Wie Cemex in Berlin den Einsatz von E-Betonmischern etabliert
Die beiden strombetriebenen Transportbetonmischer sind die ersten des deutschen Herstellers, die bei Cemex weltweit zum Einsatz kommen, aber nicht die ersten Batterie-elektrischen Cemex-Exemplare überhaupt. In Berlin-Spandau ist bereits ein entsprechendes Fahrzeug auf Basis eines Volvo FMX Electric beheimatet. Einer uns per E-Mail vorliegenden Mitteilung zufolge stoßen die beiden Putzmeister-Fahrzeuge vom Typ iONTRON eMischer nun ebenfalls zu der „Berliner Fahrmischerflotte“ von Cemex Deutschland und zwar konkret in Spandau und Hohenschönhausen.
Zum Investitionsvolumen äußern sich die Vertragspartner nicht, dafür liefern sie Eckdaten zum technischen Aufbau der Spezialfahrzeuge. So basieren die Betonmischer auf dem Chassis Sany 408P 8X4 der chinesischen Putzmeister-Konzernmutter Sany und verfügen über „einen P9G Fahrmischer-Aufbau komplett Made in Germany“, wie der Hersteller mit Sitz in Aichtal in Baden-Württemberg mitteilt. Die Exemplare für Cemex sind mit einem 315-kW-Elektromotor und Batterien mit einem Energiegehalt von 350 kWh ausgestattet.
Ein Blick in die digitale Modellbroschüre von Putzmeister zeigt, dass es sich dabei um die Standard-Spezifikationen des iONTRON eMischer handelt. Das Modell fährt in 8×4-Achskonfiguration (mit zwei Lenkachsen vorne und zwei angetriebenen Hinterachsen) und mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 34 Tonnen vor. Mit 9 Kubikmetern Nennvolumen und 10,2 Kubikmetern Wassermaß entspricht die Trommelkapazität einem üblichen Dieselmischer. „Aufgrund gesetzlicher Vorgaben darf der iONTRON rund 17 Tonnen zuladen. Daher beträgt die reale Transportkapazität etwa 7 m3 Beton“, präzisiert der Hersteller in einer Mitteilung aus diesem Sommer.
Weiter erfahren wir, dass die Energie an Bord in zehn Batteriepacks à 35 kWh gespeichert wird, die in einem separaten Gehäuse hinter dem Fahrerhaus untergebracht sind. Die Bordspannung beträgt 600 Volt. Zur Reichweite macht Kevin Eichele, bei Putzmeister verantwortlich für die Markteinführung des vollelektrischen Mischers, folgende Angaben: „Die maximalen Kilometer hängen von der Außentemperatur, der Steigung, der Fahrweise und der Baustellensituation ab. Bei Leerfahrt rechnen wir mit einer maximalen Reichweite von über 300 Kilometern (…). Im Arbeitseinsatz sind es real eher 150 Kilometer pro Tag.“ Die DC-Ladeleistung wird in der Modell-Broschüre mit bis zu 250 kW angegeben. Die Batteriezellen dürften von CATL stammen, denn Putzmeister spricht von einer „erstklassigen Batterieleistung dank einer Partnerschaft mit CATL“.
Für Cemex ist die Beschaffung Teil des unternehmensinternen Programms „Future in Action“, das den Weg ebnen soll, um das Unternehmen bis 2050 CO2-neutral zu machen. „Wir reduzieren die Emissionen in unserer gesamten Wertschöpfungskette und der Transport spielt dabei eine wichtige Rolle. So investieren wir zum Beispiel in die Elektrifizierung unserer Fahrzeugflotte an unseren Standorten in ganz Deutschland“, äußert Marcel Busch, Leiter der Materialwirtschaft bei Cemex Deutschland. Außerdem biete der iONTRON eMischer hohe Sicherheitsstandards und geringe Lärmemissionen.
Cemex Deutschland ist in Rüdersdorf bei Berlin ansässig und gilt als einer der großen Produzenten von Transportbeton, Zement, mineralischen Rohstoffen und Bauchemie in der Bundesrepublik. Das Unternehmen beschäftigt etwa 1.500 Mitarbeiter an gut 120 Standorten in Deutschland, die teilweise zusammen mit Partnern betrieben werden, und gehört zum globalen Baustoffhersteller Cemex mit Hauptsitz im mexikanischen Monterrey.
Auf seiner Webseite gibt Cemex Deutschland an, mit Volvo eine enge Kooperation zu unterhalten, „um den CO₂-Fußabdruck der CEMEX-Flotte zu verringern und zugleich die Produktivität durch die weltweite Einführung von Elektromobilitätslösungen für mobile Baumaschinen und Lkw zu steigern“. Im Februar integrierte Cemex in der Tat auch einen elektrischen Volvo-Betonmischer auf Basis des FMX Electric. Laut Volvo Trucks eine Weltpremiere. Das Fahrzeug stammte noch aus einer Vereinbarung, die Volvo Trucks und Cemex im Jahr 2021 geschlossen hatten.
Wie Volvo Trucks im Februar anlässlich der Auslieferung mitteilte, war es keine leichte Aufgabe, den für die Baubranche konzipierten FMX Electric zum Transportbetonmischer umzubauen. „Die Elektrifizierung von solchen Betonmischern ist aufgrund der schweren Lasten und der kontinuierlichen Mischvorgänge eine Herausforderung“, so der Hersteller. Da der Transport mit elektrischen Nutzfahrzeugen allmählich zunimmt, arbeiten Volvo Trucks und Cemex an der Entwicklung und Skalierung der Technologien, „die erforderlich sind, um den emissionsfreien Transport auch in der anspruchsvollen Bauindustrie Wirklichkeit werden zu lassen“, hieß es im Februar.
Für den Elektro-Betonmischer nutzte Volvo Trucks vier Batteriepakete mit insgesamt 360 kWh Energiegehalt. Den Antrieb übernehmen zwei Motoren mit insgesamt 330 kW Leistung. Der Betonmischer fasst neun Kubikmeter und bezieht seine Energie ebenfalls aus den Hochvoltbatterien des Fahrzeugs. Ein Einzelstück wird es nicht bleiben. Vom dänischen Beton-Hersteller Unicon hat Volvo Trucks vor eineinhalb Jahren eine Bestellung über elf E-Lkw des Typs FM Electric erhalten, die zu Fahrmischern umgebaut und in Dänemark eingesetzt werden sollen. Beim FM Electric handelt es sich um das größte Modell der Schweden mit bis zu 44 Tonnen Gesamtgewicht.
Doch vom bekannten OEM Volvo Trucks noch einmal zurück zum Nischenhersteller Putzmeister. Die Unternehmensgruppe ist auf Maschinen für Betonhersteller spezialisiert. Darunter sowohl stationäres als auch mobiles Gerät. 2012 wurde Putzmeister vom chinesischen Baumaschinenhersteller Sany übernommen. Ebenfalls 2012 kaufte Putzmeister die Firma Intermix GmbH, einen Hersteller von Fahrmischern im bayerischen Heimertingen, auf. 2022 integrierte Putzmeister zudem seinen langjährigen Lieferanten für Fahrmischeraufbauten ITAS CAS d.o.o. im slowenischen Kocevje.
Den neu entwickelten E-Betonmischer seiner iONTRON-Familie ließ Putzmeister in den vergangenen Monaten unter anderem von der Sigmund Sieger AG und dem Holcim-Konzern testen. Erstmals enthüllt worden war das Modell übrigens in München: im Oktober 2022 auf der bauma-Messe.
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