VW stellt Halbleiter-Beschaffung auf Direkt-Kauf um

Bild: Volkswagen

Der Volkswagen-Konzern richtet seine Beschaffung für elektronische Bauteile und Halbleiter neu aus, um die Versorgung langfristig sicherzustellen. Die nun vorgestellte neue Volkswagen-Strategie sieht vor, strategisch wichtige Halbleiter direkt bei den Herstellern zu beschaffen und selbst mehr Kontrolle zu übernehmen.

In der Vergangenheit wurden elektronische Komponenten wie etwa Steuergeräte beschafft und es war den Zulieferern weitestgehend überlassen, welche Bauteile sie verwendet haben. Künftig wird „die Beschaffung des Konzerns in enger, partnerschaftlicher Kooperation mit den Tier1-Zulieferern definieren, welche Halbleiter und andere elektronische Bauteile verwendet werden“, wie Volkswagen zu der „Strategie für die Beschaffung von Bauteilen mit elektronischen Komponenten“ erklärt.

Die größte Steigerung der Halbleiter-Nachfrage entstehe durch die zunehmende Elektrifizierung von Fahrzeugen und den Trend zum vermehrten Einsatz von Assistenzfunktionen, so VW. Das wurde bereits deutlich, als in Folge der Corona-Pandemie die Halbleiter knapp wurden und die vorhandenen Komponenten in der Produktion priorisiert werden mussten. So wurden Basismodelle mit geringerer Marge zugunsten von gewinnträchtigeren Varianten gestrichen. In diesem Zuge wurde auch klar, dass VW zum Teil gar nicht genau wusste, welche Halbleiter-Komponenten von den Zulieferern ausgewählt und in ihren Autos verbaut wurden.

Solche Engpässe will VW mit der neuen Strategie vermeiden, da auch die Bedeutung der Halbleiter für die Produkte des Konzerns eher zunehmen wird. „Halbleiter sind in der Automobilindustrie unverzichtbar: Sie sind nicht nur elementar für die Serienproduktion, sondern auch Innovationstreiber und wichtig für die Markteinführung neuer Produkte“, heißt es in der Mitteilung. Ein eigenes „Semiconductor Sourcing Committee“ (SSC) mit Vertretern der Beschaffung und der Entwicklung der Marken sowie von Volkswagen Group Components und CARIAD soll hier künftig wichtige Entscheidungen treffen und eben definieren, welche Halbleiter und Elektronik-Komponenten in den Konzernautos verbaut werden.

„Eine hohe Transparenz in der Halbleiter-Wertschöpfungskette, die genaue Kenntnis der verwendeten Bauteile, ermöglicht es uns, den weltweiten Bedarf und die Verfügbarkeit dieser Bauelemente besser zu bestimmen. Dies wird unterstützt von einem Risiko-Management, das zukünftig bis auf das Niveau einzelner elektronischer Bauteile reicht und uns hilft, Engpässe frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden“, sagt Dirk Große-Loheide, Beschaffungsvorstand der Marke Volkswagen Pkw und Mitglied der erweiterten Konzernleitung. „Bei strategisch wichtigen Halbleitern und zukünftig sogar für den Konzern geplanten Eigenentwicklungen setzen wir auf einen direkten Einkauf bei den Halbleiterherstellen.“

Eine erste Bestellung ist bereits bekannt: Anfang dieses Jahres hatte Volkswagen dem US-Halbleiterhersteller Onsemi einen Großauftrag für Siliziumkarbid-Leistungsmodule zum Einsatz in künftigen E-Autos erteilt.

Karsten Schnake, Vorstandsmitglied für Beschaffung bei Škoda Auto und Leiter der marken- und funktionsübergreifenden Task Force COMPASS (Cross Operational Management Parts & Supply Security), erhofft sich weitere Vorteile der neuen Beschaffungsstrategie: „Eine Reduzierung der Variantenvielfalt in der Hardware sorgt auch für eine geringere Softwarekomplexität.“
volkswagen-newsroom.com

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