Stellantis überarbeitet alle Elektro-Vans

Gleich zwölf neue Modelle hat Stellantis bei dem eigens veranstalteten „Commercial Vehicles Ambition Day“ vorgestellt. Im Kern stehen dahinter drei Fahrzeuge, verteilt auf jeweils vier Marken. Wir haben alle Informationen in der Übersicht.

Bild: Opel

Der in Marokko abgehaltene „Stellantis Commercial Vehicles Ambition Day“ sollte vor allem die Breite des Modellangebots bei den leichten Nutzfahrzeugen demonstrieren – und auch die Marktführerschaft bei den Elektrofahrzeugen im Segment. In der Region „Enlarged Europe“ liegt der Stellantis-Marktanteil bei den elektrischen LCV schon heute bei über 40 Prozent.

„Zum ersten Mal stellt ein Hersteller sein gesamten Van-Portfolio auf einen Schlag neu auf“, sagt Xavier Peugeot, Senior Vice President der Commercial Vehicles Business Unit von Stellantis. „Wir bringen nicht nur ein neues Modell, sondern drei neue Modellfamilien – kompakte, Midsize- und große Vans.“ Die zweite Generation der Elektroantriebe kommt Ende 2023 und soll im Vergleich zu den Verbrennern keine Kompromisse bei wichtigen Faktoren wie Nutzlast oder Laderaumvolumen verlangen, so das Credo.

Neue Elektro-Kastenwagen

Auch wenn Stellantis von einer Neuauflage spricht, im Kern handelt es sich in allen Fällen doch um überarbeitete Versionen bestehender Modelle. Bei den kompakten Vans handelt es sich um das Quartett Opel/Vauxhall Combo, Citroën Berlingo, Peugeot Partner und Fiat Doblo.

Diese Fahrzeuge verfügen nun serienmäßig über eine Wärmepumpe, die den elektrischen Betrieb des Fahrzeugs effizienter machen soll. Bei der Präsentation durch Luca Marengo, Head of Product, wird zum E-Antrieb lediglich eine Reichweite von nun bis zu 330 Kilometern genannt, 50 Kilometer mehr als zuvor. Das ist beachtlich, kommt aber nicht nur von der Wärmepumpe. Wie genau dieses Reichweiten-Plus entsteht, wurde von Stellantis weder während der Veranstaltung noch in der später verschickten Pressemitteilung genau erklärt.

Auch in den einzelnen Mitteilungen der vier Marken gibt es keine einheitliche Antwort. Während Opel erst in den kommenden Wochen zum Bestellstart Details zu den Modellen nennen will, gibt es bei Citroën mehr Informationen. Der ë-Berlingo leistet zwar weiterhin 100 kW, es ist aber von maximal 270 Nm Drehmoment die Rede – zehn Newtonmeter mehr als bisher. Ob es sich dabei um eine Weiterentwicklung des bekannten Motors von Vitesco Technologies oder die 100-kW-Version der aus den Pkw-Modellen bekannten Eigenentwicklung mit 115 kW handelt, wird aber nicht spezifiziert.

Beim Stromspeicher ist von einer „neuen“ 50-kWh-Batterie die Rede. Bei den Kastenwagen waren die 50 kWh bisher eine Brutto-Angabe, der nutzbare Netto-Energiegehalt lag bei rund 45 kWh. In den Pkw-Modellen wird inzwischen eine Batterie mit 54 kWh brutto und 50 kWh netto verbaut. Ob diese Batterie auch im ë-Berlingo und seinen Schwestermodellen zum Einsatz kommt und als „neue 50-kWh-Batterie“ bezeichnet wird, ist nicht bestätigt. Der Wechsel auf die 54-kWh-Batterie würde aber das Reichweiten-Plus erklären.

Die Kompakt-Vans sollen sich bei dem gleichen Antrieb untereinander vor allem durch spezielle Features unterscheiden. Bei Opel gibt es zum Beispiel Matrix-LED-Scheinwerfer für die beste Sicht, Peugeot bietet sein i-Cockpit (bei dem man nicht durch den Lenkradkranz hindurch, sondern über das tiefer platzierte Lenkrad hinweg auf die Instrumente schaut), Fiat mit seiner „Magic Cargo“ die höchste Flexibilität im Laderaum und Citroën-Kunden sollen mit speziellen Komfort-Sitzen gelockt werden. Bei Citroën und Peugeot gibt es zudem das neue Markenlogo an der Front, bei Opel wurde das Design mit dem „Opel Vizor“ an die Pkw-Modelle der Marke angelehnt. Das Angebot umfasst vier Karosserieversionen, zwei Längen und Versionen mit bis zu 780 Kilogramm Nutzlast.

Fünf-Meter-Vans behalten ihren E-Antrieb

Auch eine Klasse darüber gibt es vier neue Modelle mit bekanntem Namen, den Opel/Vauxhall Vivaro, Citroën Jumpy, Fiat Scudo und Peugeot Expert. Das Design wurde rundum aufgefrischt, innen gibt es nun ein neues Cockpit mit Zehn-Zoll-Fahrerdisplay und mehr Ablagen als bisher.

Beim Antrieb gibt es keine Änderung, der Motor leistet nach wie vor 100 kW. Es bleibt bei 50 oder 75 kWh Energiegehalt der Batterie, beides sind Brutto-Werte. Daher steigt die Reichweite hier „nur“ um 20 auf nun 350 Kilometer aufgrund diverser Effizienz-Maßnahmen. Alternativ gibt es hier auch den Brennstoffzellen-Antrieb, der mit drei Wasserstoff-Tanks und einer Batterie eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern bieten soll – was laut Stellantis in nur fünf Minuten nachgetankt werden könne.

In dieser Klasse gibt es bei den Modellen insgesamt sechs Karosserietypen, künftig nur noch zwei statt drei Längen (das 4,60 Meter lange S-Modell wurde gestrichen), die bis zu 1,4 Tonnen Nutzlast oder 6,6 Kubikmeter Ladevolumen bieten.

Große Vans bieten bis zu 420 Kilometer Reichweite

Den wohl größten Sprung bringt die zweite E-Antriebs-Generation bei den großen Vans – also dem Quartett bestehend aus Fiat Ducato, Opel Movano, Citroën Jumper und Peugeot Boxer. Später in diesem Jahr soll auch die US-Version Ram Pro Master BEV vorgestellt werden.

Die Reichweite der großen E-Vans beträgt in der WLTP-Norm künftig bis zu 420 Kilometer – bisher waren auf dem Papier maximal 280 Kilometer möglich. Erreicht wird das durch eine 110 kWh große Batterie – die Varianten mit 37 und 70 kWh wurden übrigens ersatzlos gestrichen. Diese kann mit 150 kW in der Spitze geladen werden, womit Schnellladevorgänge von null auf 80 Prozent „weniger als eine Stunde“ dauern sollen, wie Produktmanager Marengo angibt. Der bisher 90 kW starke Elektromotor wird durch einen 200-kW-Motor mit 400 Nm Drehmoment ersetzt.

Und: Auch die großen Vans erhalten ab Mitte 2024 eine angepasste Version des Wasserstoff-Antriebs, der dann bis zu 500 Kilometer Reichweite bieten soll – und kürzere Tankzeiten als Ladezeiten der Batterie-elektrischen Modelle.

Wie bisher werden die großen Vans in vier Längen und drei Höhen angeboten, die entweder bis zu 1,5 Tonnen Nutzlast oder 17 Kubikmeter Laderaumvolumen bieten. Das Portfolio umfasst sieben Karosserieversionen, darunter künftig auch eine spezielle Delivery-Version für Lieferdienste. Diese soll sich unter anderem durch ein Rolltor anstelle der Hecktüre auszeichnen.

400-Volt-PTO für elektrische Verbraucher

Übrigens: Alle Modelle über die drei Produktfamilien hinweg verfügen ab Werk über mindestens 18 Assistenzsysteme, verbesserte Connectivity-Funktionen (so soll etwa die Lieferroute an die aktuelle Verkehrslage angepasst werden) und bei den Elektromodellen soll auch ein ePTO verfügbar sein. Dieser elektrische „Power Take Off“ soll den Betrieb anderer elektrischer Verbraucher mit Strom aus dem Antriebsakku ermöglichen – etwa über Steckdosen elektrische Werkzeuge beim Handwerker-Einsatz (oder das Nachladen von Akkus für die Werkzeuge) oder auch ein Kühlaufbau soll so mit Energie versorgt werden – nicht nur mit 230, sondern auch mit 400 Volt.

Bei der Veranstaltung stand zwar Europa im Fokus, aber nicht nur über die Ankündigung des RAM Pro Master BEV wurde auch der wichtige US-Markt erwähnt. Der bereits vorgestellte Pickup Ram 1500 Rev soll Ende 2024 auf den Markt kommen. Davon ausgehend wird die Marke Ram innerhalb von zwei Jahren vier elektrische Pickup-Modelle vorstellen, um zusammen mit dem Pro Master BEV alle Kundenwünsche mit einem Elektroantrieb zu bedienen.

„Die Essenz unserer kundenorientierten Erneuerung unserer gesamten Transporterpalette besteht darin, keine Kompromisse einzugehen – in Bezug auf Reichweite, Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Konnektivität“, so Marengo.

Einen für den Flotten-Einsatz wichtigen Punkt hat Stellantis bei allen Modellen bisher außen vor gelassen: den Preis. Mit all den Antriebs- und Vernetzungsoptionen kann das Fahrzeug zwar gut in die betrieblichen Abläufe passen – aber es muss auch bei den Anschaffungs- oder Gesamtkosten wettbewerbsfähig sein.

stellantis.com (Konzern-Mitteilung), stellantis.com (Citroën), stellantis.com (Opel), stellantis.com (Peugeot), stellantis.com (Fiat Professional)

6 Kommentare

zu „Stellantis überarbeitet alle Elektro-Vans“
Markus Müller
24.10.2023 um 17:39
Ein FCEV-Ducato (bzw. Boxer, Jumper, Movano) könnte ein tolles Basisfahrzeug für einen Campervan abgeben. An die Ostsee, Nordsee, nach Italien oder Südfrankreich fahren, an der letzten H2-Tankstelle auf der Autobahn die Tanks noch einmal füllen und dann mit über 100 kWh Energiereserve den Standplatz ansteuern. Das wäre super.
Grzegorz Koczyba
25.10.2023 um 06:49
Stellantis nie wieder !!! Habe einen Opel Vivaro extra long E gekauft ,an diesem Fahrzeug würden schon in den ersten Monaten gravierende Fehler entdeckt! Wochenlang könnte ich das Auto nicht benutzen ,ständige Werkstatt Termine ,Ersatzwagen und lauter Ausreden.Dad Fahrzeug ist einfach eine Katastrophe,nach 15 Monaten immer noch sehr viele Mängel die von Opel nicht behoben wurden,etliche Werkstätten schon besucht , Fernprogrammierung aus Rumänien,keine Fachleute und vom Opel-Assistance ganz zu schweigen ! Ich rate jedem davon ab diese Fahrzeuge zu kaufen!!!!!!
Markus
25.10.2023 um 12:09
Soso, mit FCEV durch Europa zum campen. Die aktuelle Karte mit Säulen habens aber im Blick? Allzu weit sollte man sich aus der Wasserstoffblase Zentraleuropa nicht entfernen. Find ich bisserl wenig für Camper. Und wenn die eine Säule grad mal wieder defekt ist Pech gehabt. Die Tanke in Venedig ist ja immerhin seit Juni 2022 in der Inbetriebnahmephase, wird sicher nicht mehr lange dauern. :DDa nehm ich doch lieber mal den guten alten Stecker und fahr a bisserl länger... Grad mit Camper sollt das ja mal kein Problem sein... Einfach den Urlaub mit der Fahrt schon beginnen und nicht erst bei der Ankunft. Viel entspannter. ;)
eMarkus
20.12.2023 um 12:54
Hallo Markus Ich war diesen Sommer mit dem Elektroauto (2.4 Tonnen) und dem Wohnanhänger (1.5 Tonnen) für 4 Monate in Italien unterwegs. Die Adria via Carole runter bis Vieste (Nähe Bari) quer hinüber nach Salerno (Nähe Neapel) und wieder zurück am Mittelmeer inkl. Ligurien. Mit etwas Planungsgeschick funktioniert das ganz gut. 3000 km ohne nennenswerte Probleme. Gruss Markus
Markus Müller
25.10.2023 um 12:23
Haben Sie schon gehört, was die EU bezüglich H2-Tankstellern (und MegaChargern) beschlossen hat?
Markus Müller
25.10.2023 um 12:28
Hatte 3 Jahre das im Prinzip gleich Fahrzeug, einen Citroën Spacetourer, von Pössl ausgebaut zum Campster. Unglaublich gutes Fahrzeug, v.a. im Vergleich zum Preis. Nie ein Problem. Riesige Service-Intervalle und über 1'000 km mit einem Tank (bzw. unter 7 Liter pro 100 km), trotz beträchtlichem Gewicht. Toyota vertreibt übrigens das im Prinzip gleiche Fahrzeug aus der gleichen Fabrik, hat es auch mitentwickelt, und die sind nicht gerade dafür bekannt, dass sie bei der Qualität Kompromisse machen.

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