Volvo gründet Business Unit für Energie-Dienstleistungen
Mit „Volvo Cars Energy Solutions“ will der schwedische Autobauer nach eigenen Angaben „den Übergang zu einem intelligenteren, nachhaltigeren und effizienteren Energienetz“ unterstützen. Geleitet wird der Geschäftsbereich von Alexander Petrofski. Der Schwede ist seit über 18 Jahren bei Volvo Cars und hat neben verschiedenen Bereichen der Produktion auch schon die Abteilung für Investor Relations und den Volvo Cars Tech Fund für Innovationen in Startups geleitet. Seit Mai hat Petrofski als Vice President Volvo Cars Energy Solutions den Geschäftsbereich aufgebaut, der nun vorgestellt wurde.
Zu den Kompetenzen der neuen Geschäftseinheit gehört auch bidirektionales Laden, für das der EX90 als erstes Volvo-Modell über die erforderliche Hard- und Software verfügt. Neben Vehicle-to-Grid (V2G) soll es auch Angebote rund um Vehicle-to-Home (V2H), wodurch Energie ins Haus zurückgespeist und die eigene Stromrechnung gesenkt wird, sowie Vehicle-to-Load (V2L) geben – also den Betrieb elektrischer Geräte mit Strom aus dem Antriebsakku. Das Unternehmen rechnet damit, dass Volvo Cars Energy Solutions im Laufe der Zeit jedes Jahr beträchtliche neue Umsätze mit energiebezogenen Produkten und Dienstleistungen sowie mit neuen, bisher von Volvo Cars nicht angebotenen Produkten generieren wird.
V2G-Pilotprojekt in Göteborg
Zusammen mit Göteborg Energi Nät, dem lokalen Energienetzbetreiber in der Heimatstadt von Volvo, startet der Autohersteller nun eines der ersten Vehicle-to-Grid-Pilotprogramme. Im Zuge dessen wird die V2G-Technik in das lokale Energienetz und in die häusliche Umgebung eingebunden und von realen Kunden getestet.
Volvo hat sich zwar laut früheren Aussagen von Lutz Stiegler, Solution Manager Electric Propulsion bei Volvo Cars, offen gelassen, ob man beim bidirektionalen Laden auf AC oder DC setzt (mehr dazu in dem verlinkten Artikel), in dem Göteborg-Projekt wird aber eine „kostengünstige Wallbox mit Wechselstrom (AC) verwendet“. Die Begründung gleicht jener von Stiegler: Volvo setzt hier auf Wechselstrom, „um die Alltagstauglichkeit zu unterstreichen und die technische Einführung zu beschleunigen“. DC-Wallboxen können beim bidirektionalen Laden zwar technische Vorteile haben, sind aber teuer und selten – aus Sicht der Schweden sind damit ein Test der Alltagstauglichkeit und die schnelle Einführung eben nicht in dem gewünschten Umfang möglich.
Als Projektziel gibt Volvo an, die Akzeptanz von Netzbetreibern fördern und ihnen die Vorteile von V2G aufzuzeigen zu wollen. Zudem fungiere das Porjekt auch als ein Testlabor außerhalb der unternehmenseigenen Forschungs- und Entwicklungszentren, um neue Zukunftstechnik zu erproben.
„Mit bidirektionalem Laden lässt sich die Hochvoltbatterie im E-Auto als zusätzliche Energiequelle nutzen, um den eigenen Haushalt, andere elektrische Geräte oder ein weiteres Volvo Elektrofahrzeug mit Strom zu versorgen“, sagt Petrofski. „Der nächste Schritt wäre, diese Funktion in ganz Schweden einzuführen, um den Weg für eine noch breitere Akzeptanz ähnlicher Lade- und Energiespeicherdienste in ganz Europa zu ebnen.“
Volvo geht davon aus, dass die bis Mitte des Jahrzehnts ausgelieferten E-Autos der Marke über eine kumulierte Batteriekapazität von rund 50 Gigawattstunden (GWh) verfügen werden. Aber: Auf einer durchschnittlichen Fahrt in Europa verbrauchen diese Elektrofahrzeuge laut Volvo weniger als 10 kWh pro Tag. 90 Prozent aller täglichen Fahrten kommen mit nicht mehr als 20 kWh aus. Dadurch bleibe genügend Batteriekapazität übrig, die sich für andere Zwecke nutzen lässt.
„Mit Hilfe von Smart Charging lässt sich der vollelektrische Volvo mit Blick auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zum jeweils günstigsten Zeitpunkt aufladen“, so Alexander Petrofski. „Die Energie lässt sich zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, wenn die Preise höher sind und der Energiemix weniger nachhaltig ist. Durch den Aufbau eines intelligenten Energie-Ökosystems rund um das Fahrzeug und dessen Batterie können Kunden Geld sparen und ihre CO2-Emissionen reduzieren. Energieunternehmen profitieren von geringeren Netzinvestitionen und einer geringeren Umweltbelastung.“
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