Gotion und InoBat präzisieren Eckpunkte zu Zellenfabrik in Mitteleuropa

Gotion High-Tech und InoBat Auto streben eine Batteriezellenfabrik „im mitteleuropäischen Raum“ an. Der Baustart ist für 2024 geplant, die Inbetriebnahme für 2026. Die chinesisch-slowakische Initiative auf diesem Feld hat sich schon länger abgezeichnet. Laut Gotion sind bald zudem Verträge mit europäischen Neukunden spruchreif.

Bild: Inobat

Der chinesische Batteriezellen-Hersteller und Volkswagen-Partner Gotion High-Tech hat mit dem slowakischen Batterie-Unternehmen InoBat dieser Tage in Berlin ein „Pre-Joint-Venture-Abkommen“ unterzeichnet. Hauptaufgabe des künftigen Gemeinschaftsunternehmens soll der Betrieb einer gemeinsamen Batteriezellenfabrik in Europa sein, deren Bau laut einer Mitteilung von InoBat im kommenden Jahr beginnen könnte. Die Vereinbarung folgt auf eine unverbindliche Absichtserklärung beider Unternehmen im Februar 2023 und auf eine vor rund zwei Wochen verkündete 25-prozentige Beteiligung von Gotion bei InoBat.

Doch der Reihe nach. Bekannt ist bisher, dass die gemeinsame Batteriezellenfabrik in einer ersten Phase eine Jahreskapazität von 20 GWh bieten soll. Die Standortentscheidung ist laut InoBat noch nicht final gefallen, man fokussiere sich aber auf die „mitteleuropäische Region“. Bei weiteren Angaben bleiben die Slowaken recht allgemein: Die künftige Gigafabrik solle sich „über eine Fläche von mehr als 100 Hektar erstrecken und Tausende von Arbeitsplätzen schaffen“. Die vollständige Inbetriebnahme erwarten die Initiatoren für 2026.

InoBat-CEO Marián Boček zählt als Schlüsselfaktoren für die Investitionsentscheidung „eine starke Unterstützung des Staates und der staatlichen Institutionen beim Aufbau kritischer Infrastruktur, bei Baugenehmigungen und bei der Bereitstellung wettbewerbsfähiger staatlicher Beihilfen“ auf und äußert im selben Atemzug, dass „die Slowakei die Möglichkeit hat, um den Standort der Fabrik zu kämpfen und so im Bereich der Elektromobilität wettbewerbsfähig zu sein“. Die Partnerschaft mit Gotion High-Tech sei daher für InoBat in mehreren Bereichen von großer strategischer Bedeutung, so Boček.

Steven Cai, Vorstandsmitglied und CTO von Gotion, kommentiert, dass InoBat sein Unternehmen unter anderem mit seinem starken Know-how in der Forschung und Entwicklung eigener Batterien überzeugt habe. Und: „Diese Gigafactory soll den Lokalisierungsbedarf unserer europäischen Kunden decken, die derzeit von China aus beliefert werden, sowie unsere neuen Kundennominierungen in Europa, die in Kürze bekannt gegeben werden.“ Präziser wird Cai an dieser Stelle aber nicht.

Gotion ist bekanntlich unter anderem Batterie-Partner von Volkswagen – die Wolfsburger sind seit 2021 größter Einzelaktionär des Unternehmens. Gotion ist zum einen Technologiepartner für die PowerCo-Batteriezellfabrik in Salzgitter, baut zum anderen aber auch in Eigenregie eine Zellproduktion in Göttingen auf. Die Kooperation mit InoBat ist also nicht die erste Europa-Aktivität der Chinesen.

Die Pläne der chinesisch-slowakischen Allianz hatten sich im Vorfeld bereits abgezeichnet. Gotion High-Tech gab vor zwei Wochen bekannt, ein Viertel des slowakischen Batterie-Unternehmens zu übernehmen. Finanzielle Details zu der Beteiligung machte das Duo nicht publik. In einer Mitteilung der Slowaken hieß es lediglich, dass „diese Investition den Weg für überlegene F&E und transformative lokalisierte Batterie-Wertschöpfungsketten in Europa, dem Nahen Osten und Afrika im Giga-Format ebnet“. Die Transaktion sollen die Partner bereits seit fast einem Jahr vorbereiten.

InoBat bezeichnet den vor zwei Wochen publik gemachten Deal als „Gotion-InoBat-Batteries (GIB) transaction“ und betont, dass Gotion High-Tech „erhebliche Kapital- und Technologieunterstützung zugesagt habe, um den Erfolg von InoBat im Rahmen der GIB zu gewährleisten und abzusichern“. Laut den Slowaken handelt es sich um die „die erste derartige Großinvestition eines führenden chinesischen Batterieherstellers in ein europäisches Startup-Unternehmen mit einem bedeutenden Portfolio an IP-Industrialisierungs- und Scale-up-Projekten (…)“.

Schon bei der Bekanntgabe von Gotions Einstieg hieß es, dass man sich auf die Lokalisierung der Batterie-Wertschöpfungskette für Kunden fokussieren wolle – und zwar mit anfänglichem Schwerpunkt in Mittel- und Osteuropa sowie zur Entwicklung von „grünen Batteriematerialien“ in Marokko.

InoBat Auto verfolgt grundsätzlich das Ziel, Kunden maßgeschneiderte Batteriezellen für ihren Einsatzzweck zu liefern – mit Hochdurchsatz-Screening (einer Methode aus der Pharmaforschung) und künstlicher Intelligenz will das Unternehmen die jeweils individuell passende Zellchemie finden. Als potenzielle Abnehmer haben die Slowaken Kunden aus dem Pkw-, Nutzfahrzeug-, Motorsport- sowie Luft- und Raumfahrtsektor im Auge.

Europa hat laut InoBat-CEO Marián Boček dabei großes Potenzial, eine strategisch günstige Lage und eine lange Tradition in der Automobilindustrie. „InoBat hat bewiesen, dass es in relativ kurzer Zeit einen geeigneten Standort auswählen, das Genehmigungsverfahren erfolgreich abwickeln und den Bau einer so extrem komplexen Technologie wie einer Batteriefabrik abschließen kann. Unser Forschungs- und Entwicklungszentrum und die Pilotlinie in Voderady machen Fortschritte und die Technologie funktioniert dort bereits.“

Das Unternehmen plant bekanntlich eine 100-MWh-Pilotfertigung in Voderady und ab 2024 eine 10-GWh-Fabrik. Ein Teil der Fertigungsanlagen wird von Manz geliefert. Anfang 2022 hatte InoBat bereits Ideanomics, ein eMobility-Unternehmen mit Sitz in New York, als Investor gewonnen. Zu den weiteren Geldgebern gehörten zu diesem Zeitpunkt Rio Tinto, Amara Raja und der private Arm der Weltbank, die IFC. Wie sich die Gesellschafterstruktur nach dem 25%-Einstieg von Gotion nun gestaltet, wurde in der InoBat-Mitteilung nicht kommuniziert.

Die Chinesen und die Slowaken hatten im Februar 2023 bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet, die unter anderem die Prüfung einer gemeinsamen Fabrik mit jährlichen Produktionskapazitäten von 40 GWh für Batteriezellen und -packs vorsah, vorzugsweise in Mittel- oder Osteuropa. Das Memorandum of Understanding erwähnte neben dieser Fabrik auch eine technische Kooperation für LFP- und NMC-Batterien. Zudem sollte das Potenzial für die Produktion von Batterien für stationäre Energiespeicher in den bestehenden InoBat-Anlagen in der Slowakei geprüft werden, um Gotion einen schnellen Zugang zum europäischen Markt zu ermöglichen. Und wie in nahezu jeder Batterie-Kooperation derzeit wurden auch Recyclingkonzepte für Produktionsabfälle und Altbatterien untersucht.

Trotz der Zusammenarbeit und teils auch technischen Kooperation beteuerten im Februar beide Unternehmen, „ihre unabhängigen Geschäfte und Chemien beizubehalten“. Stattdessen wolle man „in für beide Seiten vorteilhaften Bereichen neue und aufregende Technologien entwickeln“. Konkret: InoBat will wohl von der Gotion-Expertise bei elektrischen Speicherlösungen profitieren, Gotion wiederum offensichtlich von den Markverbindungen von InoBat in Europa.

inobat.eu

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