Bürgerentscheid: BMW darf Batteriewerk in Straßkirchen bauen

Knapp 2.800 wahlberechtigte Einwohner der Gemeinde Straßkirchen waren in einem Bürgerentscheid aufgerufen, über die geplante Batteriemontage von BMW in dem Dorf abzustimmen. Das Ergebnis fiel klarer aus als zuvor gedacht.

Bild: BMW

Die Bürgerinnen und Bürger von Straßkirchen in Niederbayern haben den Weg für das neue Batterie-Montagewerk von BMW freigemacht. Bei einem Bürgerentscheid stimmten über 75 Prozent für die Ansiedlung des Autobauers, der in dem angekündigten neuen Batterie-Montagewerk in Niederbayern pro Jahr 600.000 Hochvoltspeicher für Elektroautos montieren und damit seine Autowerke in München, Dingolfing und Regensburg beliefern will. Die Wahlbeteiligung lag bei 77 Prozent, das nötige Quorum wurde somit deutlich überschritten.

Mit diesem Umfang spielt die geplante Anlage in Straßkirchen eine entscheidende Rolle in dem künftigen Produktionsnetzwerk für Elektroautos von BMW. Aufgrund der guten Anbindung an die Fahrzeugwerke soll Straßkirchen das zentrale Drehkreuz der Batteriemontage und -logistik werden. Wäre der Bürgerentscheid gegen das Projekt ausgegangen, hätte BMW neu planen müssen, was womöglich zu Verzögerungen und damit auch zu verspäteten Markteinführungen hätte führen können – und natürlich zu Mehrkosten. Ob BMW einen weiteren Anlauf in Bayern genommen hätte (zunächst war auch Dingolfing in der Diskussion, wurde aber aufgrund der komplexen Lage bei den Flächen-Eigentümern verworfen) oder zum Beispiel nach Tschechien abgewandert wäre, ist unklar.

Nachdem sich BMW im Februar die 105 Hektar in den Gemeinden Straßkirchen und Irlbach gesichert hatte, regte sich vor Ort Widerstand. Der Bürgerentscheid fand auf Bestreben der „Bürgerinitiative Lebenswerter Gäuboden“ statt, die zum einen durch den Werksbau wertvollen Ackerboden gefährdet sah. Und auch der sich anbahnende Lkw-Lieferverkehr von bis zu 600.000 Hochvolt-Akkus pro Jahr von den naheliegenden Autobahnen zu dem Werk war den Kritikern ein Dorn im Auge. Umfragen hatten im Vorfeld der Abstimmung einen deutlich knapperen Ausgang prognostiziert.

BMW warnte vor Abwanderung

„Die Menschen in Straßkirchen haben für eine gemeinsame Zukunft mit der BMW Group gestimmt. Wir können damit hier in Bayern die Chancen nutzen, die die Transformation zur Elektromobilität bietet“, sagt Produktionsvorstand Milan Nedeljković. Personal- und Immobilienvorständin Ilka Horstmeier ergänzt: „Das klare Votum in Straßkirchen zeigt, dass viele Bürgerinnen und Bürger Investitionen in zukunftsfähige Technologien und Arbeitsplätze befürworten.“ Auch die Initiative hat gegenüber der „Passauer Neuen Presse“ die Niederlage anerkannt.

Vor dem Bürgerentscheid hatte Horstmeier noch vor den Folgen einer Ablehnung gewarnt. „Viele Unternehmen werden genau hinschauen, ob die Menschen Investition in nachhaltige Technologien und in zukunftsfähige Arbeitsplätze in Bayern überhaupt noch wollen. Das heißt, die Bürgerinnen und Bürger von Straßkirchen entscheiden auch über die Attraktivität von Bayern als Wirtschaftsstandort“, wurde die zuständige Vorständin zitiert. „Wenn Zukunftstechnologien und Arbeitsplätze erstmal abwandern, kommen sie so bald nicht wieder, und eine Abwärtsspirale beginnt.“

Laut BMW soll im Oktober der nächste Schritt zum Werksbau anstehen, konkret mit der zweiten öffentlichen Auslegung der Pläne. Dabei werden auch die zahlreichen von der BMW Group beauftragten Fachgutachten zu den Auswirkungen der Standortansiedlung vorliegen.

Im ersten Bauabschnitt sollen 1.600 Arbeitsplätze entstehen, im zweiten nochmals 1.600 Stellen. Rund 70 Prozent davon werden aus bereits bestehenden Standorten kommen und in einem Umkreis von 20 Kilometern rund um das Werk liegen. Da BMW unabhängig von dem Bau bereits Betriebsstätten in den Gemeinden Straßkirchen und Irlbach angemeldet hat, ist das Unternehmen seit August in beiden Gemeinden gewerbesteuerpflichtig.

bmwgroup.com, pnp.de, osrz-akdb.de

5 Kommentare

zu „Bürgerentscheid: BMW darf Batteriewerk in Straßkirchen bauen“
lingen2
25.09.2023 um 14:45
Dieses Ergebnis zeigt deutlich, dass die bei praktisch jedem Großprojekt entstehenden NIMBY-Bürgerinitiativen in aller Regel keinesfalls eine Mehrheit repräsentieren, egal wie laut sie auftreten! Politiker sollten das zur Kenntnis nehmen und aufhören, aus Angst vor Stimmenverlust dringend nötige Infrastrukturprojekte zu blockieren.
erFahrer
26.09.2023 um 09:47
Tja, weniger Flächenversiegelung ist das Ziel, nur halt nicht bei uns. Wir geben wertvolle Böden an Firmen her, die mehr als genügend Flächen in den bestehenden Werken haben, aber so eine Neuansiedlung besser finanziert bekommen. Erneut nicht mit vielstöckiger Struktur (wie das bei VW-Dresden gelungen ist) sondern möglichst Flächenintensiv gem. der Visualisierung. Eine gute Zukunft sieht anders aus. ...und wie könnte man es besser machen? Die riesigen Parkraumflächen z.B. Dingolfing mit dieser Fertigung überdachen. Kurze Wege, Gleisanschluss für die riesigen Materialmengen , vorhandene Infrastruktur , vorhandene Verwaltung, Werkschutz, Kantine und auch noch Spitzenlastglättung im Werksstromverbrauch sind nur wenige Punkte einer langen Liste. Doch finanzielle Hoffnungen lassen Bürger und deren "Meister", ihren Boden zum Markt für Investoren tragen. So geht halt Demokratie.
John
27.09.2023 um 10:46
Mag sein, das ist aber ein anderes Problem. Es ist richtig sich für die Technologie in D zu entscheiden. Um das ging es doch. Schreib einen Verbesserungsvorschlag für das nächste Projekt
SHausSTA
26.09.2023 um 16:15
Ich denke, Platz und vorhandene Infrastruktur sind nicht die einzigen Kriterien. Bei BMW hat man sich sicher Gedanken darüber gemacht, in wie weit diese Punkte ggü. der kritisierten Flächenversiegelung zu gewichten sind. An bestehenden BMW-Standorten dürfte auch die Verfügbarkeit von geeignetem Personal ein Problem sein. Offenbar sieht das auch der Großteil der Wähler so. Für mich ist die Entscheidung positiv, denn sie zeigt, dass die Bürger in diesem Land erkennen, dass wir auf Dauer eine starke Industrie brauchen. Von grüner Ideologie und Heile-Welt-Träumereien können wir unsere Zukunft nicht bestreiten.
John
27.09.2023 um 10:50
Ich dachte bisher dass Batterien grün sind. Dann ist doch in Straßkirchen sogar eine Win/Win Situation entstanden.

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