Batterie-Material: China schränkt Graphit-Exporte ein
Das Handelsministerium und der Zoll führen zur Begründung die „nationale Sicherheit“ der Volksrepublik an. Zudem seien Exportkontrollen auf Graphit „international gängige Praxis“. Die Regelung bei Graphit sei „förderlich für die Gewährleistung der Sicherheit und Stabilität der globalen Liefer- und Industriekette und förderlich für einen besseren Schutz der nationalen Sicherheit und Interessen“, wie es in der Mitteilung des Handelsministeriums heißt. Klar ist: China ist nicht nur wie berichtet der mit Abstand größte eMobility-Markt weltweit, sondern chinesische Konzerne sind auch in der Batterieindustrie führend – entsprechend hoch ist der Eigenbedarf an Batterie-tauglichem Graphit.
Die Ausfuhrgenehmigungen umfassen synthetisches Graphit mit hoher Reinheit und Härte sowie natürliches Flockengraphit und seine Produkte. Drei weitere Arten non „hochsensiblen“ Graphitprodukten stünden bereits unter vorübergehender Kontrolle, so das Ministerium. Für fünf weniger empfindliche Graphit-Typen, die zum Beispiel in der Stahlindustrie zum Einsatz kommen, lässt China die Exportkontrollen fallen. Die neue Richtlinie werde ab dem 1. Dezember 2023 umgesetzt.
In Lithium-Ionen-Batteriezellen, wie sie in Elektroautos eingesetzt werden, hat die Anode bei heute gängigen Typen einen hohen Graphit-Anteil. Um die Energiedichte zu erhöhen, gibt es zwar Bestrebungen, an der Anode auch Silizium einzusetzen. Aber dabei handelt es sich meist nur um geringe Beimischungen, der Großteil besteht weiter aus Graphit. Somit sind fast alle heutigen Elektroauto-Batterien auf Graphit angewiesen.
Und damit hat China eine enorm wichtige Bedeutung, denn China ist der weltweit größte Graphitproduzent und -exporteur. Das Land raffiniert außerdem mehr als 90 Prozent des weltweit vorkommenden Graphits zu dem Material, das in der Batterieproduktion verwendet wird. Ein von Reuters befragter Analyst von Hyundai Motor Securities rechnet daher mit steigenden Kosten, wenn Graphit stattdessen aus Minen aus den Vereinigten Staaten oder Australien beschafft werden müsse. Als Hyundai-Angestellter wurde diese Aussage natürlich mit Blick auf den südkoreanischen Markt getroffen. Da die Abhängigkeit von China aber ähnlich hoch ist wie bei der europäischen Industrie, dürfte sich diese Aussage gut übertragen lassen.
Laut einem Artikel von „Heise“ vermuten sowohl Beobachter auf chinesischer und westlicher Seite hinter dem Schritt eine Gegenmaßnahme auf US-Sanktionen im Technologiesektor – auch die USA haben hierbei immer wieder die „nationale Sicherheit“ angeführt. Erst in dieser Woche wurden die US-Beschränkungen Beschränkungen für den Zugang chinesischer Unternehmen zu Halbleitern ausgeweitet und unter anderem der Verkauf von Chips für KI-Anwendungen ders Herstellers Nvidia untersagt. Möglicherweise spielt auch die von der EU eingeleitete Untersuchung zu E-Auto-Importen aus China eine Rolle.
Reuters zitiert einen Experten, der vor allem von dem Zeitpunkt der Ankündigung überrascht ist. „Dieser mutige und unerwartete Schritt Chinas im Graphitbereich hat uns überrascht und kam viel früher, als irgendjemand hätte vorhersagen können“, sagt Kien Huynh, Chief Commercial Officer bei Alkemy Capital Investments, einer auf Energiewende-Rohstoffe spezialisierte Investment-Gesellschaft. Andere Analysten gaben laut dem Artikel an, dass die Auswirkungen unklar seien – bei bisherigen Beschränkungen auf andere Materialien habe es „keine nennenswerten Auswirkungen auf irgendeine Branche“ gegeben, zitiert Reuters Ivan Lam, den leitenden Analyst bei Counterpoint Research.
Im Juni hatte China bereits die Ausfuhren von Gallium und Germanium mit ähnlichen Auflagen eingeschränkt. Die beiden Rohstoffe sind unter anderem für die Halbleiter-Produktion wichtig – und betreffen damit Elektroautos, aber auch viele weitere Industriezweige.
heise.de, reuters.com, mofcom.gov.cn (Mitteilung auf Chinesisch)
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