„Intelligenz vs. Kupferplatte – Stromnetz als Basis für Elektromobilität“ – Markus Wunsch, Netze BW
Über das „Stromnetz als Basis für die Elektromobilität“ sprach Markus Wunsch von der Netze BW bei unserer Online-Konferenz zur Netzintegration der Elektromobilität. Und das war ein Match: Schließlich hat sich die Netze BW in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt.
„Als Netzbetreiber können wir uns nicht eine Nische aussuchen, sondern wir sind verantwortlich dafür, dass die Mobilität in ihrer Ganzheit, den Weg ins Stromnetz findet“, sagt Wunsch, der bei der Netze BW die Netzintegration der Elektromobilität verantwortet. Er sieht zwei Herausforderungen: Es gehe darum, „die richtige Leistungshöhe zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu planen“ und dabei ist ein E-Auto kein Elektroherd, der frühere Stromfresser. Neben der Leistung geht es um Prozesse. „Ab 11 kW sind Verteilnetzbetreiber in der Genehmigungspflicht“, erklärt Wunsch. Dabei brauche der passende Netzanschluss inklusive Genehmigung und Installation oft zu lange. „Hier haben wir Hausaufgaben“, weiß der Praktiker.
Und die Zeit drängt. Die Anträge für Infrastruktur an die Netze BW sind stark gestiegen. Von wenigen 20 Anmeldungen in den Vorjahren ging es um einige tausend Meldungen in 2020/21, erinnert sich Wunsch. Dennoch hat die Netze BW heute 55.000 Ladepunkte im Netz, rechnet jedoch mit weiteren.
Bei den Anträgen muss der Verteilnetzbetreiber immer die Sicherung der Gesamtversorgung im Auge behalten, bzw. den gefürchteten Blackout. „Wir sprechen da lieber von einem Netzengpass“, sagt Wunsch auf Nachfrage und real sei das Licht „noch nie ausgegangen“. Doch planerisch mussten schon Anträge für eine Wallbox abgelehnt oder auf 11 kW umgeschrieben werden, da die berechnete Kapazität nicht ausgereicht hätte.
Vor allem aber sind die meisten Netzbetreiber „bei der tatsächlichen Auslastung nahezu blind“, da die Netze nicht ausreichend digitalisiert oder mit smarter Sensorik ausgestattet sind. Steuerungsmechanismen untersucht die Netze BW in ihren NETZlaboren bereits seit 2018. Die Feldversuche haben ergeben, dass die Reichweitenangst sinkt und sich damit das Ladeverhalten ändert. Die maximale Gleichzeitigkeit der Ladevorgänge liegt hier zwischen 22 und 85 %. Ein weiteres Ergebnis: Lademanagement ist ein wirksames Mittel, um Lastspitzen zu glätten und die netzdienliche Steuerbarkeit sei laut der Netze BW hoch. Wunsch betont zudem, dass 93 % der Kunden sich nicht eingeschränkt fühlten, wenn der Netzbetreiber regelt – ein weiteres gern gebrauchtes Gegenargument.
Den vollständigen Vortrag von Markus Wunsch sehen Sie im Video oben!
0 Kommentare