UAW einigt sich mit den Big Three

In den USA hat die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) nach sechs Wochen ihre Streiks gegen Ford, General Motors und Stellantis beendet, nachdem sie mit allen drei Autoherstellern vorläufige Vereinbarungen erzielen konnte. Diese sehen in erster Linie deutlich höhere Löhne vor.

Die seit Mitte September andauernden Streiks sind mit der Einigung zwar vorerst beendet, aber noch nicht ganz vom Tisch: Denn bisher handelt es sich bei allen drei Herstellern nur um vorläufige Vereinbarungen, die nun noch in verbindliche Verträge umgewandelt werden müssen. Ein erneuter Streit in diesem Prozess ist nach aktuellem Stand zwar unwahrscheinlich, aber eben noch möglich.

In den Verhandlungen hatte die Gewerkschaft zunächst eine Lohnerhöhung von mehr als 40 Prozent gefordert. Diesen Wert konnte die UAW zwar nicht durchsetzen, mit einer vereinbarten Erhöhung des Grundlohns um rund 25 Prozent bis April 2028 sowie noch stärkere Erhöhungen beim Spitzen- und Einstiegslohn wurde aber ein deutliches Einkommensplus für die Angestellten beschlossen. Laut der UAW ist es im Falle von GM die stärkste Grundlohnerhöhung seit 22 Jahren. Da die genauen Prozentsätze zwischen GM, Stellantis und Ford variieren, haben wir alle verhandelten Details in diesem Artikel nicht aufgeführt. Sie finden die genauen Abschlüsse in den unten verlinkten Mitteilungen.

Im Fall von General Motors konnte die UAW zudem verhandeln, dass das Batteriezellen-Joint-Venture Ultium Cells von GM und LG Energy Solution in den nationalen UAW-Vertrag aufgenommen wird. Sprich: Die Mitarbeitenden in den Werken von Ultium-Cells werden künftig nach den von der UAW ausgehandelten GM-Konditionen bezahlt. Bisher hatten die Arbeiter von Ultium Cells geringere Löhne erhalten.

GM, Stellantis und Ford drohen nun zwar hohe Mehrkosten für das US-Personal, allerdings sind im Zuge der Inflation die Lebenshaltungskosten in den USA stark gestiegen – während die Konzerne hohe Gewinne eingefahren haben. Allerdings haben auch die wochenlangen Streiks mit ihrer sukzessiven Ausweitung auf weitere Werke (darunter auch die margenträchtigen SUV-Werke) ebenfalls zu hohen Kosten geführt. Bei GM wurde zuletzt auch das Werk in Spring Hill, Tennessee, bestreikt – dort werden neben dem E-SUV Cadillac Lyriq weitere SUV-Modelle von Cadillac und GMC gebaut. Zudem wurden die Pläne für mehrere Modellanläufe verschoben.

GM hatte bereits in der vergangenen Woche angedeutet, dass die künftige Investitionsplanung überdacht werden muss. Die sich damals schon anbahnenden Tarifabschlüsse in Rekordhöhe werden wohl Sparmaßnahmen in anderen Bereichen nach sich ziehen – bei Investitionen in Werke, der Modellplanung und auch technischen Details. So soll die nächste Generation des Chevrolet Bolt aus Kostengründen LFP-Batterien erhalten.

„Nachdem wir bei GM eine bahnbrechende vorläufige Vereinbarung getroffen haben, setzen wir offiziell unseren Kampf gegen alle Big Three aus“, sagte UAW-Präsident Shawn Fain in einer in sozialen Medien veröffentlichten Videobotschaft. Da die UAW alle drei großen US-Hersteller gleichzeitig bestreikt hatte, kam den Verhandlungen auch eine nationale Bedeutung zu.

Daher hat sich auch US-Präsident Joe Biden zu der Einigung geäußert. „Diese historische vorläufige Vereinbarung belohnt die Autoarbeiter, die so viel geopfert haben, mit Rekorderhöhungen, mehr bezahltem Urlaub, größerer Rentensicherheit und mehr Rechten und Respekt am Arbeitsplatz“, sagte Biden in einer Erklärung. „Ich möchte der UAW und GM dafür applaudieren, dass sie sich darauf geeinigt haben, alle GM-Arbeiter, die im Namen ihrer UAW-Brüder und -Schwestern an der Streiklinie standen, sofort zurückzuholen.“ Der US-Präsident hatte sich früh auf die Seite der Arbeiter gestellt.

cbsnews.com, uaw.org (GM), uaw-newsroom.prgloo.com (Stellantis), uaw-newsroom.prgloo.com (Ford)

1 Kommentar

zu „UAW einigt sich mit den Big Three“
erFahrer
01.11.2023 um 08:27
Danke - „ sowie noch stärkere Erhöhungen beim Spitzen- und Einstiegslohn“. …der Soitzenverdiener…damit nicht noch mehr TOP-Personal zu Tesla (ganz ohne UAW) wechselt?

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