent steigern. Bei den absoluten Zahlen gehört Mercedes aber nur zum Mittelfeld, das gemäß der CAM-Auswertung aus den Marken Hyundai, Smart, BMW, Opel, Audi sowie Mercedes und Fiat besteht. Mit einem BEV-Bestand zwischen 46.000 und 80.000 E-Autos liegen diese Hersteller deutlich hinter dem Führungstrio mit sechsstelligem Bestand.

Als stärkste chinesische Marke springt MG mit fast 17.000 BEV-Zulassungen (+404 Prozent) auf Rang 18 vor Polestar (+133 Prozent) auf Rang 19. Die SAIC-Marke MG Motor setzt anders als BYD oder Nio auf niedrigere Preise im Volumensegment und konnte so offenkundig gewisse Markterfolge erzielen. Volvo kann auf Rang 22 seine BEV-Zulassungen auf rund 9.500 Pkw ebenfalls fast vervierfachen. Bei den weiteren chinesischen Marken BYD (1.448), Nio (844) und Great Wall Motor (640) ist der BEV-Bestand in Deutschland noch sehr gering. Bei BYD dürfte jedoch auch der Großauftrag von Sixt in den Bestandszahlen durchschlagen: Viele der in Deutschland zugelassenen Atto 3 sind in der Flotte des Autovermieters zu finden.

Beim Blick auf die Modelle wird die starke Position von Renault aus den vergangenen Jahren deutlich, als die Franzosen mit dem Zoe lange Zeit keine Konkurrenz bei BEV-Kleinwagen hatten. Der Zoe ist mit 84.000 Einheiten nach wie vor das zulassungsstärkste BEV-Modell in Deutschland, gefolgt von 76.000 Tesla Model 3. Der seit 2019 gebaute VW ID.3 kommt laut CAM auf 69.000 Einheiten im deutschen Bestand. Ein starkes Wachstum erzielt das Tesla Model Y mit fast 58.000 Pkw-Zulassungen auf Rang 4 sowie die VW-Modelle ID.4/ID.5 mit einem derzeitigen Bestand von 53.000. Auf den Plätzen 5 und 6 liegen die inzwischen eingestellten VW e-Up und der Smart Fortwo mit E-Antrieb.

Mit dem Model Y und dem VW ID.4/ID.5 hat auch das Segment der SUV allgemein zugelegt: Am 1. Juli 2023 waren 35,2 Prozent aller deutschen E-Autos ein SUV, 2022 waren es 25,8 Prozent. Der BEV-Bestand der Kompaktklasse liegt bei 13,6 Prozent, während 19,1 bzw. 18,1 Prozent auf Kleinwagen bzw. Minis entfallen. Die Mittelklasse kommt auf 8,5 Prozent, die Obere Mittelkasse auf 0,5 Prozent und die Oberklasse auf 2,4 Prozent bei den Elektrofahrzeugen – 2,6 Prozent fallen unter „Sonstige“.

Zum Vergleich: Am Stichtag 1. Juli 2022 lag ebenfalls der Renault Zoe vorne, konkret mit 83.813 Einheiten. Das Model 3 lag mit rund 55.500 Fahrzeugen auf Platz 2, der ID.3 noch auf Platz 5. Das Model Y und der ID.4/ID.5 waren noch gar nicht in den Top Ten vertreten, dafür waren 2022 noch der VW e-Golf und Opel Corsa-e unter den zehn beliebtesten Modellen.

Die Hochrechnung des CAM ergibt übrigens, dass das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030 nicht erreichbar ist – das CAM geht eher von sieben bis acht Millionen BEV im Zieljahr aus. „Es zeigt sich, dass Deutschland mit den derzeitigen Programmen und Förderkulissen das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bei weitem verfehlen wird. Es ist ein Realitätscheck notwendig, der vor dem Hintergrund des Status quo die politischen Ziele des Markthochlaufs mit den dafür erforderlichen Maßnahmenprogrammen in Einklang bringt“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel. „Selbst für das klimapolitisch wichtige Ziel von mehr als 10 Millionen Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 in Deutschland sind herkulesische Anstrengungen notwendig. Dafür braucht es statt der Kakophonie eine konzertierte Aktion der relevanten Akteure wie Automobilherstellern, Ladeinfrastruktur- und Energiedienstleistern sowie der Politik.“
Quelle: Info per E-Mail, pressebox.de

12 Kommentare

zu „CAM: Elektroauto-Bestand liegt bei 1,17 Millionen Fahrzeugen“
Stefan
24.08.2023 um 07:37
Liebes electrive.net Team, den Fokus aller E-Autos auf und um die Marke Tesla zu legen mit unterbewusst gestreuten Argumenten, dass Tesla nicht den Markt anführen würde, spricht nicht gerade für Qualitätsjournalismus. Um Elon Musk zu zitieren, „sollten wir alle froh um jedes E-Fahrzeug sein, welches die Straßen befährt“. Tesla verkauft nur zwei Modelle und beweist immer wieder wie aus wenig sehr viel gemacht werden kann. Dass die Marke auch nur mit Wasser kocht, wissen mittlerweile alle Leser, da wirklich keine Gelegenheit ausgelassen wird um jeden kleinsten Fehler Marke zu beleuchten. In diesem Sinne einen schönen Tag Stefan
Teslajoe
24.08.2023 um 13:01
Sehr gut Kann ich nur zustimmen. Der Rest kommt von alleine. Jetzt kommt erst mal der Cybertruck ( Wichtig für Nordamerika ) Und dann das " Model 2 " oder wie es dann immer auch heisst. ( wichtig für den weltweiten Markt). Dazwischen kommt vielleicht noch der Roadster 2.0 für alle die gerne etwas präsentieren das angeblich besser ist als der Plaid. ( meistens 10 x so teuer ) Schön sind doch die reinen E Autoanteile im Juli in Deutschland von 20 %...es geht in die richtige Richtung.
Armageddon
27.08.2023 um 15:15
das Model 2 wird wohl nicht der Renner werden weil die Chinesen auf dem Gebiet schon erheblich mehr Fahrzeuge auf den Markt haben und die kosten in China keine 10000+ Euro und ja angekündigt waren sogar einige hier aber gekommen ist da nicht wirklich was
Sebastian Schaal
24.08.2023 um 09:45
Hallo Stefan,uns geht es nicht darum, "unterbewusst" Argumente zu streuen. Um die Zahlen zum Bestand einzuordnen, haben wir in dem Text lediglich darauf hingewiesen, dass das Model Y erst seit kurzem in Deutschland auf die enorm hohen Zulassungszahlen kommt und daher im Bestand noch nicht vorne liegt. Die Wachstumsdynamik gerade beim Model Y ist enorm hoch und in nicht allzu langer Zeit dürfte Tesla (und das Model Y im Speziellen) auch bei den Statistiken zum Bestand vorne liegen. Andersherum bei Renault: Dort waren die Verkaufszahlen vor einigen Jahren sehr gut, weshalb man im Bestand immer noch gut da steht. Bei den Neuzulassungen sieht es für Renault hingegen derzeit deutlich schlechter aus.Viele Grüße Sebastian Schaal
Michael Buckentin
24.08.2023 um 08:44
Das Ziel der Bundesregierung von 15Mio E-Autos beinhaltet auch die PHEV. Die werden hier in der Summe der Bestandsfahrzeuge vergessen.
P.Albert
24.08.2023 um 14:32
So wie die PHEVs in der Mehrzahl eingesetzt werden, braucht die Umwelt dieser Wagentyp nicht, diese Autos hätten nie Förderung oder E-Kennzeichen bekommen dürfen. Deswegen wäre es ehrlicher, PHEVs gar nicht als E-Autos zu listen.
Dirk
24.08.2023 um 08:56
"Der Elektro-Pkw-Bestand" Unklare Formulierung: sind da nur BEV gemeint oder auch die Hybrid-Fakes?Knapp drunter wird dann wieder explizit von BEV geschrieben.
Sebastian Schaal
24.08.2023 um 09:38
Hallo Dirk,in dem gesamten Text handelt es sich rein um BEV.Viele Grüße Sebastian Schaal
Patrick S.
24.08.2023 um 09:44
Spannend in diesem Zusammenhang wäre es auch die Export Zahlen oder Daten zur Verschrottung zu sehen. Wo sind eigentlich all die VW UP hin?
Armageddon
27.08.2023 um 15:17
na die werden gefahren warum sollte man was gutes verkaufen , ist ja nicht jeder so drauf mit jedes Jahr ein neuen
Teslajoe
24.08.2023 um 13:03
PHEV sind unwichtig egal was irgendeine Regierung sagt oder will. Parteiübergreifend.
Markus
26.08.2023 um 17:22
Der Erfolg von MG hat mehrere Ursachen. Neben den Preisen sorgen vor allem auch viele „normale“ Händler mit Möglichkeiten der Probefahrt für viel höheren Bekanntheitsgrad als bei BYD und co. Bin gespannt wie sich die Zahlen entwickeln obwohl noch immer einige Softwareprobleme vorhanden sind.

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