BMW Vision Neue Klasse: Ausblick auf den kommenden Elektro-3er
Nichts weniger als die „Neuerfindung von BMW“ soll es sein: Der Autobauer hat im Vorfeld der IAA Mobility in München die Studie BMW Vision Neue Klasse präsentiert, um die Designsprache für die E-Autos auf Basis der neuen Plattform vorzustellen. Dabei geht BMW einen ganz anderen Weg als bei den aktuellen Serienmodellen.
Tatsächlich reiht sich der BMW Vision Neue Klasse in den Auftritt der vergangenen Studien BMW i Vision Circular (IAA 2021) und BMW i Vision Dee (CES 2023) ein. Von der großen, Chrom-umrandeten BMW-Niere des aktuellen 4er/i4, iX oder auch der beleuchteten Niere der aktuellen 7er-Generation/i7 ist bei keiner der Concept Cars etwas zu sehen. Stattdessen wird die Front durch eine niedrige BMW-Niere über die gesamte Breite des Fahrzeugs geprägt – sogar die LED-Scheinwerfer sind unauffällig in die nicht mehr umrandete BMW-Niere integriert.
Da schon der im Januar vorgestellte BMW i Vision Dee wurde als erster Ausblick auf die neue Klasse gesehen. Da der BMW Vision Neue Klasse nun wieder die selbe Designsprache innen wie außen aufgreift, können sich die Münchner nicht mehr darauf berufen, mit der neuen IAA-Studie die Reaktionen des Publikums auf das Design testen zu wollen – die Optik ist quasi schon bekannt. Und Fans der aktuellen BMW-Designsprache sollten sich keine allzu großen Hoffnungen machen, dass die Modelle der Neuen Klasse am Ende doch konventioneller aussehen. Erst in der vergangenen Woche hatte BMW-CEO Oliver Zipse erklärt, dass der BMW Vision Neue Klasse „nah an der Serie und schon bald auf der Straße“ sei.
Also werfen wir einen Blick auf die Studie: An der Front sticht neben der erwähnten Neuerfindung der BMW-Niere samt LED-Scheinwerfern das reduzierte und schon fast ruhige Design auf. BMW setzt künftig auf große, glatte Flächen und nicht mehr auf das Zusammenspiel konkaver und konvexer Formen mit Lichtkanten und eher aggressiv gestylten Lufteinlässen oder auffälligen Chrom-Elementen wie beim i7. Alles, was noch da ist, ist sehr simpel gehalten.
Ähnliches gilt für die Seitenansicht und das Heck: Die Formen sind ungleich einfacher und müssen daher umso wirkungsvoller gestaltet werden. Die Mischung aus geraden Linien und zwangsläufig runden Elementen wie den Radkästen wirkt auf den Fotos stimmig. Wie an der Front mit der BMW-Niere wird auch in der Seitenansicht ein klassisches BMW-Designelement, der sogenannte „Hofmeister-Knick“ an der hinteren Seitenscheibe, neu interpretiert. Am Heck haben die Designer das Thema von der Front aufgenommen: Die Rückleuchten ziehen sich ähnlich wie die BMW-Niere über die gesamte Fahrzeugbreite.
Während man sich – auch angesichts der BMW-Historie mit dem i3 und i8 – durchaus vorstellen kann, dass die Karosserie in recht ähnlicher Form wirklich als elektrische 3er Limousine auf den Markt kommt, wirkt das Interieur noch deutlich näher an einer Studie als an der Serie: Vier futuristisch designte Einzelsitze, eine frei schwebende Mittelkonsole und ein Lenkrad, das wohl eher für eine Studie als den EuroNCAP-Crashtest entworfen wurde, all das deutet noch eher auf eine Studie hin.
Reduziertes BMW-Design innen und außen
Mit dem CES-Konzept aus dem Januar hat BMW zwar durchaus dargelegt, dass man an einer neuen Art der Bedienung arbeitet und dass die Digitalisierung zunehmend Spuren im Innenraum hinerlassen wird. Aber dass bei BMW, das noch heute im Cockpit stark auf Tasten und Dreh-Drück-Controller setzt, künftig nur noch ein Fahrstufen-Wählhebel in der Mittelkonsole übrig bleibt und alles andere über den freischwebenden Touchscreen laufen soll, wäre ein starker Bruch zu den aktuellen Modellen. Immerhin bleiben noch Multifunktionstasten am Lenkrad erhalten, vieles soll aber per Sprachsteuerung über den BMW Intelligent Personal Assistant laufen. Sogar die Außenspiegel-Kameras scheinen keine eigenen Monitore zu haben. Das ist wirklich aufs Minimum reduziert.
Auch ein eigenes Cockpit-Display für den Fahrer gibt es nicht mehr, und auch keine Tacho-Anzeige im zentralen Touchscreen wie bei Tesla. Stattdessen wird in der Neuen Klasse BMW Panoramic Vision eingeführt: Die wichtigen Informationen werden im Stile eines Head-up-Displays an das untere Ende der Windschutzscheibe projiziert – „in einer ideal auf die Sichtachse des Fahrers abgestimmten Höhe und erstmals über die gesamte Breite der Windschutzscheibe“, so BMW.
Schneller laden, weiter fahren
Antriebstechnisch steht der Wechsel auf die dann sechste Generation der E-Antriebe an. Dabei bestätigt BMW größtenteils bekannte Informationen: Es kommen weiterentwickelte, fremderregte Synchronmotoren zum Einsatz, die ohne Seltene Erden auskommen. Beim Akku steht der Wechsel von prismatischen Zellen auf Rundzellen an, die eine 20 Prozent höhere Energiedichte haben sollen, wie es in der Mitteilung heißt. Was BMW dort nicht angibt: Es sind Zellen mit 46 Millimeter Durchmesser, die in den Limousinen 95 und in den SUV 120 Millimeter hoch sind. Zulieferer sind CATL, EVE Energy und AESC.
Und: Die Ladegeschwindigkeit soll „um bis zu 30 Prozent“ steigen (dank des Wechsels von 400 auf 800 Volt werden mehr als 200 kW Ladeleistung möglich. +30 Prozent wären also 260 kW), außerdem soll die Reichweite um 30 Prozent steigen. „Die Gesamtfahrzeug-Effizienz wird durch die Summe aller Maßnahmen um bis zu 25 Prozent gesteigert“, so BMW.
In der Produktion im neuen Werk in Debrecen soll zudem vollständig auf fossile Energieträger verzichtet und der Einsatz von CO2-reduziert erzeugten Rohstoffen sowie recycelten Sekundärmaterialien erhöht werden. Und die Energieeffizienz des Fahrzeugs mit optimiertem Gewicht, Luft- und Rollwiderstand sowei Wärmemanagement soll die Nutzungsphase sauberer machen. Die Vorstellung einer Kreislaufwirtschaft hatte BMW auf der IAA vor zwei Jahren präsentiert – mit der damaligen Studie BMW i Vision Circular. In der aktuellen Studie sollen jetzt all diese Themen zusammenfließen.
„Der BMW Vision Neue Klasse bündelt unsere Innovationskraft in den zentralen Bereichen Elektrifizierung, Digitalisierung und Zirkularität“, sagt Oliver Zipse. „So sind wir der Zukunft zwei Schritte voraus: Mit der Neuen Klasse bringen wir die Mobilität für das nächste Jahrzehnt schon ab 2025 auf die Straße – und führen BMW in eine neue Ära.“
„30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden, 25 Prozent mehr Effizienz – mit der Neuen Klasse springen wir technologisch weit nach vorne und bringen EfficientDynamics in eine neue Dimension“, ergänzt Entwicklungsvorstand Frank Weber. Mit der Neuen Klasse haben wir das größte Investment in der Unternehmensgeschichte gestartet. Wir schreiben nicht nur das nächste Kapitel von BMW, sondern ein neues Buch. Deshalb ist klar: Die Neue Klasse wir alle Modellgenerationen durchdringen.“
bmwgroup.com
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