Audi zieht Elektro-Flaggschiff aus Hannover ab

Neben der Verlagerung der Produktion des geplanten VW-Elektro-Flaggschiffs Trinity von Wolfsburg nach Zwickau sind im Volkswagen-Konzern einige weitere Entscheidungen gefallen. So zieht Audi sein geplantes Elektro-Topmodell aus Hannover ab.

Das E-Flaggschiff von Audi sollte eigentlich ab 2026 bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover gebaut werden. Stattdessen soll die Fertigung des Fahrzeugs laut einer Audi-Sprecherin im eigenen Werk in Neckarsulm anlaufen. Audi nennt aber keinen genauen Termin mehr, wann die Produktion des Fahrzeugs in Neckarsulm anlaufen soll.

Das Modell war Teil des früheren Projekts Artemis von Audi, im Jahr 2021 war der Auftrag zur Fertigung an Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Hannover gegangen – konkret für drei Modelle, jeweils eines von Audi, Porsche und Bentley. Der zunächst geplante Produktionsstart war 2024, konnte aber nicht gehalten werden und wurde mehrfach verschoben. Bereits Ende 2021 hatte sich Porsche aus dem Projekt zurückgezogen und will sein E-Flaggschiff in Eigenregie in Leipzig bauen. Auch Bentley wollte nur die Karosserie in Hannover bauen lassen, die Endmontage sollte weiterhin im britischen Crewe erfolgen. Zur Zukunft des Bentley-Modells gibt es derzeit keine neue Information.

VWN erhält eigene E-Baureihe auf SSP-Basis

Dafür steht bereits fest, wie die eigentlich für die Artemis-Stromer vorgesehenen Kapazitäten in Hannover genutzt werden sollen. Nach Angaben des Betriebsrats soll VWN stattdessen nun eine eigene Fahrzeugfamilie mit dem Namen Space entwickeln. Dafür erhalte VWN vom Konzern eine eigene Elektro-Plattform auf Basis der künftigen Konzernarchitektur SSP, die bis Ende des Jahrzehnts entwickelt werden soll.

Dennoch zeigte sich der Betriebsrat „enttäuscht“ über den Abzug des prestigeträchtigen Audi-Projekts, ist jedoch auch zuversichtlich mit der angekündigten Produktion der „Space“-Baureihe. „Diese Entscheidung stärkt unsere Eigenständigkeit im Konzernverbund, sichert die Standorte ab und gibt uns als Marke Handlungsspielräume, unser Geschäft in die Zukunft zu entwickeln“, sagt VWN-Betriebsratschef Stavros Christidis in einer Meldung der Betriebsratszeitung „Mitbestimmen“.

Auch in weiteren VW-Werken in Niedersachsen stehen Änderungen an: Das ursprünglich für Wolfsburg vorgesehene Fahrzeugprojekt Trinity geht nach heutigem Stand in das Werk Zwickau. Dafür bestätigte VW, dass eine elektrische Version der Markenikone Golf künftig im Wolfsburger Stammwerk gebaut werden soll. Das Fahrzeug soll – wie schon von VW-Markenchef Thomas Schäfer angedeutet – auf der SSP basieren. Die neue Architektur soll (anders als der MEB) deutlich flachere Kompaktautos ermöglichen – ein Merkmal, dass Schäfer als essenziell für einen Golf ansieht. Da die SSP „am Ende des Jahrzehnts“ starten soll und das zunächst mit dem Trinity in Zwickau, dürfte es also vermutlich 2029 oder 2030 werden, bis ein Elektro-Golf in Wolfsburg vom Band läuft – bestätigt ist das aber nicht, VW nennt noch keine Jahreszahl.

Ein Knackpunkt bei der Entwicklung der anstehenden Elektro-Modelle (nicht nur für die SSP, sondern auch schon für die 2024 kommenden E-Modelle auf Basis der PPE) ist die Software. Für die Entwicklung einer neuen Softwareplattform für die künftigen Elektromodelle hat der Volkswagen-Konzern Sanjay Lal verpflichtet. Der ehemalige Google-, Tesla- und Cisco-Manager hatte zuletzt für das US-Elektro-Startup Rivian eine neue Softwareplattform entwickelt und soll ab November die Probleme bei Volkswagens Softwaresparte Cariad lösen.

automobilwoche.de (Hannover), volkswagen-newsroom.com (Golf), handelsblatt.com (Sanjay Lal)

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