UK: Elektro-Quoten treten 2024 offiziell in Kraft
Das Verbrenner-Verbot hat die Regierung gerade erst um fünf Jahre nach hinten geschoben, das angekündigte „ZEV mandate“ kommt aber wie geplant: Trotz der jüngsten Lockerung müssen Autobauer ab 2024 eine Elektro-Quote erfüllen. Für Pkw beginnt diese Verkaufsvorgabe 2024 bei 22 Prozent und steigt dann jedes Jahr an, bis im Jahr 2035 volle 100 Prozent erreicht werden müssen. Bei Transportern werden 2024 zunächst zehn Prozent E-Fahrzeuge gefordert. Auch hier steigt die E-Quote jährlich an, bis sie 2035 bei 100 Prozent ankommt. Als Zwischenetappe werden für 2030 80 Prozent bei Pkw und 70 Prozent bei Transportern genannt.
Die britischen Gesetzgeber haben sich somit an den vorherigen Entwurf gehalten. Bereits im Frühjahr skizzierte die Regierung die nun bestätigten Dekarbonisierungs-Pfade. Das „ZEV mandate“ wird zum 1. Januar 2024 für England, Wales und Schottland in Kraft treten. Nordirland soll dem Mandat erst beitreten, wenn die erforderlichen Gesetze verabschiedet worden sind. In der Zwischenzeit behält Nordirland eine abgestufte Version der bestehenden CO2-Emissionsverordnung für Neuwagen und Transporter bei.
Hersteller, die diese Quoten nicht einhalten, werden wie in Medienberichten vergangene Woche durchgesickert mit Geldstrafen in Höhe von 15.000 Pfund pro Pkw belegt oder dazu verpflichtet, Emissionsguthaben von Herstellern zu kaufen, die die Quote übererfüllen. Für Transporter liegen die Strafzahlungen 2024 bei 9.000 Pfund und für den Rest des Zeitraums der Verordnung bei 18.000 Pfund.
Dabei präzisiert die Regierung, dass OEMs, die die Vorgaben in einem Jahr überfüllen, ihr „Guthaben“ auch auf das kommende Jahr übertragen und sich so selbst einen Puffer verschaffen können. Solche „geliehenen“ Anteile zur Erfüllung der Quote – egal ob aus dem Vorjahr von sich selbst oder von einem anderen Hersteller – dürfen aber nicht Überhand nehmen: „Im ersten Jahr können Automobilhersteller bis zu 75 % ihres Jahresziels leihen, im Jahr 2026 sinkt dieser Wert auf 25 %, um sie in der Frühphase zu unterstützen“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.
Als die Ausgestaltung der Quote vergangene Woche bereits über Medien kommuniziert wurde, fielen die Reaktionen in der Branche verhalten aus. Ein „großer Hersteller“ gab gegenüber der BBC an, dass es für die Autobauer schwieriger werden würde, Elektroautos zu verkaufen, wenn man einerseits Zielvorgaben für den E-Auto-Absatz macht und gleichzeitig das Verbot neuer Benziner und Diesel aufschiebt.
Auch der Handelsverband SMMT hatte bereits im Vorfeld kritisiert, dass das Hin und Her die Verbraucher verunsichern werde. Nun legte der Vorsitzende Mike Hawes nach. Die Industrie benötige „ein Paket attraktiver Anreize und Maßnahmen zur Beschleunigung der Ladeinfrastruktur, um den Verbrauchern das Vertrauen für einen Wechsel zu geben“, sagte Hawes dem „Guardian“.
Die Regierung sieht dagegen „große Fortschritte im Land“ und verweist auf neueste Branchenzahlen, „die zeigen, dass 20 % der im August verkauften Neuwagen emissionsfrei waren, und dass es jetzt 48.100 öffentliche Ladepunkte gibt, zusätzlich zu den Ladepunkten, die in Haushalten installiert sind, in denen die meisten Ladevorgänge stattfinden“.
Laut Verkehrsminister Mark Harper stellt der nun angekündigte Weg zu emissionsfreien Fahrzeugen sicher, dass der Weg dorthin für Familien verhältnismäßig, pragmatisch und realistisch ist. „Unser Mandat bietet Herstellern Sicherheit, kommt den Fahrern zugute, indem es mehr Optionen bietet, und trägt durch die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze zum Wirtschaftswachstum bei.“ Die Regierung mache es außerdem einfacher als je zuvor, ein Elektrofahrzeug zu besitzen, angefangen bei der Erreichung einer Rekordzahl an Ladestationen bis hin zur Steuererleichterung für Besitzer von Elektrofahrzeugen, führt Harper aus. Man habe ferner mehrere Programme eingeführt, um die Anschaffungs- und Betriebskosten für den Besitz eines Elektrofahrzeugs zu senken.
Mit dem auf 2035 verschobenen Verbrenner-Aus sieht sich Großbritannien laut der aktuellen Mitteilung übrigens nun „auf einer Linie mit anderen großen globalen Volkswirtschaften, darunter Frankreich , Deutschland, Schweden und Kanada“.
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