CAM: Elektroauto-Bestand liegt bei 1,17 Millionen Fahrzeugen
Der Elektro-Pkw-Bestand in Deutschland ist laut einer Analyse des Center of Automotive Management (CAM) innerhalb eines Jahres um 54,7 Prozent gestiegen. So waren zum 1. Juli 2023 auf deutschen Straßen 1.170.632 E-Pkw zugelassen. Bei den Herstellern liegt aber nicht Tesla vorne.
Der BEV-Anteil am Gesamtbestand stieg laut dem „Electromobility Report 2023“ gegenüber dem 1. Juli 2022 von 1,6 auf 2,4 Prozent. Der Gesamtbestand von Pkw aller Antriebsarten ist im gleichen Zeitraum um 0,7 Prozent auf jetzt erstmals über 49 Millionen Einheiten gestiegen (49.038.145 Pkw).
Das KBA gibt seine Zahlen zum Fahrzeugbestand in der Regel zum Stichtag des 1. Januars eines Jahres heraus, es folgen vierteljährliche Updates. Zwar kann anhand der seit Jahresbeginn erfolgten Neuzulassungen bei den E-Autos grob das Wachstum des Bestands projiziert werden, allerdings werden dabei Fahrzeug-Abmeldungen (sei es wegen eines Verkaufs oder Unfalls mit Totalschaden) nicht berücksichtigt.
Bei den Statistiken zu den BEV-Neuzulassungen liegt oft Tesla mit dem Model Y vorne. In großen Stückzahlen wird das E-SUV in Deutschland aber noch nicht so lange zugelassen, zudem hat Tesla insgesamt derzeit nur zwei Modelle, die in größeren Volumina verkauft werden. Daher wird die Top Ten des E-Auto-Bestands in Deutschland von der Marke VW mit über 207.000 Pkw angeführt, vor Tesla mit rund 146.000 und Renault mit 113.000 Fahrzeugen.
Allerdings ist die Wachstumsdynamik hoch und unter den Top-Drei-Herstellern auch sehr unterschiedlich: Zwischen dem 1. Juli 2022 und 2023 legte laut der CAM-Auswertung der BEV-Bestand bei VW um 45,5 Prozent zu (und damit geringer als im Gesamtmarkt mit 54,7 Prozent). Tesla konnte hingegen mit dem erwähnten Model-Y-Boom seinen Bestand um 90 Prozent erhöhen. Bei dem einstigen Elektro-Vorreiter Renault macht sich aber die aktuelle Modell-Flaute bemerkbar: Die Franzosen konnten lediglich um 15,5 Prozent zulegen.
Noch stärker als Tesla konnte laut der Studie Mercedes zulegen, die Stuttgarter konnten ihren E-Bestand in Deutschland um 108,8 Prozent steigern. Bei den absoluten Zahlen gehört Mercedes aber nur zum Mittelfeld, das gemäß der CAM-Auswertung aus den Marken Hyundai, Smart, BMW, Opel, Audi sowie Mercedes und Fiat besteht. Mit einem BEV-Bestand zwischen 46.000 und 80.000 E-Autos liegen diese Hersteller deutlich hinter dem Führungstrio mit sechsstelligem Bestand.
Als stärkste chinesische Marke springt MG mit fast 17.000 BEV-Zulassungen (+404 Prozent) auf Rang 18 vor Polestar (+133 Prozent) auf Rang 19. Die SAIC-Marke MG Motor setzt anders als BYD oder Nio auf niedrigere Preise im Volumensegment und konnte so offenkundig gewisse Markterfolge erzielen. Volvo kann auf Rang 22 seine BEV-Zulassungen auf rund 9.500 Pkw ebenfalls fast vervierfachen. Bei den weiteren chinesischen Marken BYD (1.448), Nio (844) und Great Wall Motor (640) ist der BEV-Bestand in Deutschland noch sehr gering. Bei BYD dürfte jedoch auch der Großauftrag von Sixt in den Bestandszahlen durchschlagen: Viele der in Deutschland zugelassenen Atto 3 sind in der Flotte des Autovermieters zu finden.
Beim Blick auf die Modelle wird die starke Position von Renault aus den vergangenen Jahren deutlich, als die Franzosen mit dem Zoe lange Zeit keine Konkurrenz bei BEV-Kleinwagen hatten. Der Zoe ist mit 84.000 Einheiten nach wie vor das zulassungsstärkste BEV-Modell in Deutschland, gefolgt von 76.000 Tesla Model 3. Der seit 2019 gebaute VW ID.3 kommt laut CAM auf 69.000 Einheiten im deutschen Bestand. Ein starkes Wachstum erzielt das Tesla Model Y mit fast 58.000 Pkw-Zulassungen auf Rang 4 sowie die VW-Modelle ID.4/ID.5 mit einem derzeitigen Bestand von 53.000. Auf den Plätzen 5 und 6 liegen die inzwischen eingestellten VW e-Up und der Smart Fortwo mit E-Antrieb.
Mit dem Model Y und dem VW ID.4/ID.5 hat auch das Segment der SUV allgemein zugelegt: Am 1. Juli 2023 waren 35,2 Prozent aller deutschen E-Autos ein SUV, 2022 waren es 25,8 Prozent. Der BEV-Bestand der Kompaktklasse liegt bei 13,6 Prozent, während 19,1 bzw. 18,1 Prozent auf Kleinwagen bzw. Minis entfallen. Die Mittelklasse kommt auf 8,5 Prozent, die Obere Mittelkasse auf 0,5 Prozent und die Oberklasse auf 2,4 Prozent bei den Elektrofahrzeugen – 2,6 Prozent fallen unter „Sonstige“.
Zum Vergleich: Am Stichtag 1. Juli 2022 lag ebenfalls der Renault Zoe vorne, konkret mit 83.813 Einheiten. Das Model 3 lag mit rund 55.500 Fahrzeugen auf Platz 2, der ID.3 noch auf Platz 5. Das Model Y und der ID.4/ID.5 waren noch gar nicht in den Top Ten vertreten, dafür waren 2022 noch der VW e-Golf und Opel Corsa-e unter den zehn beliebtesten Modellen.
Die Hochrechnung des CAM ergibt übrigens, dass das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030 nicht erreichbar ist – das CAM geht eher von sieben bis acht Millionen BEV im Zieljahr aus. „Es zeigt sich, dass Deutschland mit den derzeitigen Programmen und Förderkulissen das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bei weitem verfehlen wird. Es ist ein Realitätscheck notwendig, der vor dem Hintergrund des Status quo die politischen Ziele des Markthochlaufs mit den dafür erforderlichen Maßnahmenprogrammen in Einklang bringt“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel. „Selbst für das klimapolitisch wichtige Ziel von mehr als 10 Millionen Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 in Deutschland sind herkulesische Anstrengungen notwendig. Dafür braucht es statt der Kakophonie eine konzertierte Aktion der relevanten Akteure wie Automobilherstellern, Ladeinfrastruktur- und Energiedienstleistern sowie der Politik.“
Quelle: Info per E-Mail, pressebox.de
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