Q3: Tesla zahlt Marktführerschaft mit Margen-Einbruch
Konkret erwirtschaftete der texanische Hersteller im jüngsten Vierteljahr 23,35 Milliarden Dollar (19,6 Milliarden Dollar entfielen dabei auf die Automobilsparte). Gegenüber dem dritten Quartal 2022 schlägt der Umsatz um 9 Prozent höher aus, aber an das zweite Quartal (24,93 Milliarden Dollar) mit Rekord-Umsatz und -Auslieferungen kommt das Unternehmen nicht heran. Es geht satte 1,5 Milliarden Dollar hinunter, womit sich Tesla auf dem Niveau des ersten Quartals 2023 wiederfindet.
Beim GAAP-Resultat unterschreitet Tesla seit Langem wieder die 2-Milliarden-Marke. Das US-Unternehmen verbuchte in den abgelaufenen drei Monaten nur 1,85 Milliarden Dollar Gewinn. Das sind 44 Prozent weniger als in Q3/2022 (3,29 Milliarden) und auch deutlich weniger als in Q2/2023 (2,7 Milliarden Dollar). Frappierend: Gegenüber dem bisher stärksten Quartalsgewinn im Schlussquartal 2022 entspricht das jetzige Ergebnis einer Halbierung.
Ebenfalls weiter abwärts geht es für die operative Marge: Diese sackte zwischen Juli und September deutlich auf 7,6 Prozent ab, nachdem sie bereits im vergangenen Jahr von 16 über 11,4 auf 9,2 Prozent gefallen war. Der Einbruch kommt mit Ansage: Durch die Anfang des Jahres angestoßenen und im September nochmal verschärften weltweiten Preissenkungen nimmt Tesla die sinkende operative Marge in Kauf.
„Branchenführer muss Kostenführer sein“
Die bisherigen Kennzahlen aus den nun vorgestellten Q3-Geschäftszahlen zeugen also zweifellos von Teslas Taktik, den Absatz anzukurbeln und die Profitabilität zu depriorisieren. Tesla selbst kommentiert in seinem Geschäftsbericht: „Wir sind weiterhin der Meinung, dass ein Branchenführer ein Kostenführer sein muss. Wir glauben, dass in einem Hochzinsumfeld die Konzentration auf Investitionen in F&E und Kapitalausgaben für zukünftiges Wachstum bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines positiven freien Cashflows der richtige Ansatz ist.“
Den niedrigsten Gewinn seit Langem führt der Hersteller denn auch auf einen reduzierten durchschnittlichen Fahrzeugpreis, aber auch auf hohe Investitionen in die Produktionsvorbereitungen für den Cybertruck, in KI und „andere F&E-Projekte“ zurück. Einmalig kamen im jüngsten Vierteljahr zudem „Kosten für den Produktionsanlauf und Leerlaufkosten im Zusammenhang mit Fabrik-Modernisierungen“ hinzu.
Letzteren Punkt führten die US-Amerikaner schon bei der Bekanntgabe der Anfang des Monats publik gemachten Produktions- und Lieferstatistik an. Tesla erklärte darin die Rückgänge um 10 bzw. 7 Prozent bei Produktion und Auslieferung gegenüber dem (Rekord-)Vorquartal mit „planmäßigen Produktionspausen aufgrund von Fabrikmodernisierungen“. Damit könnte unter anderem die Umstellung in der Giga Shanghai gemeint sein, wo die Serienproduktion des überarbeiteten Model 3 „Highland“ angelaufen ist.
Konkret wurden zwischen Juli und September 430.488 Teslas gebaut und 435.059 Fahrzeuge ausgeliefert. Das Model 3 (Fremont und Shanghai) sowie Model Y (Fremont, Austin, Shanghai und Grünheide) kamen zusammen auf 416.800 gebaute und 419.074 ausgelieferte Fahrzeuge. Die in Fremont gebauten Oberklasse-Baureihen Model S und Model X auf 13.688 produzierte und 15.985 ausgelieferte Exemplare.
An dem Ziel von 1,8 Millionen Fahrzeugen für das Gesamtjahr hält Tesla unterdessen fest. Im laufenden Jahr steht Tesla bei 1.350.996 produzierten und 1.324.074 ausgelieferten Fahrzeugen. Somit müsste Tesla bei der Produktion im laufenden vierten Quartal eine Größenordnung von 450.000 Einheiten erreichen. Sollte es sich tatsächlich nur um planmäßige Produktionspausen gehandelt haben, scheint das erreichbar zu sein.
Perspektivisch 125.000 Cybertrucks pro Jahr
Zumal ein weiteres Modell naht: Erste Cybertrucks (mit 800-Volt-System, wie nun offiziell bestätigt) aus der Giga Texas sollen noch dieses Jahr ausgeliefert werden. In der an die Veröffentlichung der Geschäftszahlen angeschlossenen Telefonkonferenz wurde dafür konkret der 30. November genannt. Die jährliche Produktionskapazität für den E-Pickup im Texas gibt Tesla im aktuellen Geschäftsbericht erstmals an – mit „über 125.000“, zusätzlich zu 250.000 Einheiten des Model Y. Da sich laut Tesla auch die Kapazitäten in Shanghai (von zuletzt über 750.000 auf über 950.000 Einheiten) und Berlin (von 250.000 auf 375.000) vergrößert haben und in Fremont weiterhin 650.000 Fahrzeuge produziert werden können, erhöht sich die Gesamtkapazität des Herstellers von 1,9 auf 2,35 Millionen Autos pro Jahr.
Dies ist auch nötig, will Tesla wie erneut bekräftigt seiner 2021 eingeführten Logik folgen, über einen mehrjährigen Horizont das Auslieferungsvolumen im Schnitt pro Jahr um 50 Prozent zu steigern. Dazu müssten 2024 gut 2,5 Millionen Elektroautos verkauft werden. Ein parallel vorangetriebener Schwerpunkt der Unternehmensstrategie wird die Kostenreduktion bleiben. Im dritten Quartal seien die Herstellungskosten pro Fahrzeug auf etwa 37.500 USD gefallen, teilt Tesla mit.
An prominenter Stelle im Geschäftsbericht erwähnt Tesla zudem erstmals große Investitionen in KI. So soll es gelungen sein, die Größe des unternehmensinternen KI-Trainingscomputers mehr als zu verdoppeln. In diesem Zusammenhang spricht der Autobauer auch von Erwartungen, wonach „hardwarebezogene Gewinne mit der Zeit von einer Beschleunigung der KI-, Software- und flottenbasierten Gewinne begleitet werden“.
Keine Erwähnung findet im Geschäftsbericht übrigens die geplante Gigafabrik in Mexiko. Tesla hatte für das Werk im September erste Genehmigungen erhalten.
6 Kommentare