London weitet Umweltzone auf komplettes Stadtgebiet aus

Londons Ultra Low Emission Zone (ULEZ) gilt ab sofort nicht mehr nur im Stadtzentrum, sondern umfasst jetzt alle Bezirke der britischen Hauptstadt. Für Fahrzeuge, die bestimmte Emissionsnormen nicht erfüllen, fällt damit in ganz London eine Gebühr an.

Konkret ist für Fahrzeuge, die nicht mindestens die Euro 4- (Benziner) bzw. Euro 6-Norm (Diesel) einhalten, seit dem Stichtag 29. August in ganz London eine Gebühr von 12,50 Pfund pro Tag fällig. Das sind umgerechnet rund 14,60 Euro. Elektrofahrzeuge sind von der Gebühr natürlich befreit. Auch Einwohner, die in der nun vergrößerten ULEZ-Zone wohnen, müssen die Gebühr bei Verwendung eines nicht-konformen Fahrzeugs zahlen. Allerdings nur, wenn dieses bewegt wird. Das Parken ist gestattet.

Besitzer von nicht in Großbritannien zugelassenen Fahrzeugen müssen ebenfalls die ULEZ-Abgasnormen erfüllen oder die Tagesgebühr zahlen, um in der Zone fahren zu dürfen. Die Fahrzeuge müssen bei dem städtischen Partner EPC plc registriert werden – übrigens auch dann, wenn sie die Abgasnormen erfüllen.

Um die Verschrottung alter Verbrenner-Fahrzeuge und den Umstieg auf E-Fahrzeuge zu unterstützen, hatte London im Januar 2023 ein 110 Millionen Pfund schweres Förderprogramm gestartet und dieses im August deutlich ausgeweitet. Das Budget wurde in diesem Zuge auf 160 Millionen Pfund erhöht, umgerechnet rund 187 Millionen Euro.

Die Ultra Low Emissions Zone war ursprünglich im Jahr 2018 eingeführt und bereits im Juni desselben Jahres von ihrem kleinen Startgebiet aus erweitert worden. Mit dem Beginn der Covid-19-Pandemie hob London zwar einige Vorschriften wieder auf, damit sich Anhänger „kritischer Berufe“ für die Arbeit frei in der Stadt bewegen konnten. Ab Mai 2020 wurden diese jedoch wieder eingeführt. Weitere Ausdehnungen der Zone erfolgten 2021 und im März 2022. Nun ist die ULEZ also auf ganz London ausgeweitet worden.

Bei den Vorstellungen dieser Pläne Ende November 2022 sagte Khan, dass das gesamte durch das Gebührensystem der ULEZ eingenommene Geld wieder in die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs fließen werde. Der Bürgermeister kündigte seinerzeit zudem an, dass gleichzeitig der „größte jemals erfolgte Ausbau des Busnetzes in den Außenbezirken Londons“ stattfinden soll. Rund fünf Millionen Einwohner sollen von der Ausdehnung der ULEZ profitieren.

Laut einer Statistik der Londoner Verwaltung erfüllten bereits Ende vergangenen Jahres rund 94 Prozent der Fahrzeuge, die in der Innenstadt und im Zentrum Londons unterwegs sind, und 85 Prozent der Fahrzeuge, die in den Außenbezirken Londons unterwegs sind, die ULEZ-Standards. „Die neue Abwrackprämie und die Schonfristen werden den Fahrern der verbleibenden nicht konformen Fahrzeuge helfen, sich darauf vorzubereiten“, hieß es im November in einer begleitenden Mitteilung.

Es gibt zudem Ermäßigungen und (vorübergehende) Befreiungen von der Gebühr, die etwa für Menschen mit Behinderung und kommunale Verkehrsanbieter eingeführt wurden.
bbc.com, news.sky.com, twitter.com, tfl.gov.uk (Expansion), tfl.gov.uk (Karte), tfl.gov.uk (ULEZ-Kriterien), tfl.gov.uk (Ermäßigungen und Befreiungen)

5 Kommentare

zu „London weitet Umweltzone auf komplettes Stadtgebiet aus“
Hans
29.08.2023 um 13:49
Alle Fahrzeuge müssen erfasst werden, 85% erfüllen die Norm schon und würden sowieso im Rahmen der normalen Neuanschaffungen weiter zunehmen. Wozu also das Ganze? Will man zunächst alle Fahrzeuge erfassen und eine Infrastruktur der Überwachung aufbauen um dann andere Maßnahmen durchsetzen zu wollen? Seid wachsam und lasst euch nicht für dumm verkaufen.
Talis
30.08.2023 um 09:03
Klar, weil Autos bislang noch auf keine andere Weise in großer Detailtiefe erfasst sind. Manche munkeln sogar, da sind Kennzeichen vorne und hinten drauf, durch die man die eindeutig identifizieren kann!!!1einsEin wenig Nachdenken hilft: Zum einen sind 85% eben nicht 100%, zum anderen werden offensichtlich irgendwann in Zukunft die Anforderungen verschärft werden, so dass nur noch strengere Euro-Normen erlaubt sein werden.
eMobilitätsberatung-Berlin K.D. Schmitz
29.08.2023 um 18:51
London ist eine Großstadt, Berlin behauptet eine Großstadt zu sein. Die aktuelle Verkehrssenatorin garantiert den Verbrenner Fahren auch nach 2030 noch die Einfahrt in die Innenstadt, also den S-Bahn Ring. Hier gilt die grüne Plakette, also Euro 4 als ausreichend. Welsche Großstadt-Politik ist jetzt auf dem Holzweg?
stan
30.08.2023 um 11:52
"... Fahrzeuge, die nicht mindestens die Euro 4- (Benziner) bzw. Euro 6-Norm (Diesel) einhalten..."Das gilt auch für die ULEZ in London.
HaWe
01.09.2023 um 04:52
Das kommt einere Enteignung gleich und vertreibt die Menschen, die dort leben. Darum haben sie auch massenweise die Kabel durchgeschnitten und die Kameras geklaut. Recht so!

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