Pilotprojekt zu bidirektionalem Laden am Frankfurter Flughafen
In den kommenden vier Jahren fließen insgesamt gut fünf Millionen Euro aus dessen Förderprogramm „Elektro-Mobil“ des BMWK an den Flughafen Frankfurt. Fraport selbst investiert gemeinsam mit Kooperationspartnern weitere 4,1 Millionen Euro in das Projekt. Die Projektlaufzeit von insgesamt vier Jahren startet mit einer zwölfmonatigen technologischen Planungsphase. In den drauffolgenden drei Jahren sollen auf dem Flughafengelände knapp 90 bidirektionale Ladepunkte entstehen.
Die E-Flotte der Fraport AG umfasst aktuell etwa 650 Fahrzeuge. Bis 2026 wird der Flughafenbetreiber weitere 600 Pkw, Kleintransporter, Busse und spezifische Abfertigungsfahrzeuge mit E-Antrieb in Dienst stellen. Deren Batteriekapazität soll während der Standzeiten auch für andere Zwecke genutzt werden können.
In Summe sollen die Akkus dieses Fuhrparks mithilfe bidirektionaler Ladetechnologie einen virtuellen Großspeicher erzeugen, der jederzeit wechselnd viel Strom aufnehmen und abgeben kann. Diesen gilt es dann über die ausgereifte Software bedarfs- und angebotsgerecht auszusteuern, ohne den täglichen Betrieb am Airport zu beeinträchtigen – so zumindest die Idee.
In der Praxis weist Fraport selbst auf einige Hürden hin. So gibt es wenige Fahrzeuge im Pkw- und Bus-Bereich, die ab Werk bidirektionales Laden unterstützen. Bei Fahrzeugen wie Flugzeug-Schleppern sieht es ähnlich aus. „Derzeit ist die Technologie noch nicht breit nutzbar, Schnittstellen sind noch nicht standardisiert. Dies gilt insbesondere für zahlreiche Spezialfahrzeuge bei der Flugzeugabfertigung“, heißt es in der Mitteilung.
Bei der Weiterentwicklung der Software wird der Flughafenbetreiber von Kooperationspartner Stromnetz Hamburg unterstützt. Die Hochschule Darmstadt begleitet die ökonomischen und technischen Aspekte wissenschaftlich. Die Projektträgerschaft hat das BMWK an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt übertragen.
„Frankfurt Airport bietet ein ideales, in sich geschlossenes Testsystem, ein so genanntes Reallabor, um bidirektionale Ladeinfrastruktur zu etablieren“, sagt Michael Kuschel, Leiter Energie und Netze der Fraport AG. „Fraport besetzt alle wesentlichen Rollen innerhalb dieses Testsystems: Wir sind Netzbetreiber und gleichzeitig wichtigster Abnehmer, die Ladepunkte sind Bestandteil unserer eigenen Infrastruktur und auch Software-Anwendung erfolgt aus unserer Hand. Dank dieser einzigartigen Konstellation sind wir in der Lage, die erforderliche Testumgebung unabhängig von derzeit noch ausstehenden technischen und regulatorischen Definitionen abzubilden.“ Entsprechende Transferkonzepte sowie Geschäftsmodelle für den öffentlichen Raum sind Bestandteile des Projekts.
Laut Kuschel strebt das Unternehmen an, bidirektionales Laden flächendeckend zu nutzen, etwa auch in den Parkhäusern. „ Mit Blick auf die kritische Infrastruktur eines Flughafens muss das System jederzeit eine stabile Netz- und Versorgungssicherheit garantieren. Das ist zunächst eine anspruchsvolle Herausforderung, wird sich aber nach erfolgreicher Umsetzung auch als entscheidender Standortvorteil erweisen“, prophezeit Kuschel. „Wirtschaftlich ergeben sich daraus ebenfalls interessante Aspekte: Wir erwarten uns von der Umstellung eine auch in preislicher Hinsicht optimierte Strombeschaffung, indem wir vorhandene Ressourcen effizient nutzen.“
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